Für seine Unterstützer ist Konrad Pesendorfer der Mann, der die Statistik Austria modernisiert hat. Für seine Gegner ist er ein SPÖ-Günstling, der vom roten Kanzler Faymann zum obersten Datenmanager der Republik ernannt wurde, um von diesem Posten aus Parteipolitik betreiben zu können.

Statistik-Austria-Chef Konrad Pesendorfer gerät ins politische Kreuzfeuer.
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Sicher ist: Seitdem bekannt wurde, dass im türkisen Kanzleramt eine Gruppe an einer Reform der Statistik Austria arbeitet, sind der oberste Statistiker der Republik und seine 800 Kollegen selbst in den Fokus der Parteipolitik gerückt.

Pesendorfer, Sohn eines Philosophen und einer Lehrerin, wollte zunächst einen ganz anderen Berufsweg einschlagen: Er beginnt Ende der 1980er-Jahre in Wien Philosophie und Geschichte zu studieren, wechselt aber nach einem Jahr zum Studium der Jazzgitarre und der Volkswirtschaftslehre, wobei er Letzteres beendet. Nach einer längeren Zwischenstation bei der Oesterreichischen Nationalbank wechselt der Ökonom in die Europäische Zentralbank.

Den heute 50-Jährigen holt schließlich der damalige Bundeskanzler Werner Faymann als wirtschaftspolitischen Berater zu sich. Ein Jahr später, 2010, hievt ihn Faymann an die Spitze der Statistikbehörde.

Mediales Interesse

Pesendorfer legt seine Rolle neu aus, er sucht die Öffentlichkeit: So spricht er regelmäßig in den Medien über Verschuldung, Sozialausgaben oder Wohlstand in Österreich. Er diskutiert mit den Neos, gibt der Wochenzeitung Falter regelmäßig Interviews und thematisiert auf Twitter, warum für ihn Fake-News ein Problem darstellen.

Unter Pesendorfer wächst das mediale Interesse für die Statistik gewaltig: Die Datenmanager kommen nicht nur als arbeitsame Akademiker rüber, die Zahlenkolonnen erstellen, sondern sind plötzlich selbst Teil von Debatten.

Für den STANDARD stellte Konrad Pesendorfer eine Video-Prognose zur hiesigen Bevölkerung im Jahr 2080 auf
DER STANDARD

Diese Strategie hat Pesendorfer angreifbar gemacht. Vor einigen Monaten etwa haben sich Kritiker daran gestoßen, wie Pesendorfer über Einkommensunterschiede zwischen Männern und Frauen spricht. So betont er, dass Frauen in Österreich um 17 Prozent weniger verdienen als Männer, wenn ausgeklammert wird, dass sie weniger arbeiten. Daraufhin wurde er aber kritisiert, weil dieser Vergleich nicht berücksichtige, dass Frauen oft in schlechter bezahlten Branchen arbeiten.

Pesendorfer hat zwei Kinder und ist verheiratet, seine Familie lebt in Paris, wohin er regelmäßig pendelt. Sein Vertrag läuft Ende 2019 aus. (András Szigetvari, 14.2.2019)