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Instagram will es schwerer machen, Fotos von Selbstverletzungen und Suizid zu finden.

Foto: Reuters

Molly Russell galt als nettes, mitfühlendes Mädchen. Sie ritt und segelte gern und in der Schule sollte sie bald in einer Hauptrolle an einem Theaterstück mitwirken. Ihre Depressionen hatte die 14-jährige Britin gut geheim gehalten. Ihr Suizid im Dezember 2017 entsetzte nicht nur ihre Familie, sondern sorgte auch über das Vereinte Königreich hinaus für Schlagzeilen.

Posthum waren auf Russels Social Media-Konten verstörende Inhalte gefunden worden. Was sie nach außen geheim hielt, dem setzte sie sich auf den Bildernetzwerken Instagram und Pinterest aus. Sie hatte sich Abbildungen von Selbstverletzungen und Suizid angesehen. Der Vorschlagsalgorithmus tat, was er immer tut – und spülte weitere Aufnahmen dieser Art auf den Bildschirm. Die Eltern erhoben schwere Vorwürfe und gaben den Netzwerken Mitschuld an der Tragödie. Instagram hat nun Verbesserungen angekündigt, schreibt der Guardian.

Filter, Mitarbeiter, Kontaktstellen

Fotos, die zur Selbstverletzung oder gar zur Selbsttötung verleiten oder diese glorifizieren, sind offiziell schon länger verboten. Jedoch sei es sehr schwer, diese Inhalte verlässlich aufzuspüren und trotzdem Postings zu solchen Themen zu ermöglichen, erklärt Adam Mosseri, der seit Ende 2018 dem zu Facebook gehörenden Netzwerk vorsteht.

Künftig sollen potenziell problematischen Aufnahmen "Sensitivity Screens" vorgeschalten werden. Nutzer bekommen dann nur eine sehr unscharfe Vorschau des jeweiligen Bildes und müssen explizit bestätigen, es ansehen zu wollen, ehe es normal dargestellt wird. Zudem habe man die Algorithmen so angepasst, dass solche Inhalte seltener in Suchergebnissen aufscheinen. Ebenso ist man dabei, das Team an menschlichen Kontrolloren aufzustocken.

Nutzern, die explizit nach Fotos dieser Art über Hashtags suchen, bietet man Informationen aus der Suizidprävention an. Künftig soll es auch möglich werden, direkt Kontakt mit Organisationen herzustellen, die entsprechende Seelsorge anbieten.

Das Thema hat in Großbritannien auch die Politik erreicht. Gesundheitsminister Matt Hancock hatte erst vor einer Woche ein Ultimatum für Facebook und Instagram ausgesprochen, stärkere Anstrengungen zu unternehmen. Laut Hancock ist Suizid im Königreich mittlerweile die häufigste Todesursache bei Jugendlichen unter 20.