Getreidegasse, Hofstallgasse und die Festung sind die klassischen Ameisenstraßen für Touristen in Salzburg. Mit Alternativrouten sollen die Ströme nun entzerrt werden.

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Obergrenze? Welche Obergrenze? Noch keiner habe sagen können, wo die Grenze an Touristen liege, die eine Stadt verträgt, betont der Salzburger Bürgermeister Harald Preuner (ÖVP). Der Knackpunkt sei erreicht, wenn die Einheimischen nicht mehr mitspielen. Man könne in Salzburg keine Sperren mit Drehkreuzen einrichten, wie in Dubrovnik oder Venedig diskutiert werde, sagt Preuner und lehnt Besucherobergrenzen ab.

Das sah Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) im Vorjahr anders. Er sagte, bei 30 Millionen Nächtigungen landesweit sei der Zenit erreicht. Das gesamte Bundesland liegt derzeit bei 29,3 Millionen Übernachtungen im Jahr.

3,1 Millionen Nächtigungen

Auch die Stadt präsentiert mit der Tourismusstatistik jedes Jahr neue Rekorde. 3,1 Millionen Nächtigungen verzeichnete die Mozartstadt im vergangenen Jahr. Das ist eine neuerliche Steigerung von 3,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Hinzu kommen rund 6,5 Millionen Tagestouristen und die nicht erfassten Airbnb-Buchungen. Die 13.000 Betten waren zu 61 Prozent und die Zimmer zu 80 Prozent ausgelastet. Wann die Erträglichkeitsgrenze der 152.000 Einwohner erreicht ist, ist nur eine Frage der Zeit. "Wir kommen in eine Größenordnung, die wir kritisch hinterfragen müssen", sagt Preuner und will die Touristenströme entzerren.

Mit dem im Juni eingeführten Onlinereisebussystem konnten die Busse besser aufgeteilt werden, sagt Preuner. 40.000 Reisebusse kamen im Vorjahr in Salzburg an. Die Zufahrt zu einem der Busterminals in der Paris-Lodron-Straße und im Nonntal soll künftig 38 statt bisher 24 Euro kosten. Die Stadt sucht noch nach einem Instrument, die Busanzahl zu drosseln, etwa indem die Aufenthaltsdauer einbezogen wird.

Illegale Busausstiege

In der Adventzeit hat es Probleme gegeben: Die Busslots waren zeitweise voll ausgelastet, das öffentliche WC am Busterminal wurde zu früh geschlossen, und einige Busse hätten die Besucher einfach in der Lastenstraße, beim Schloss Mirabell oder beim Hofwirt am Ende der Linzergasse illegal aus- und einsteigen lassen, räumt der Bürgermeister ein. Ein Grund warum er keine höhere Gebühr verlangen möchte.

Im Juli und August soll ein zusätzlicher Direktbusshuttle vom Park-and-ride-Parkplatz auf dem Messegelände die Stadt vom Individualverkehr entlasten. Bisher fuhren die Tagesbesucher mit dem Obus in die Stadt.

Maximal 25 Touristen in einer Gruppe

Mit neuen Themenrouten sollen die Touristen von den Ameisenrouten in andere Straßenzüge gelockt werden. Statt Getreidegasse, Festung und Mozarthaus sollen als Alternativrouten etwa die Stadtberge, ein Kirchenrundweg und ein Walk of Modern Art angeboten werden. Die Gruppengröße bei geführten Touren soll auf 25 Teilnehmer limitiert werden, bei den Touristenfahrradgruppen auf 15 Personen.

Im Auftrag der Stadt erhebt die A1 Telekom Austria zwischen September 2018 und Jänner 2019 die Mobilfunkdaten der Touristen. Danach sollen Bewegungsprofile, Aufenthaltsdauer und Herkunftsländer der Besucher analysiert werden. (Stefanie Ruep, 18.1.2019)