Aufstände wie in Frankreich, im Bild eine Demo in der Gemeinde Autrans (Region Auvergne-Rhône-Alpes), gab es sonst kaum wo in Europa gegen die Einführung von Smart Metern.

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Die Aufregung war groß, als kürzlich der burgenländische Versorger einer Kundin den Strom abdrehte. Die Dame will keinen intelligenten Stromzähler im Haus. Das wirft die Frage auf, welche Rechte Konsumenten haben, wenn sie einen Smart Meter ablehnen. Immerhin wandern über das Gerät sensible Daten an den Anbieter. Was man gegen die Installation unternehmen kann, wie stark die neuen Zähler verbreitet sind und wer vom Smart Meter profitiert.

Frage: Warum jetzt der Zählertausch?

Antwort: Die Europäische Union gibt vor, dass zumindest 80 Prozent der Kunden bis zum Jahr 2020 mit intelligenten Messgeräten ausgestattet werden. Österreich hat dem zugestimmt und geht noch einen Schritt weiter. Nach einer Kosten-Nutzen-Analyse hat man festgelegt, dass bis 2022 nahezu alle Kunden, nämlich 95 Prozent, einen solchen digitalen Zähler erhalten sollen.

Frage: Kann man sich gegen einen Umtausch zur Wehr setzen?

Antwort: Die Intelligente Messgeräte-Einführungsverordnung (IME-VO) sieht vor, dass der Netzbetreiber dem Wunsch zu entsprechen hat, wenn die Kundin oder der Kunde keinen Smart Meter haben will. Ein elektronischer Zähler kann aber generell nicht abgelehnt werden. Im Fall einer Ablehnung muss der Netzbetreiber den elektronischen Zähler so konfigurieren, dass keine Monats-, Tages- und Viertelstundenwerte gespeichert und übertragen werden können und die Abschalt- sowie Leistungsbegrenzungsfunktion deaktiviert sind. Das muss am Messgerät ersichtlich sein. Das heißt, ein Kunde kann sich gegen die Funktionalitäten eines Smart Meter entscheiden – sogenanntes Opt-out –, allerdings nicht gegen die Installation eines elektronischen Zählers an sich.

Frage: An wen muss man sich für einen Opt-out wenden?

Antwort: Dafür muss sich der Kunde oder die Kundin immer an den betreffenden Netzbetreiber wenden.

Frage: Wie erfahre ich, ob und wann mein Zähler getauscht wird?

Antwort: Der Netzbetreiber informiert seine Kunden schriftlich über den Termin und die Rahmenbedingungen des Zählertausches.

Die Installation der Smart Meter ist noch nicht allzu weit vorgedrungen.
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Frage: Wie viele Zähler sind in Österreich bereits getauscht?

Antwort: Von den rund sechs Millionen potenziell betroffenen Zählpunkten sind Ende 2018 rund eine Million digitale Stromzähler installiert – das sind 17 Prozent Roll-out-Quote österreichweit.

Frage: Bleiben die Abrechnungszeiträume dieselben wie bisher?

Antwort: Wenn ein intelligentes Messgerät eingebaut ist, hat der Kunde das Recht, satt einer Jahres- eine monatliche Rechnung zu erhalten, wie dies in anderen Bereichen, etwa bei Handys, ganz normal ist.

Frage: Was sind die Vorteile eines Smart Meter für Konsumenten?

Antwort: Damit erhalten Privathaushalte erstmals eine bessere Kostenkontrolle über ihren Energieverbrauch. Derzeit gibt es Informationen zum Verbrauch nur einmal im Jahr – und zwar dann, wenn die Jahresabrechnung ins Haus flattert. Das wäre so, wie wenn sie jedes Jahr nur eine Handyrechnung bekämen und zwischendurch nicht wüssten, wie viel sie telefoniert haben. Durch die Möglichkeit, jederzeit den Verbrauch ablesen zu können, gibt es keine unliebsamen Überraschungen mehr bei der Jahresabrechnung, Nachzahlungen können weitgehend vermieden werden.

Frage: Kommt noch jemand zum Ablesen des Zählers ins Haus?

Antwort: Das erübrigt sich. Durch einen Smart Meter werden die Daten digital übermittelt, eine Zählerablesung vor Ort ist nicht mehr nötig.

Frage: Welche Vorteile haben Netzbetreiber bzw. Stromanbieter?

Antwort: Smart Meter bringen dem Netzbetreiber eine neue Qualität und Quantität an Daten sowie zusätzliche Steuerungsmöglichkeiten. Mittels intelligenter Stromzähler können Verbrauchsspitzen geglättet und vorhandene Speicherkapazitäten besser eingesetzt werden. Smart Meter stellen für die Netzbetreiber wichtige Bausteine für die Energiesysteme der Zukunft dar. Durch smarte Technologien kann die steigende Menge dezentral erzeugter Energie aus Fotovoltaik- oder Windkraftanlagen volkswirtschaftlich optimiert in das Netz eingebunden werden. Stromlieferanten wiederum haben die Möglichkeit – sofern der Kunde dies wünscht – mehr Produkte anzubieten, als dies in der Vergangenheit möglich war, weil sie durch das 15-Minuten-Clearing mehr Informationen zur Verfügung haben. Dadurch soll der Markt für weitere Stromlieferanten attraktiver werden. Viele Anbieter bedeuten, dass eher mit Preissenkungen als mit Verteuerungen zu rechnen ist.

Frage: Gibt es auch Nachteile?

Antwort: Manche fürchten, "gläsern" zu werden, dass über den Stromverbrauch auf Lebensgewohnheiten rückgeschlossen werden kann. Aus Sicht der Regulierungsbehörde E-Control überwiegen jedoch klar die Vorteile.

Frage: Wie sicher sind die Daten?

Antwort: Die durch Smart Meter erhobenen Kundendaten unterliegen wie alle anderen Daten den strengen Datenschutzbestimmungen der EU und Österreichs. Darüber hinaus bestehen genaue gesetzliche Regelungen, welche Daten mit Smart Metern erhoben und wofür diese verwendet werden dürfen. Die Netzbetreiber arbeiten schon jetzt mit heiklen Kundendaten wie Kontonummer, Name, Adresse und verfügen daher über sehr hohe SicherheitsStandards. Wie bei jeder anderen digitalen Kommunikationsform kann absolute Sicherheit nicht garantiert werden.

Frage: Was kostet der Zählertausch?

Antwort: Es fallen für den Endkunden keine einmaligen Installationskosten beim Einbau der Smart Meter an. Der Zählertausch ist von den laufenden Entgelten bereits umfasst. Auch dürfen Netzbetreiber keine über die verordneten Entgelte hinausgehenden Leistungen verrechnen. (Günther Strobl, 24.1.2019)