Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler) hat ihre Meisterin gefunden: Anaïs Schmitz (Florence Kasumba) lässt sich nichts gefallen.

Foto: ORF/ARD/Christine Schroeder

Es hätte so ein guter Tatort werden können. Die Zutaten dafür sind alle vorhanden: tolle Schauspielerinnen und eine spannende Geschichte, die ein gesellschaftlich brisantes Thema behandelt. Trotzdem ist Das verschwundene Kind (Sonntag, 20.15 Uhr, ORF 2), der 26. Fall für Kommissarin Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler) und der erste aus Göttingen, leider schiefgegangen.

Die 15-jährige Julija (beeindruckend: Lilly Barshy) leidet unter entsetzlichen Schmerzen, flieht aus der väterlichen Wohnung und entbindet ein Kind in einer Sportplatzumkleide. Offensichtlich überfordert – und überrascht – von der Geburt, holt sie ihren Bruder zu Hilfe. Der hat eine gewalttätige Vergangenheit und darf sich seiner Schwester eigentlich nicht nähern. Als er die blutige Szenerie betritt, ist der Säugling schon verschwunden.

Der Fall behandelt das schier unfassbare Phänomen von Frauen, die die eigene Schwangerschaft bis zur Geburt nicht bemerken, mit oft schlimmen Folgen.

In der Umsetzung scheitert der Tatort aber über weite Strecken – vor allem, weil man den Darstellern das Gesagte oft einfach nicht abnimmt. Der Konflikt zwischen der nach Göttingen strafversetzten Lindholm und ihrer neuen Kollegin Anaïs Schmitz (Florence Kasumba) muss sich natürlich am Rande auch um einen Mann drehen. Und er verläuft auch sonst so, dass man vermeint, kommentierende Katzenkampfgeräusche vom Regiestuhl zu hören.

Dabei haben sowohl Furtwängler als auch Kasumba zweifelsohne das Zeug, ein spannendes Tatort-Duo zu werden. Das hat beim ersten Versuch nicht geklappt – vielleicht läuft es ja beim zweiten Fall aus Göttingen besser. (Sebastian Fellner, 2.2.2019)