Flughunde stehen im Verdacht, der Menschheit einige besonders schwere Infektionskrankheiten eingebrockt zu haben.
Foto: Rajesh Puttaswamaiah, Bat Conservation India Trust

Singapur – Filoviren sind eine Familie von Viren mit berechtigt schlechtem Ruf: Zu ihren bekanntesten Vertretern zählen das Ebola- und das Marburgvirus. Beide lösen ein hämorrhagisches Fieber mit hoher Letalität aus.

Forscher aus Singapur und China haben nun ein neues Filovirus identifiziert, das eine ähnliche Bedrohung darstellen könnte. Entdeckt wurde es im Körper von Flughunden – auch bei Marburg und Ebola gelten Flughunde und Fledermäuse als sogenanntes Reservoir. In einem solchen Erregerreservoir gedeihen Viren, ohne ihren Wirt krank zu machen oder gar zu töten. Gefährlich wird es dann, wenn es zu einer Übertragung von diesem tierischen Wirt auf den Menschen kommt.

Das Menglavirus

Ein Medizinerteam um Wang Lin-Fa von der Duke-NUS Medical School in Singapur analysierte das nach der Fundregion in der südwestchinesischen Provinz Yunnan benannte Menglavirus und stellte die Ergebnisse im Fachjournal "Nature Microbiology" vor. Laut den Forschern nimmt Mengla im Stammbaum der Viren eine Mittelposition zwischen Marburg und Ebola ein. Nur etwa 32 bis 54 Prozent seines Erbguts entsprechen dem bereits bekannter Filoviren, es handle sich also um eine eigene Gattung.

Leider weist Mengla aber auch einige Parallelen zu seinen Verwandten auf: So verwendet es offenbar denselben Molekülrezeptor, das Protein NPC1, um in die Zellen von Wirten eindringen zu können und somit eine Infektion auszulösen. Die Forscher testeten das Menglavirus an Zellproben mehrerer Tierarten und stellten fest, dass ein hohes Risiko für Übertragungen zwischen verschiedenen Spezies besteht. Mengla hat also zumindest theoretisch auch das Potenzial für eine Zoonose, eine Krankheitsübertragung vom Tier auf den Menschen.

Wang Lin-Fas Kollege Patrick Casey weist auf die Bedeutung von Entdeckungen wie der des Menglavirus hin: Angesichts globalisierter Verkehrsnetze, die die Ausbreitung von Krankheiten befördern, sei es wichtig, potenzielle Bedrohungen durch Viren schon im Vorfeld zu identifizieren, um rechtzeitig Behandlungen und Eindämmungsmaßnahmen entwickeln zu können. (red, 20. 1. 2019)