Foto: APA/ROLAND SCHLAGER
Frackträger Daniel und Harald Serafin beim Opernball 2018.
Foto: APA/ROLAND SCHLAGER

Pro
von Christoph Prantner

Auch in den besten Zeitungen kommt es gelegentlich vor, dass noch die ältesten Hadern unerwartet zu enormem Neuigkeitswert gelangen. Aber Neuigkeitswert ist eben nicht Neuwert. Im Journalismus nicht, und im richtigen Leben schon gar nicht.

Das Abgegriffene mag noch so scheinen, sein Schimmer offenbart sich doch immer als stumpf. Und das ist schlechterdings wenig kleidsam für seine Träger. Seien das nun bedeutungswütige Medien oder tanztrunkene Kavaliere. Das Glanzpolieren, das Aufdämpfen, das Faltenbügeln – da wie dort ist es leider vergebens.

Deshalb optiert der Gentleman unbedingt für das Neue, Reine und vor allem Eigene. Makellose Adjustierung spiegelt seine innere – Vorsicht: Modewort! – Haltung wider. Beim Frackverschleißer kann sich jeder ein Mäntelchen umhängen lassen.

Dass weißes Mascherl, Perlmuttknöpfe und Lackschuhe da nur Tarnung sind, ist vollkommen klar. Wer ein Herr sein will, der muss einen Frack sein Eigen nennen. Der ist exzellent, und der bleibt immer neu – einzig ausfüllen muss man ihn eben können.

Kontra
von Sigi Lützow

Seconddance-Kleidung, sofern gut gereinigt und perfekt an die Jahresringe angepasst, ist dem Kauffrack unbedingt vorzuziehen. Landet doch das teuer erstandene Pinguinkostüm, ein-, zweimal benutzt, unweigerlich neben dem Karateanzug, der Tauchausrüstung, der Tennisdress.

Ja, musste man alles einmal neu und für sich allein haben, verlor aber angesichts der eigenen Talent- und/oder -Antriebslosigkeit schnell seinen Reiz. Der Frack sowieso: Nach dem tänzerischen Offenbarungseid, der Demütigung im Dreivierteltakt, wird er bis zur Entsorgung in Folie abgehakt.

Um wie viel vernünftiger ist es da, wenn es denn unbedingt ein Schwalbenschwanz sein muss, zum Frackverleiher des Vertrauens zu springen, Maß nehmen zu lassen und dann in vielfach erprobter Panier dem Tanzboden entgegenzuschreiten!

Wer weiß schon, wen der Geliehene einst schmückte, welche Geschichten er erzählt, wenn seine Nähte ächzen? Von durchtanzten Nächten, verspritztem Schampus, Gefummel in Logen! Doch keine Sorge, er ist ja versichert, der geliehene Gute!(RONDO, 22.2.2019)