Reaktionen zur Doping-Razzia bei den Nordischen Ski-Weltmeisterschaften in Seefeld am Mittwoch:

  • ÖSV-Präsident Peter Schröcksnadel: "Nichts ist niederträchtiger als das Erkaufen von besseren Resultaten durch illegale leistungssteigernde Methoden. Ich bin zutiefst verärgert, dass einzelne Athleten scheinbar nichts aus der Vergangenheit gelernt haben. Im ÖSV gilt Null-Toleranz gegenüber Doping. Laut den Ermittlungen der Behörden gibt es keinen Hinweis darauf, dass Betreuer des ÖSV in diesen Dopingfall involviert sind. Unabhängig davon werde ich dem Präsidium vorschlagen, nach dieser Saison den Langlaufsport im ÖSV völlig neu zu organisieren. Soviel Dummheit wie diese zwei Burschen (die festgenommenen Baldauf und Hauke, Anm.) darfst du gar nicht haben, das gehört verboten. Zwei solche Trottln, die so etwas machen. Ich habe keine Worte, der lügt alle an, was sind das für Menschen.
    Wir haben das Problem in der Vergangenheit gehabt, es hat sich nichts geändert. Wenn Johannes Dürr nach 2014 schon ausgesagt hätte, dann wären wir heute nicht da.
    Wir können aber nicht für jeden Einzelnen garantieren, dass er sich an die strengen Bestimmungen hält. Die Verantwortung trägt jeder einzelne Athlet selbst, die Folgen auch. Klar ist, wer dopt, wird unverzüglich aus dem ÖSV ausgeschlossen. Die juristischen Konsequenzen werden die Behörden ziehen."
  • Heinz-Christian Strache (Sportminister): "Ich bin an der lückenlosen Aufklärung interessiert, werde aber die Ergebnisse dieser Ermittlungen abwarten, ehe geprüft wird, ob zusätzliche Maßnahmen zum Schutz der sauberen und fairen Sportlerinnen und Sportler eingeleitet werden müssen."
  • Markus Gandler (Sportliche Leiter im ÖSV für Langlauf und Biathlon): "Es hat sich herausgestellt, dass an mehreren Stellen Athleten erwischt worden sind bei unerlaubten Methoden oder beim Dopen. Leider sind, das macht mich betroffen, zwei Athleten von uns sind dabei. Sie sind in Haft genommen worden, Baldauf und Hauke. Sie sind momentan weg, ich habe sie nicht mehr gesehen." Er sei von den Ermittlern um Hilfe beim Auffinden der Athleten gebeten worden. "Das ist ein harter Schlag für den Langlauf im allgemeinen. Ich stehe unter Schockstarre. Es ist ja nicht das erste Mal, und wie es ausschaut nicht das letzte Mal."
  • Alois Stadlober (Langlauf-Experte im ORF sowie Vater der WM-Starter Teresa und Luis): "Dümmer geht es nicht mehr, und tiefer kann man gar nicht mehr fallen. Ich glaube, wir waren mit dem österreichischen Langlauf schon tief, dann sind wir noch tiefer gefallen, und ich weiß gar nicht, wie tief es noch hinuntergeht. Das ist nicht nachvollziehbar, man kennt die betroffenen Sportler. Sie wissen, was auf einen einstürzt, was auf einen Johannes Dürr eingestürzt ist, was der alles verloren hat. Markus Gandler hat es angesprochen: für diese bescheidenen Erfolge diesen Weg zu gehen, ist unvorstellbar."
  • Trond Nystad (ÖSV-Langlauf-Koordinator): "Für mich ist es nur traurig, ich habe keine Worte dafür. Ich habe gedacht, dass die Leute aus der Vergangenheit etwas gelernt haben – dass Doping und Sport nicht zusammengehören. Ich fühle mich verarscht. Wir arbeiten hier Tag und Nacht und probieren schnelle Ski und alles, und dann passiert so was. Ich stehe für sauberen Sport. Ich muss nicht mit einem Verband arbeiten, ich habe gar nichts gemerkt. Ich hoffe, dass die Jungs, Eier genug haben, zu sagen, wer dahintersteckt. Ich erwarte, dass sie Männer genug sind und alles erzählen, alle gehören bestraft."
  • Christoph Eugen (ÖSV-Cheftrainer Nordische Kombination, bevor er genaue Informationen hatte): "Es ist natürlich schade, gerade bei so einem schönen Fest, das Seefeld geboten hat, mit Superstimmung und Medaillen. Ich weiß noch nicht viel, aber das, was man mitbekommen hat, ist sehr enttäuschend und sehr schade für die gesamte WM und den Nordischen Sport. Ich bin der Meinung, das gehört jetzt einmal richtig hart aufgearbeitet und dass es in Zukunft auch Konsequenzen gibt. Man hat schon immer wieder diese Geschichten, es ist schon ein bisschen wie 'täglich grüßt das Murmeltier'. Ich glaube, es macht einfach alles kaputt. Für uns ist es wichtig, unseren Weg weiterzugehen und weiterzuarbeiten und dass man versucht, das so schnell wie möglich zu lösen."

  • Teresa Stadlober: "Ich bin total enttäuscht. Schon wieder erleidet der österreichische Langlaufsport einen Rückschlag. Ich kann für mich nur sagen, dass ich für sauberen Sport stehe und möchte mich von deren unglaublichen Taten distanzieren. Trotz allem versuche ich, meinen Fokus auf Samstag zu legen, denn dieser 30km Skating-Bewerb ist für mich der Höhepunkt meiner WM-Starts. Ich werde alles dafür tun, dass ich gut vorbereitet und hoffentlich fit in dieses Rennen gehen kann. Ebenso hoffe ich, dass mich das Service-Team weiter wie bisher in dieser Saison mit gutem Material an diesem für mich so wichtigen Tag unterstützt. Es ist für uns alle verständlicherweise eine schwierige Situation, doch die Saison ist noch nicht zu Ende. Ich will weiterhin gute Ergebnisse für den österreichischen Langlaufsport erreichen."

  • Daniela Iraschko-Stolz (nach Bronze im Skispringen): "Wir haben das gar nicht so mitbekommen im Hotel. Es ist natürlich sehr traurig für das Langlauf-Lager und auch für Seefeld. Langlaufen ist sicher ein sehr toller Sport, es begeistert viele Menschen, es ist total gesund, Seefeld lebt davon und ich hoffe, dass das durch diese Dinge nicht kaputt geht. Wir Skispringer schauen auch immer, dass wir beim Material da einen Schritt und dort einen Schritt tun und da bewegt man sich genauso am Limit. Es ist halt nicht strafbar und nicht gesundheitsschädlich, aber es ist irgendwo ähnlich. Wenn eine Nation den Schritt bei den Knien hat, dann muss man nachziehen. Ich denke, es wird im Ausdauersport ähnlich sein und ich denke, der Sportler ist trotzdem ein Mensch und ich hoffe, sie werden auch so behandelt."

  • Indrek Saar (Für Sport zuständiger estnische Kulturminister): "Die österreichischen Behörden müssen alles in ihrer Macht stehende unternehmen, um die Wahrheit ans Licht zu bringen – was geschehen ist und wer in den Doping-Zwischenfall verwickelt ist. Für Estland steht erneut sein Ruf als Sportnation sowohl auf nationaler als auch internationaler Ebene auf dem Spiel. Sport muss sauber sein. Es gibt hier keinen Verhandlungsspielraum und es darf keine Grauzonen geben." (APA, 27.2.2019)