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Am heimischen Arbeitsmarkt sind immer mehr ausländische Arbeitskräfte zu finden.

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Sie kommen aus Ungarn, der Slowakei, Polen, Deutschland, Syrien und Afghanistan. Viele von ihnen verschlägt es nach Österreich, weil sie einen neuen Job suchen. Andere sind gekommen, weil sie ihr Heimatland verlassen mussten. Und viele sind schließlich ins Land gezogen, weil sie von bereits hier lebenden Angehörigen nachgeholt wurden.

Arbeitsmigration, Flucht, Familiennachzug: Alle drei Phänomene haben in den vergangenen zehn Jahren mit dazu beigetragen, dass sich der österreichische Arbeitsmarkt grundlegend verändert hat. Das Arbeitsmarktservice (AMS) hat am Freitag einen kurzen Bericht über diesen laufenden und anhaltenden Transformationsprozess publiziert.

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Anlass dafür war, dass im vergangenen Jahr dem Arbeitsmarkt in Österreich erstmals mehr als vier Millionen Menschen zur Verfügung gestanden sind. Diese Zahl setzt sich einerseits aus den 3,74 Millionen unselbstständig Beschäftigten im Land zusammen. Hinzu kommen dann noch einmal 312.000 als arbeitslos gemeldete Menschen, die aktiv einen Job suchen. Damit sind laut AMS heute um rund 13 Prozent mehr Menschen am Arbeitsmarkt aktiv als noch vor zehn Jahren. Diese Zunahme lässt sich unterschiedlich erklären: So beteiligen sich heute deutlich mehr Frauen am Jobmarkt als noch 2008, und ältere Menschen bleiben im Schnitt länger aktiv, worauf das AMS in seiner Analyse hinweist.

Zuwanderung verändert Jobmarkt

Besonders auffällig ist aber, wie sehr der Jobmarkt durch die anhaltende Zuwanderung verändert wurde. So ist die Zahl der unselbstständig Beschäftigten im Land seit 2008 um 353.000 gestiegen. Dabei entfallen 90 Prozent dieses Anstiegs auf Nichtösterreicher. Im Vergleich zum Jahr 2008 arbeiten heute 316.000 ausländische Staatsbürger zusätzlich in Österreich. Die Zahl der beschäftigten Inländer stieg dagegen im selben Zeitraum um nur 37.000 Menschen an.

Wie sich die zusätzliche Migration am Arbeitsmarkt ausgewirkt hat, wird hitzig diskutiert. Der Ökonom Stefan Schiman vom Wirtschaftsforschungsinstitut Wifo hat vor kurzem eine Studie darüber publiziert und verglichen, welchen Effekt Migration und die Wirtschaftskrise auf den Jobmarkt in den Jahren 2011 bis 2015 hatten. Sein Ergebnis: Von zehn neuen Arbeitslosen in dieser Zeit waren vier bis acht eine Folge der Verdrängung durch Zuwanderung. Die Probleme am Arbeitsmarkt waren also nur zum Teil konjunkturbedingt. Den größten Effekt gab es in Wien und Niederösterreich, in Tirol dagegen gab es so gut wie keine Verdrängung. Schiman weist in seiner Arbeit aber auch darauf hin, dass die stetige Migration zu einem deutlichen Beschäftigungsanstieg geführt hat: So dürften die Migranten vielfach Jobs annehmen, die Inländer schlicht nicht wollen, dazu zählen Stellen im Reinigungsgewerbe oder am Bau.

Massive Umqualifizierung

Der Ökonom Gunther Tichy hat in einem Beitrag im STANDARD darauf hingewiesen, dass unter Österreichern in den vergangenen zwanzig Jahren eine massive Umqualifizierung stattgefunden hat. So ist die Zahl der Österreicher, die einen neuen Job in einem hochqualifizierten Bereich gefunden haben, zuletzt von Jahr zu Jahr gestiegen, während viele ihre niedrigqualifizierten Stellen aufgaben. Diese Jobs im unteren Segment wurden oft von ausländischen Staatsbürgern eingenommen.

Die größte Anziehungskraft übt der heimische Jobmarkt auf Arbeitnehmer aus Osteuropa aus: Am stärksten gestiegen ist das Arbeitskräftepotenzial der Ungarn seit 2008. Auf Platz zwei und drei folgen Rumänien und Serbien, erst danach kommt Deutschland. Deutlich zugelegt hat auch das Arbeitskräftepotenzial unter Afghanen und Syrern in Österreich.

Die Zahlen zeigen deutlich, wie unterschiedlich sich Menschen aus anderen Ländern in Österreich schlagen. Unter Ungarn, Slowenen, Tschechen und Italienern ist seit 2008 vor allem die Beschäftigung massiv gestiegen – nur eine ganz kleine Gruppe aus diesen Ländern ist arbeitslos. Unter Afghanen – aber vor allem Syrern – ist das Bild anders. So gibt es heute 6.340 mehr beschäftigte Syrer als vor zehn Jahren – und sogar 6.800 mehr Arbeitslose. (András Szigetvari, 1.3.2019)