Wien – Zurückhaltung wurde bei der Bekanntgabe des Standorts der neuen Wiener Multifunktionsarena keine mehr an den Tag gelegt. Finanzstadtrat Peter Hanke (SPÖ) sprach von einer "Landmark" für Wien und einem "Leuchtturmprojekt in Europa", mit dem man "international für Furore" sorgen wolle. Und Wien-Holding-Geschäftsführer Kurt Gollowitzer meinte, dass man mit der neuen Halle wieder die "ganz großen Topsuperstars nach Wien bringen" könne – namentlich U2, Adele, Eminem oder Billy Joel.

Die Stadt Wien legt sich die Latte mit dem geplanten Bauprojekt hoch. Dabei ist vieles, was die Arena betrifft, noch völlig unklar. Weder die Finanzierung steht noch das Betriebskonzept, die Architektur, Bauausführung oder Verkehrsplanung. Seit Mittwoch ist aber offiziell, dass die Halle in Neu Marx errichtet wird.

Auf diesem Gelände wird die neue Veranstaltungshalle entstehen – sie soll 2024 fertiggestellt sein.
Grafik: Der Standard

Eventhalle statt ORF-Zentrum

Und zwar auf jenem Teil des ehemaligen Schlachthofareals in Wien-Landstraße, der von der Stadt als Grundeigentümer bis Ende 2013 für den ORF reserviert worden ist. Hier sollte die neue Konzernzentrale errichtet werden. Der ORF winkte aber bekanntlich ab.

Die verfügbare riesige Fläche, die nach dem Abriss der alten Fleischmarkthallen vor rund zehn Jahren frei wurde, beträgt rund 45.000 Quadratmeter. Sie ist damit eine der größten innerstädtischen Leerflächen Wiens. Direkt angrenzend befinden sich die denkmalgeschützte Marx-Halle, die ebenfalls für Konzerte, Messen und andere Veranstaltungen genutzt wird, sowie das Media Quarter Marx.

Kostenobergrenze 250 Millionen Euro

Als Kostenobergrenze für sein "Herzensprojekt", wie Hanke die Arena bezeichnete, nannte der Stadtrat 250 Millionen Euro. Offen ist, ob internationale Konzerne als Partner ins Boot geholt werden. Aber auch ein Alleingang der Stadt sei denkbar, meinte Hanke: "Wir können uns das als Stadt und Wien Holding leisten."

Der Bau der Halle, die vorerst unter "Wien Holding Arena" firmiert, wird vom städtischen Unternehmen abgewickelt. Bis 2021 sollen ein Namenssponsor gefunden und das Markenrecht vergeben werden.

Die Halle soll laut Hanke zu den Top drei Europas zählen und in puncto Dimension sowie Lage mit der O2-Arena in London oder der Lanxess Arena in Köln vergleichbar sein. Beide haben ein Fassungsvermögen von rund 20.000 Besuchern.

Für die neue Wiener Arena rechnet Hanke mit 130 Veranstaltungstagen pro Jahr und einer Wertschöpfung von mehr als 100 Millionen Euro. Neben Konzerten sollen hier auch große Sportevents wie Welt- und Europameisterschaften stattfinden.

Eröffnung im Jahr 2024

Der Weg dahin ist freilich noch ein weiter. Bis Ende März soll das Raum- und Funktionskonzept für die Halle stehen. Danach erfolgt der Start für einen Architekturwettbewerb. Die Ausschreibung für den Bau, der von einem Generalunternehmen durchgeführt wird, soll im zweiten Quartal 2020 veröffentlicht werden, der Spatenstich Ende 2021 erfolgen. Hanke rechnet mit einer Eröffnung im Jahr 2024.

Neu Marx setzte sich bei der Standortsuche, die auch von externen Experten begleitet wurde, klar durch. Zehn Flächen wurden untersucht. Auf der Shortlist standen noch das Dusika-Stadion, das für den Neubau abgerissen werden hätte müssen, und eine Fläche in Donaufeld nahe der U1-Station Kagran.

Fokus auf Breitensport in der Stadthalle

Die Stadthalle hat mit dem Start der neuen Arena als größte Eventhalle des Landes ausgedient. Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) will den Bau "schrittweise sanieren", danach soll Breitensport in der Stadthalle eine größere Rolle spielen. Auch Kulturevents soll es weiterhin geben. Die konkrete Nachnutzung werde aber erst nach Fertigstellung eines Veranstaltungskonzepts feststehen.

Neue Ballsporthalle in Wien geplant

Zudem gibt es nach Informationen des STANDARD Pläne für eine Wiener Ballsporthalle, die von vielen Vereinen seit Jahren ge forderte wird. Details dürften im Februar präsentiert werden. (David Krutzler, 30.1.2019)