Extrem negative oder positive Gefühle können das gefährliche "Broken Heart"-Syndrom auslösen: Schweizer Wissenschafter haben jetzt herausgefunden, dass das Gehirn eine entscheidende Rolle spielen dürfte.

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Zürich – Große Trauer, Wut oder Angst können zu einer vorübergehenden Herzschwäche führen, dem Broken Heart-Syndrom. Züricher Wissenschafter konnten jetzt zeigen, dass bei Betroffenen bestimmte Hirnareale schlechter kommunizieren als bei Gesunden.

Ein Forschungsteam um Christian Templin und Lutz Jäncke vom Universitätsspital und der Universität Zürich bewiesen laut eigenen Aussagen erstmals, dass das Gehirn beim Broken Heart-Syndrom eine Rolle spielt. Die Studie wurde im "European Heart Journal" veröffentlicht. Die betroffenen Hirnregionen sind beispielsweise für die Verarbeitung von Emotionen und die Kontrolle unbewusster Körperfunktionen wie Herzschlag, Atmung und Verdauung verantwortlich.

Die auch als Takotsubo-Syndrom bezeichnete Herzschwäche tritt vor allem bei Frauen auf und folgt meist auf große emotionale Belastung wie Trauer, Wut oder Angst. Aber auch extrem positive Ereignisse wie eine Hochzeit oder ein Lottogewinn können das Takotsubo-Syndrom auslösen. Durch eine temporäre Schwäche des Herzmuskels bläht sich ein Teil des Herzens unnatürlich auf, wodurch es einem japanischen Gefäß zum Fang von Tintenfischen ähnelt, einem "Takotsubo".

Störung der Körperfunktionen

Nach der akuten Phase erholen sich die meisten Patienten innerhalb weniger Wochen oder Monate. Bei etwa zehn Prozent der Patientinnen kommt es jedoch in der Akutphase zu einem sogenannten kardiogenen Schock, eine lebensgefährliche Komplikation, bei der das Herz plötzlich viel zu wenig Blut durch den Körper pumpt. Bis zu fünf Prozent der Patientinnen mit kardiogenem Schock sterben daran.

Das Zürcher Forschungsteam führte Hirnscans per Magnetresonanztomograpfie (MRI) bei 15 Takotsubo-Patienten und 39 gesunden Probanden durch. "Wir haben uns für bestimmte Hirnregionen interessiert, die zwar räumlich getrennt, aber funktionell verbunden sind, die also Informationen austauschen", erklärte Templin .

Wie er mit seinen Kollegen im "European Heart Journal" schreibt, sind vor allem Hippocampus, Mandelkern (Amygdala) und Gürtelwindung (Gyrus cinguli) an dem Syndrom beteiligt. Diese Regionen kontrollieren Emotionen, Motivation, Lernen und Gedächtnis. Amygdala und Gyrus cinguli sind außerdem in der Kontrolle unbewusster Körperfunktionen wie dem Herzschlag involviert und regulieren die Antwort des Körpers auf Stress. (red, APA, sda, 5.3.2019)