Aus die Maus: Immer mehr Frauen verzichten auf hormonelle Verhütungsmittel.

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Seit dem Jahr 2012 ist die Verwendung hormoneller Verhütungsmittel wie Pille und Hormonpflaster von 60 auf 44 Prozent zurückgegangen, das zeigt der kürzlich veröffentlichte "Gynmed-Report". Demnach ist für sechs von zehn Frauen Hormonfreiheit "wichtig bis sehr wichtig", zeigte die repräsentative Studie. Viele Frauen möchten verhüten, ohne in die "natürlichen" Abläufe im Körper einzugreifen, erläuterte die Psychologin Elisabeth Parzer.

Durchgeführt wurde die Untersuchung vom Meinungsforschungsinstitut Intergral unter 881 Frauen sowie 901 Männern im Alter von 16 bis 49 Jahren. Finanziert und initiiert hat sie das Gynmed Ambulatorium für Schwangerschaftsabbruch und Familienplanung, das der Gynäkologe Christian Fiala leitet.

Mit 38 Prozent kommt das Kondom am häufigsten zur Verhütung einer Schwangerschaft beim Sex zum Einsatz. Mehr als ein Fünftel (22 Prozent) verhütet gar nicht. Eine Fehleinschätzung unter den Befragten betrifft die Fruchtbarkeit der Frau: Der Großteil geht davon aus, dass null bis drei (23 Prozent) bzw. höchstens sieben (40 Prozent) Schwangerschaften im Leben möglich sind – die aktuelle Zahl beläuft sich tatsächlich auf 15, was nur 13 Prozent richtig einschätzen.

Verantwortung übernehmen

Die meisten Frauen (83 Prozent) und auch Männer (89 Prozent) gaben an, grundsätzlich mit ihrer Sexualität zufrieden zu sein. Beide Geschlechter würden darüber hinaus gerne "Verhütungsverantwortung" übernehmen – allerdings herrsche hier ein Missverständnis und Kommunikationsbedarf zwischen den Geschlechtern.

Mehr als ein Drittel (39 Prozent) der männlichen Befragten würde eine wirksame reversible Methode anwenden, wenn es sie gäbe, während die meisten Frauen überzeugt sind, dass die Thematik Männern egal ist, sie nicht darüber nachdenken oder ihnen der Status quo sogar recht ist. Verhütung ist nicht grundsätzlich Frauensache: Ein Viertel gab an, zuständig wären beide Partner, allerdings übernehmen Frauen die Verantwortung generell fast doppelt so oft (42 versus 23 Prozent).

Gynäkologe Fiala sieht dringenden Handlungsbedarf in Sachen Aufklärung, Beratung und Kostenübernahme von Verhütungsmitteln. Im übrigen West-Europa wären derartige Finanzierungen und Aufklärung "seit Jahrzehnten selbstverständlich." Besonderes Augenmerks, so der Mediziner, sollte auf Menschen mit Migrationshintergrund gelegt werden. (APA, red, 16.2.2019)