In Salzburg wird in allen 119 Gemeinden am 10. März gewählt.

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Salzburg – Wenn am 10. März rund 434.000 Salzburger und Salzburgerinnen sowie in Salzburg lebende EU-Bürger die 119 Bürgermeister und Gemeindevertretungen wählen, dann richten sich naturgemäß alle Augen auf die mit Abstand größte Gemeinde: auf die Landeshauptstadt. Und hier geht es auch um viel. Mit Harald Preuner stellt sich erstmals in der Geschichte der Stadt ein Schwarzer bei der Bürgermeisterdirektwahl der Wiederwahl. Und im Gemeinderat könnten sich die Mehrheitsverhältnisse von SPÖ und Grünen auf Schwarz-Blau-Pink kehren.

Neben der Landeshauptstadt gibt es freilich auch in anderen Gemeinden spannende Besonderheiten. In Folge ein paar Beispiele.

30 Gemeinden mit nur einem Kandidaten

In der "Hauptstadt" des Ennspongau, in Radstadt, erwartet die FPÖ bei der Bürgermeisterwahl eine "gmahde Wiesn". Denn FPÖ-Nationalrat Christian Pewny kann die Wahl zum Bürgermeister kampflos gewinnen. Eine Blamage für SPÖ und die "Bürgermeisterpartei" ÖVP; beide Parteien fanden keinen geeigneten Kandidaten. Die rund 5.000 Einwohner stimmen nun am 10. März nur noch mit Ja oder Nein ab. Nur wenn Pewny nicht mehr als 50 Prozent der Stimmen erhält, könnten die 21 Gemeindevertreter einen anderen Bürgermeister aus ihren Reihen wählen.

Radstadt ist bei weitem kein Einzelfall: In insgesamt 30 Salzburger Gemeinden gibt es nur einen einzigen Bürgermeisterkandidaten. Das ist immerhin rund ein Viertel aller Kommunen. Die Zahl könne sich theoretisch noch geringfügig ändern, denn die Frist, innerhalb derer die Kandidatenlisten geprüft werden, endet erst am 12. Februar. Derzeit sind es im Flachgau insgesamt neun Gemeinden in denen jeweils nur ein ÖVP-Bürgermeister antritt. Im Lungau tritt in acht der insgesamt 15 Gemeinden nur ein Kandidat an. Im Pongau sind es sieben Gemeinden, im Pinzgau fünf und im Tennengau die Gemeinde Scheffau.

Anstellung für Bürgermeister

Die Vertreter fast aller Parteien beklagen, dass es immer schwieriger werde, Kandidaten – vor allem für das Bürgermeisteramt – zu finden. Die Suche gestaltet sich offensichtlich derart schwierig, dass die SPÖ schon angekündigt hat, im Landtag eine Initiative zu starten, um den Bürgermeistersessel wieder erstrebenswerter zu machen. So soll das Bürgermeisteramt rechtlich in ein Anstellungsverhältnis, das auf die Dauer der Amtsperiode befristet ist, umgewandelt werden, um eine einigermaßen funktionierende soziale Absicherung anbieten zu können. Vorbild ist Bayern.

Blaues Debakel

Aber zurück zur FPÖ: Ein Debakel erlebten die Blauen hingegen in Zell am See. In der Pinzgauer Bezirkshauptstadt werden die Blauen nicht antreten. Nach der Parteispaltung in die FPÖ-alt und die Freie Partei Salzburg (FPS) von Karl Schnell sind dort so gut wie alle Freiheitlichen zu Schnell übergelaufen, die FPÖ-alt hat schlicht keine Kandidaten und keine Kandidatinnen gefunden.

Die blaue Chefin probiert es

Marlene Svazek, die Salzburger FPÖ-Chefin und ehemalige Zukunftshoffnung der Bundespartei, will nun Bürgermeisterin ihrer Heimatgemeinde Großgmain werden. Die 26-Jährige kämpft nicht nur gegen den sozialdemokratischen und gegen den schwarzen Mitbewerber. Sie hat auch mit Gegenwind aus dem eigenen Lager zu tun: Die FPS tritt ebenfalls zur Gemeinderatswahl an.

Schafft es Svazek ins Bürgermeisteramt, wäre sie eine Ausnahmeerscheinung in Salzburg: Aktuell gibt es nämlich nur fünf Bürgermeisterinnen, ein Negativrekord in Österreich.

Schwarz-Grün in Goldegg

Ein spezielles politisches Pflaster ist Goldegg. Die Pongauer Gemeinde ist ein Politikernest. Landeshauptmannstellvertreter Christian Stöckl (ÖVP), Ex-Stronach-Wohnbaulandesrat Hans Mayr und Neos-Landesparteichef Sepp Schellhorn oder Ex-Grünen-Landesobmann Cyriak Schwaighofer kommen aus dem durch die Veranstaltungsreihe "Goldegger Dialoge" und nicht zuletzt wegen der Auseinandersetzung um die Nazi-Geschichte des Ortes österreichweit bekanntgewordenen Dorfes.

An Bürgermeisterkandidaten fehlt es Goldegg nicht. Der amtierende schwarze Bürgermeister Johann Fleißner geht am 10. März mit der grünen Bürgerinitiative (BIG) von Cyriak Schwaighofer ins Rennen, weil ihn die ÖVP nicht mehr nominiert hat. ÖVP-Kandidat ist der bisherige Vizebürgermeister, auch die SPÖ tritt mit einem Kandidaten an.

Formale Hoppalas

Besonders blöd ist es aus Sicht der politischen Parteien, wenn Kandidaturen an Formalfehlern scheitern. Und das kommt öfter vor, als man gemeinhin glaubt, wie drei Beispiele aus dem Flachgau zeigen.

In Oberndorf ist die Kandidatur der Ein-Mann-Fraktion der FPS an den Tücken des Formulars gescheitert. Der Kandidat hat vergessen, seinen Namen in die Kandidatenliste einzutragen.

Im kleinen Ebenau wiederum haben die Grünen ihr formales Waterloo erlebt. Sie scheiterten bei der Einreichung ebenso wie die Bürgermeisterkandidatin der SPÖ in St. Georgen.

Homophobe Töne

Ziemlich untergriffig geht es hingegen in der Stille-Nacht-Gemeinde Oberndorf im Flachgau zu. Hier tritt für die SPÖ mit Gewerkschaftssekretär Georg Djundja ein Bürgermeisterkandidat an, der sich offen zu seiner Homosexualität bekennt. Die Bürgerinitiative "Neue Oberndorfer Wählergemeinschaft", die mit drei Sitzen im Gemeinderat in der Opposition ist, kommentierte auf Facebook, dass Djundja die "Herausforderungen, die ein Familienleben mit sich bringt, gar nicht kennt."

Djundja dürften die Attacken übrigens mehr geholfen als geschadet haben; er ist nun landesweit bekannt und hat gute Chancen, sich gegen seine schwarze Kontrahentin, Steuerberaterin Sabine Mayrhofer, durchzusetzen. (Thomas Neuhold, Stefanie Ruep, 8.2.2019)