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Trump und Kim vor dem Abbruch der Gespräche.

Foto: AP/Evan Vucci

Ein Gipfel, zwei Sichtweisen: Nachdem US-Präsident Donald Trump und der nordkoreanische Machthaber Kim Jong-un am Donnerstag ihr Treffen in der vietnamesischen Hauptstadt Hanoi ergebnislos abgebrochen haben, sind beide Seiten bemüht, nicht noch mehr Porzellan zu zerschlagen – trotz der durchaus unterschiedlichen Interpretationen des Gipfelverlaufs.

"Wir wollen unbedingt zurück an den Verhandlungstisch", sagte US-Außenminister Mike Pompeo am Freitag. Der Dialog mit Nordkorea würde "letztendlich zu Frieden und Stabilität führen".

Ähnliche Töne waren am Freitag aus Nordkorea zu hören. Die Nachrichtenagentur KCNA meldete, dass sich beide Seiten auf einen anhaltenden Dialog zur "Denuklearisierung" geeinigt hätten. Auffällig ist auch, was in den Medien des autoritär geführten Staates zunächst nicht vorkam: die Tatsache, dass das Treffen abrupt und ergebnislos geendet hatte.

Ganz konnte die demonstrativ zur Schau getragene Gesprächsbereitschaft freilich nicht über die jüngsten Meinungsverschiedenheiten hinwegtäuschen: Trump hatte am Donnerstag erklärt, Nordkorea habe die vollständige Aufhebung aller Sanktionen gefordert. Nordkoreas Außenminister Ri Yong-ho bestritt das: Pjöngjang habe nur eine teilweise Aufhebung verlangt und dafür die Demontage des Atomreaktors in Yongbyon und den Abbau der Nuklearproduktion angeboten.

Toter US-Student

Trump steht daheim auch wegen seines Sagers zum Fall des US-Studenten Otto Warmbier in der Kritik. Warmbier ist 2016 in Nordkorea zu 15 Jahren Arbeitslager verurteilt worden, weil er angeblich ein Propagandaplakat hatte stehlen wollen. Später fiel er ins Koma, 2017 starb er kurz nach seinem Rücktransport in die USA. Laut Überzeugung eines US-Gerichts war der 22-Jährige in Nordkorea gefoltert worden. Kim habe ihm gesagt, dass er nichts darüber wisse, erklärte Trump. "Und ich nehme ihn beim Wort."

Demokratische US-Politiker warfen Trump vor, "Diktatoren" näherzustehen als US-Bürgern. Kritik kam auch von republikanischer Seite. Selbst Nikki Haley, Trumps ehemalige UN-Botschafterin, sprach von "Grausamkeit" der nordkoreanischen Regierung. (Gerald Schubert, 1.3.2019)