Die Ungleichgewichte im Handel zwischen den USA und China auszugleichen ist beileibe keine einfache Übung.

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Wer lacht zuletzt im Handelskrieg zwischen den USA und China? Vermutlich Donald Trump, meinen zumindest Ökonomen des Münchner Ifo-Instituts. Was nicht bedeutet, dass der US-Präsident nicht auch erhebliche Verluste zu beklagen haben wird.

Seit Monaten erheben die USA Strafzölle von zehn Prozent auf chinesische Importe. Sie betreffen etwa die Hälfte aller Produkte, die aus China importiert werden. Darauf reagierte China mit Vergeltungsmaßnahmen, die US-Waren im Milliardenwert betreffen. Im März könnten die USA die Einfuhrzölle auf 25 Prozent anheben, sollte es bis dahin keine Einigung zwischen beiden Seiten geben.

Erheblicher Schaden

Eines der Ergebnisse der Ifo-Experten Gabriel Felbermayr und Marina Steininger in einer Studie für das Forschungsnetz Econpol Europe vorweg: Zu gewinnen gibt es in diesem Krieg nichts. Weder für die USA noch für China. Denn sowohl China als auch den USA droht bei einem ausgewachsenen Handelskrieg laut der Studie erheblicher Schaden, wobei der Umfang in den jeweiligen Ländern unterschiedlich groß ausfallen dürfte.

Chinas Exporte in die USA könnten um 171,3 Milliarden Euro zurückgehen, die US-Exporte nach China immerhin noch um 51 Milliarden Euro, wenn die zwei Wirtschaftsmächte die angedrohten Zölle von 25 Prozent auf alle Waren erheben würden, sagen die Wirtschaftsforscher.

Risiko für China größer

"China würde in absoluten und relativen Zahlen viel mehr verlieren als die USA", erklärten die Ifo-Forscher am Sonntag. Die US-Wirtschaftsleistung würde um 9,5 Milliarden Euro sinken, die Chinas um rund das Dreifache, also sogar um 30,4 Milliarden Euro.

Zuletzt gab es allerdings Fortschritte bei den Verhandlungen der beiden weltgrößten Volkswirtschaften. US-Präsident Donald Trump verlängerte die bis zum 1. März laufende Frist.

Er stört sich – wie berichtet – am hohen US-Defizit im Warenaustausch mit China und wirft der Volksrepublik seit langem unfaire Handelspraktiken vor. Ohne Einigung droht Trump mit einer weiteren Verschärfung der Importabgaben.

Ein derartiger Handelskrieg würde die Wertschöpfung in der US-Industrie zwar um 0,6 Prozent steigern, in der Landwirtschaft jedoch um 1,22 Prozent senken, heißt es in der Studie dazu. In China würde hingegen die Wertschöpfung der Industrie um 0,8 Prozent sinken.

Handelslücke mit China

Geht es nach den Ifo-Forschern, könnte Trump auf einer Achse Pluspunkte verbuchen – beim Schließen der Handelslücke mit China. Doch würde sich die Waage auf der einen Seite zugunsten der USA einpendeln, würde sie auf der anderen Seite negativ ausschlagen. Denn obwohl Trump den genannten Erfolg beanspruchen könnte, würde das Defizit im Warenaustausch mit Europa sogar größer, und dies könnte transatlantische Spannungen zur Folge haben.

Auch im Handel mit der EU sieht Trump die USA ja bekanntlich benachteiligt und droht deswegen mit Sonderzöllen auf Autoimporte. Bereits die derzeitigen US-Strafzölle und chinesische Gegenzölle senken laut den Ifo-Forschern die US-Exporte nach China um 37,1 Milliarden Euro und die US-Wirtschaftsleistung um 2,6 Milliarden Euro. Chinesische Exporte in die USA würden sogar um 52,1 Milliarden Euro sinken, was das Land 5,7 Milliarden Euro seiner Wirtschaftsleistung koste.

Europa als Gewinner

Als lachender Dritter könnte sich – so die Forscher – Europa herauskristallisieren. Der Alte Kontintent könnte nämlich laut ihrer Rechnung seine Wirtschaftsleistung um 345 Millionen Euro steigern. "Die gegenwärtigen Zölle und Gegenzölle verbessern die US-Handelsbilanz mit China leicht", erläutern Felbermayr und Steininger. "Wenn das Ziel Trumps ist, die Handelspolitik zu benutzen, um den wirtschaftlichen Abstand zu China zu vergrößern, könnte der Zollkrieg helfen. Aber wie in jedem Krieg ist eine solche Strategie begleitet von hohen Kosten. Denn die US-Handelsbilanz mit Europa würde sich verschlechtern." (Reuters, red, 24.2.2019)