In Anbetracht der anstehenden EU-Wahl hat der sonst stets heitere Rolf Holub, Kabarettist und Ex-Landesrat der Kärntner Grünen, einen ernsten Befund parat: "Es ist einfach nur traurig", sagt er. Dass sich vor dem Urnengang im Mai zwei "alte Kumpels" duellieren, will nicht in seinen Kopf.

Mit den "zwei alten Kumpels" meint der einstige Aufdecker des Hypo-Skandals seine ehemaligen Parteifreunde – Werner Kogler, der für die Grünen als Frontmann in den Wahlkampf zieht, und Johannes Voggenhuber, früher grüner EU-Parlamentarier, der nun mit Unterstützung der Liste Jetzt, vormals Pilz, an einem Bündnis mit interessierten Europabewegten bastelt.

Ein Bild aus alten Tagen: Im Jahr 2004 galten Werner Kogler und Johannes Voggenhuber noch als Parteifreunde – nun zieht der eine für die Grünen als Frontmann in den Wahlkampf, der andere bastelt an einem EU-Bündnis, unterstützt von der Liste Jetzt.
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Wegen des ungewissen Ausgangs appelliert Holub im Gespräch mit dem STANDARD an den einst von den Grünen abgesägten Voggenhuber, er solle sich doch mit Kogler "auf ein Packl hauen". Seine weiteren Empfehlungen an die Altgrünen lauten: "Beide sollen alle Animositäten beiseite lassen und sich zusammentun. Das wäre das einzig Gscheite und Vernünftige in der jetzigen Situation."

Wegen des ungewissen Ausgangs der EU-Wahl appelliert Holub an den einst von den Grünen abgesägten Voggenhuber, er solle sich doch mit Kogler "auf ein Packl hauen".
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Damit spielt Holub vor allem auf die Hürde von mindestens vier Prozent für den Einzug ins EU-Parlament und die nicht gerade rosigen Umfragewerte für beide Parteien an. Treten Voggenhuber und Kogler getrennt an, bestünde die Gefahr, dass einer der beiden verliert, wenn nicht gar, dass alle beide "auf der Strecke bleiben". Deswegen sollten sie sich wenigstens für ein Wahlbündnis zusammenraufen, meint Holub – "und natürlich müssten an der Spitze auch Frauen vertreten sein".

Listengründer Peter Pilz wiederholt im STANDARD-Gespräch das Angebot, das er und Voggenhuber den Grünen schon zu Wochenbeginn unterbreitet haben, ihnen nämlich den zweiten Platz bereitzustellen – was Kogler und Co allerdings mit dem Verweis auf eine eigene starke Kandidatur sofort abgelehnt haben. Pilz betont, dass es ihm im Kampf "gegen den Rechtsblock" im Land zunächst lediglich "um ein gemeinsames Projekt bei der EU-Wahl und nicht gleich um eine Vermählung" gehe. "Ich will damit dem Kurz schaden und sicher nicht dem Werner Kogler", versichert er, und: "Ich will damit dem Strache schaden und sicher nicht einem Rudi Anschober oder einem Georg Willi." Nachsatz: "Die Grünen haben viele kompetente Leute in den Ländern – und wir haben sie im Parlament."

Listengründer Peter Pilz betont: Ihm gehe es im Kampf "gegen den Rechtsblock" zunächst lediglich "um ein gemeinsames Projekt bei der EU-Wahl und nicht gleich um eine Vermählung" mit den Grünen.
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Bei der neugewählten grünen Bundesspitze verhallen bis dato derartige Appelle. Vize-Bundessprecherin Nina Tomaselli hält dazu fest: "Für diese EU-Wahl war immer klar, dass die Wähler und Wählerinnen starke Grüne wollen. Was uns absolut positiv stimmt, ist der grüne Aufwind, der durch Europa weht."

Bei der grünen Bundesspitze verhallen bis dato jegliche Fusionsappelle: Für Vize-Bundessprecherin Nina Tomaselli ist klar, dass die Wähler für diese EU-Wahl "starke Grüne wollen".
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Doch auch Lambert Schönleitner, Chef der steirischen Grünen, sieht wie Holub schon neues Ungemach heraufziehen – und hofft ebenfalls auf ein Einlenken beider Seiten. Dass Voggenhuber auf einer vom Ex-Grünen Pilz unterstützten Liste kandidiere, sei "ein schwerer Fehler", meint er – aber es sei "nicht zu spät, um das zu korrigieren". Wenn Voggenhuber die grüne Idee "ernst nähme, dann wüsste er, wie wichtig es wäre, dass die Bewegung nun geschlossen auftritt, um ihr nicht unnötigen Schaden zuzufügen". Schönleitners Conclusio aus dem Dilemma lautet: "Das Einzige, das nützen würde, wäre eine Umkehr von Johannes, dass er sich klar zum grünen Projekt bekennt. Das hätte sich der Werner verdient."

Auch Lambert Schönleitner, Chef der steirischen Grünen, sieht wie Holub schon neues Ungemach heraufziehen – und hofft ebenfalls auf ein Einlenken beider Seiten.
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Holub meint sogar, dass sich Kogler auf einer gemeinsamen Liste mit dem dritten oder vierten Platz begnügen könnte: "Das wäre auch kein Beinbruch. Denn der Werner wird derzeit in Österreich ja ohnehin mehr gebraucht, um die Partei wiederaufzubauen – und a echter Werner geht nicht unter."

Der Kärntner Grüne weiß bestens Bescheid über die Konsequenzen einer Spaltung. Nach dem Abtritt der Grünen im Nationalrat im Herbst 2017 flog auch Holub aus der Landesregierung und seine Partei aus dem Kärntner Landtag – weil sich zuvor ein Teil um die Ex-Landessprecherin Marion Mitsche abgespalten hatte.

Seit Monaten bastelt Holub jedenfalls an einem neuen Kabarettprogramm. "Ich gehe zurück, wo ich hergekommen bin, diesmal nicht als Beobachter der Politik, sondern als Insider." Seinen bis dato unversöhnlichen Ex-Parteifreunden droht Holub aber jetzt schon: "Wie es ausschaut, kommt jetzt noch ein grünes Kapitel dazu." (Walter Müller, Nina Weißensteiner, 8.2.2019)