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Den Vätern soll zukünftig mehr Zeit für den Nachwuchs zustehen.

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Wien – Sozialministerin Beate Hartinger-Klein (FPÖ) will einen verbindlichen Rechtsanspruch auf einen Papamonat auch in der Privatwirtschaft "so rasch als möglich" einführen. Die ÖVP bremst noch. DER STANDARD hat sich bei österreichischen Unternehmen umgehört, wie sie den Vorschlag bewerten. Das Bild ist nicht einheitlich.

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Thomas Köstler, Unternehmenschef, Malermeisterei Köstler, sechs Mitarbeiter

"Für uns als kleinen Betrieb ist so eine Regelung der falsche Weg. Einen Ersatz für eine Fachkraft muss ich extern suchen, und nach einem Monat kann ich dann wieder unseren angestammten Mitarbeiter einstellen. Das macht für einen Betrieb in dieser Größe wenig Sinn. Für individuelle Absprachen mit einzelnen Mitarbeitern bin ich offen, und wir versuchen Möglichkeiten zur Vereinbarkeit von Familien und Beruf zu finden. Da ich das Unternehmen allerdings allein führe und alles selbst planen muss, sehe ich einen rechtlich bindenden Anspruch auf einen Papamonat als negativ."

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Pressestelle Lebensmittelhandelskette Hofer, 11.000 Mitarbeiter

"Seitens Hofer werden bereits alle Weichen für werdende Väter gestellt, um einen Papamonat zu ermöglichen. Die Voraussetzung ist, dass es die Arbeitsstruktur ermöglicht und auch die gesetzlichen Rahmenbedingungen erfüllt werden. Sind diese Kriterien gegeben, kann grundsätzlich jeder Mitarbeiter den Papamonat in Anspruch nehmen. Wir haben daher den Papamonat bereits im gesamten Unternehmen eingeführt. Zudem bieten wir auch anderen Mitarbeitergruppen flexible Arbeitszeitmöglichkeiten an, wie beispielsweise Sabbaticals oder unterschiedliche Teilzeitmodelle."

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Paul Pöttschacher, Pressesprecher Handelskette Rewe-Group, 43.000 Mitarbeiter

"Die Firmen der Rewe Group, zu denen Billa, Merkur, Penny, Bipa und Adeg in Österreich zählen, unterstützen aktiv die Familienzeit. Dazu wurde eine Absichtserklärung aller unserer Firmen verfasst. Die Familienzeit wird bei uns als Dienstzeit angerechnet. Beispielsweise hat unter anderem unser Billa-Vertriebsmanager Fabian Spicker erst kürzlich den Papamonat in Anspruch genommen. Auch ich habe nach der Geburt meiner Töchter zweimal jeweils eine dreimonatige Karenzzeit (Elternzeit) in Anspruch genommen, allerdings nicht den Papamonat."

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Dominik Prousek, Junior-Chef Konditorei Aida, 450 Mitarbeiter

"Ich begrüße einen Papamonat für alle Väter! Gibt es etwas Schöneres, als die Chance zu haben, sein eigenes Kind derart intensiv zu erleben? Bei unseren männlichen Mitarbeitern gibt es natürlich den Wunsch, nach der Geburt bei der Familie zu sein, und er ist ja auch berechtigt. Jüngere Familien sind diesbezüglich wesentlich moderner, als es noch vor 30 Jahren der Fall gewesen ist. Ich denke, es ist eine reine Sache von Planung und Koordination. Wie überall: Wenn man etwas will, dann findet man einen Weg und eine Lösung. Der Papamonat funktioniert gut und sollte eine Chance haben. Weiterentwickeln kann man immer noch alles."

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Sabina Schloffer, Geschäftsführerin Tischlerei Schloffer, 60 Mitarbeiter

"Bisher haben wir individuelle Lösungen, beispielsweise in Form von vereinbarter Väterkarenz, gefunden. Das ist eigentlich immer organisierbar und umsetzbar. Einen Rechtsanspruch auf einen Papamonat einzuführen ist meiner Meinung nach nicht zielführend. Wir sind überzeugt, dass die Ausarbeitung von angepassten Lösungen im Dialog von Mitarbeiter und Arbeitgeber der richtige Weg ist. Wie ein Anspruch auf einen Papamonat machbar ist, hängt sicher von der Größe des Unternehmens ab. Gerade kleinere Betriebe könnten Schwierigkeiten haben, Ersatz für Fachkräfte zu finden."

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Wolfgang Richter, Geschäftsführer Jipp.IT, 15 Mitarbeiter

"Grundsätzlich bin ich sehr für solche Möglichkeiten, Beruf und Familien in Einklang zu bringen. Ob dafür eine gesetzliche Regelung notwendig ist, lasse ich dahingestellt. Wir erlauben unseren Mitarbeitern bereits, bei einer Familiengründung Zeit bei der Familie zu verbringen. Das erfordert natürlich einiges an Kalkulation für das Unternehmen und die Mitarbeiterplanung. Bei kleineren Firmen kann ein Ausfall eines Mitarbeiters einschneidende Auswirkungen haben. Da wir Familien für etwas Wertvolles halten, suchen wir passende Lösungen für die Stärkung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf."

(Julian Giera, 9.2.2019)