Wien – 95 Prozent Durchimpfungsrate sind notwendig, um die Bevölkerung vor Masern effektiv zu schützen. Österreich liegt nach Schätzungen um gut zehn Prozent darunter. So gesehen, haben die Masern-Ausbrüche der vergangenen Wochen auch ihr Gutes. Die Berichterstattung hat deutlich mehr Österreicher dazu bewogen, sich impfen zu lassen, ergab ein Rundruf bei den Gesundheitsbehörden in den Bundesländern.

So sind in der Impfstelle des Landes Steiermark in der Friedrichgasse in Graz im Vergleich zu 2018 bisher deutlich mehr Masern-Impfungen durchgeführt worden als im Vorjahr. Laut dem Büro von Gesundheitslandesrat Christopher Drexler (ÖVP) wurden seit 11. Jänner – Beginn des heurigen Masern-Ausbruchs – bis Montag, 11. Februar, 171 Impfungen verabreicht. Im Vorjahreszeitraum waren es 47. In den steirischen Bezirken werden entsprechende Erhebungen erst gemacht, hieß es. Am 11. Jänner war ein Masern-Patient in die Kinderklinik-Ambulanz in Graz gekommen und hatte mehrere Menschen, darunter noch nicht geimpfte Säuglinge, angesteckt.

Gestiegene Aufmerksamkeit

Laut einer Statistik über die von der Wissenschaftlichen Akademie für Vorsorgemedizin (WAVM) ausgegebenen Impfschecks für die öffentlichen Gratisimpfaktionen wurden im Jänner über 2.000 solche Bons an steirische Ärzte ausgegeben (Jänner 2018: knapp 800). Dies galt insbesondere bezüglich der MMR (Masern-Mumps-Röteln)-Gratisimpfaktion für Erwachsene, umfasst aber auch das Bon-Heft fürs Schulalter. Im Februar 2019 waren es dann schon fast 4.500 (Februar 2018: knapp 750).

Auch in Tirol ist durch die Medienberichte über Masern-Fälle der vergangenen Woche die Aufmerksamkeit der Bevölkerung offenbar gestiegen. "Wir sehen schon, dass sich Personen nun vermehrt darum kümmern, ob sie gegen Masern geimpft sind oder nicht", sagte der Leiter der Landessanitätsdirektion Franz Katzgraber auf APA-Anfrage. Es sei jedoch sehr schwer, dieses vermehrte Interesse an der Impfung in Zahlen zu gießen. "Es lässt sich nur sehr schwer einschätzen, um wie viel mehr Personen jetzt tatsächlich zur Impfung kommen", so Katzgraber.

Ein leichter Anstieg an Impfwilligen sei an der Impfstelle des Landes aber durchaus feststellbar, von einem regelrechten Boom der Masern-Impfung könne man in Tirol aber nicht sprechen, meinte der Mediziner. Zudem würden sich vermehrt auch viele Studenten, die ein Auslandssemester im angloamerikanischen Raum machen wollen, über ihren Impfstatus informieren, da dort die Universitäten einen Nachweis der Masern-Impfung verlangen, fügte Katzgraber hinzu.

Dem oberösterreichischen Landessanitätsdirektor Georg Palmisano lagen keine aktuellen Zahlen über Impfungen gegen Masern vor. Er gehe aber davon aus, dass die Durchimpfungsrate in Oberösterreich von 83 bis 85 Prozent – sie liege im österreichischen Durchschnitt – nicht massiv steigen, sondern stabil bleiben werde, hieß es auf APA-Anfrage.

Zehn Fälle in Salzburg

Im Bundesland Salzburg sind seit Mitte Jänner zehn Personen an Masern erkrankt. Seit Auftreten der Masern-Fälle habe es in den Bezirken vermehrt telefonische Anfragen über eine Impfmöglichkeit gegeben, erklärte Landessanitätsdirektorin Petra Juhasz. Deshalb werden in dieser und in der nächsten Woche für alle Altersgruppen kostenlose Impfungen in den Gesundheitsämtern in allen Bezirken angeboten. Erst nach zwei Wochen könne Bilanz gezogen werden, ob die zusätzlichen Impftermine gut angenommen und vermehrt Impfungen durchgeführt wurden.

"Wer sich impfen lässt, soll einen Impfpass mitnehmen", sagte Juhasz. Die Impfaktionen laufen "niederschwellig und unbürokratisch" ab, eine Anmeldung sei nicht erforderlich. Die Impftermine stehen auf der Homepage www.salzburg.gv.at/masern. Dass in diesem Jahr in Salzburg bereits zehn Fälle von Masern aufgetreten sind, liege an der immer noch zu geringen Durchimpfungsrate von rund 85 Prozent, hatten die Landessanitätsdirektorin und Gesundheitsreferent LHStv. Christian Stöckl (ÖVP) in der Vorwoche erklärt. "Um die gesamte Gesellschaft als geschützt zu betrachten, sind 95 Prozent notwendig."

In Wien verzeichnete man einen deutlichen Anstieg an Masern-Impfungen. In den vergangenen drei Kalenderwochen zählte die MA 15 (Gesundheitsdienst) 560 MMR-Impfungen (Masern-Mumps-Röteln). Das seien um 80 Prozent mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres, teilte das Büro von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) mit. Aktuell gibt es in der Bundeshauptstadt einen Masern-Erkrankungsfall.

Hoch im Kurs

Auch in Niederösterreich stehen Impfungen gegen Masern hoch im Kurs. Die Gesundheitsabteilungen der Bezirkshauptmannschaften verzeichneten im abgelaufenen Monat 176 Impfungen, im Jänner 2018 waren es 84, wurde aus dem Büro von Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) mitgeteilt. Die Impfungen im niedergelassenen Bereich werden "frühestens am Quartalsende abgerechnet", erst dann liegen aussagekräftige Zahlen vor. Nach Rückfrage bei Kinderärzten herrsche allerdings auch hier eine vermehrte Nachfrage nach Masern-Impfungen, wurde betont. Bestätigte Erkrankungen gebe es im Bundesland keine, mehrere Verdachtsfälle hätten sich nicht bewahrheitet.

Im Burgenland gibt es laut Auskunft aus dem Büro von Landesrat Norbert Darabos (SPÖ) ebenfalls eine starke Zunahme bei den Impfungen gegen Masern. Im Vergleich zum Februar des Vorjahres sei etwa bei den Impfungen für Kinder (bis 15 Jahre) bisher eine Zunahme um das Achtfache zu verzeichnen. Bei den Erwachsenen sei der Anstieg verhältnismäßig noch stärker, hieß es auf APA-Anfrage.

Ein Rundruf bei den Kärntner Gesundheitsämtern ergab überwiegend gestiegene oder sogar stark gestiegene Nachfrage nach Masern-Impfungen, aber auch nach Titer-Bestimmungen bei den Hausärzten. In Klagenfurt ließen sich seit dem Jahreswechsel 125 Personen ab 15 Jahren gegen Masern impfen, im Dezember waren es 22 gewesen. Auch die überwiegende Zahl der Bezirke meldete deutlich gestiegene Impfzahlen, wenn auch nicht im gleichen Ausmaß wie in der Landeshauptstadt.

Aus Vorarlberg gab es von den Gesundheitsbehörden zunächst keine Angaben. (APA, 13.2.2019)