Die Smartphone-Branche braucht eine große Innovation – Faltbare Smartphones könnten sie bringen. Samsung macht den Anfang.

Foto: samsung

Große Smartphonehersteller steuern aktuell immer offensichtlicher auf schlechte Zeiten zu: Die Verkaufszahlen von Apple und Samsung schwächeln. Neben der teuren Preise der Flaggschiffe liegt das auch an der fehlenden Innovation in der Branche. Die jährlich vorgestellten Geräte unterscheiden sich oft nur marginal von den Vorgängermodellen. Eine Studie aus dem Vorjahr ergab, dass die Zeit, bis Nutzer ihr Smartphone mit einem neuen Handy ersetzen, im Vergleich zu den Vorjahren in die Höhe gegangen ist. Nutzer behalten es länger, weil die Preise für Smartphones ohne echtem Killer-Feature zu hoch sind.

Innovation

Samsung will das nun ändern. Die Offenbarung des Galaxy Fold hätte für gelangweilte Smartphone-Enthusiasten nicht erstaunlicher sein können: Ein faltbarer Bildschirm, der keine Falten oder dergleichen hinterlässt. Samsung katapultiert sich damit Jahre vor seinen Erzrivalen Apple, resümiert der britische "Guardian". Es handelt sich um eine Art von Innovation, die die Branche seit Jahren nicht erlebt hat – kommt aber auch mit einem stolzen Preis.

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Revolutionär statt evolutionär

Doch selbst wenn sich das Gerät nicht gut verkaufen sollte, sei es die Art von Innovation, die die stagnierende Branche brauche. Außerdem werden durch die enorme Aufmerksamkeit, die dem Unternehmen geschenkt wird, auch die anderen Geräte, darunter das Galaxy S10, beworben. Gleichzeitig steht Samsung im Vergleich zu Apple in einem guten Licht: Während Apple das zehnjährige Bestehen seiner Smartphones mit dem iPhone X feiert, einem Gerät, was am ehesten als evolutionär entstandenes Produkt bezeichnet werden kann, führt Samsung die potentielle nächste Handy-Revolution an.

Europa unbedeutend

Allein ist das Unternehmen aber längst nicht. Huawei und Xiaomi arbeiten parallel an vergleichbaren Geräten, das chinesische Start-Up Royole stellte kürzlich ein funktionierendes (wenngleich schlechtes) faltbares Gerät vor. Auffällig ist hier, dass sämtliche Hersteller aus Asien stammen. Europa mischt schon lange nicht mehr mit, doch auch US-Hersteller geraten immer mehr in den Hintergrund.

Offene Fragen

Ganz ohne Hürden bleibt die "Smartphone-Revolution" aber nicht. Kritiker fragen etwa, ob solche Geräte überhaupt sinnvoll sind, oder Probleme lösen, die gar nicht existieren. Auch beim Galaxy Fold gibt es einige Zweifel. Trotz Samsungs vielversprechender Präsentation bleibt zu bedenken, dass das Unternehmen Pressevertretern keine Möglichkeit gegeben hat, sein Handy in die Hand zu nehmen. Zudem scheint das Gerät nicht gänzlich zusammengeklappt werden zu können, eher bleibt ein deutlicher Abstand zwischen den beiden Hälften.

Es werden wohl noch einige Jahre vergehen, bis faltbare Smartphones tatsächlich alltagstauglich sind, sofern Hersteller bereit sind, sie weiter zu entwickeln. Die Frage, die offen bleibt, ist: Wie lange wird es dauern, bis faltbare Handys zu einem Preis verkauft werden, den ein Großteil der Smartphone-Käufer auch bereit sind zu zahlen? (red, 23.2.2019)