Das RONDO fragt anlässlich seines 20. Geburtstags fünf Kinder von Redaktionsmitgliedern nach ihrem Berufswunsch und wie sie sich ihr Leben mit 20 vorstellen. Die Liste reicht von Lego-Designer über Psychologin bis hin zum Präsidenten der EU-Kommission.

Ein Polizeiboot liegt auf dem Zimmerteppich, unter dem Kinderhochbett stapeln sich mit Lego gefüllte Kisten. Nico präsentiert stolz seinen Polizeihubschrauber und lässt ihn über einem Turm kreisen. Der ist eine Eigenkreation, wie so viele Werke, die im Kinderzimmer stehen. Denn der Sechsjährige ist nicht nur ein leidenschaftlicher Legozusammenbauer, sondern auch ein ebenso begeisterter "Umbauer". Und so erhält die Feuerwehrstation ein Windrad an der Spitze und wird damit zum Turm – höher als Nico selbst. Bis zur oberen Bettkante reichte das höchste jemals von ihm erbaute Objekt, erklärt er.

Zuerst aus Lego ein Modell bauen und dann das Gebäude in echt, so stellt sich Nico seine Zukunft vor.
Foto: Paul Kranzler

Häuser bauen möchte Nico auch einmal, wenn er groß ist. Ob er dann 20 oder 30 Jahr alt sein wird? Davon hat er schlicht momentan noch keine Vorstellung. Gebaut werden sollen nicht unbedingt Türme, sechs Stockwerke wären ideal, schließlich lebt er momentan auch in einer Wohnung in einem sechsstöckigen Haus.

Ganz wichtig ist ihm jedenfalls, dass die Sachen davor aus Lego gebaut werden. Nicht am Computer? Nein, denn mit einem Modell aus Lego kann man sich das viel besser vorstellen als auf einem Bildschirm. Wer wird die Häuser dann bauen? "Ich könnte Maschinen erfinden, die uns helfen werden", meint Nico.

So wie er am liebsten überhaupt alles selbst konstruieren würde, auch ein neues Verkehrsmittel, mit dem er dann täglich in der Luft unterwegs sein könnte, statt mit dem Auto zu fahren. Falls es diese Art von Job noch nicht gibt, wäre das auch kein Problem, denn dann "bin ich einfach der Chef von allen".

Foto: Paul Kranzler

Bis es so weit ist, sind die Gegenwart und die Menschen um ihn herum für den Sechsjährigen aber viel, viel wichtiger. Die kleine Schwester beispielsweise, mit der er sich gut versteht, auch wenn sie beim Legobauen im Gegensatz zum Papa nicht so nützlich ist und schon "ein bisschen viel falsch gebaut" hat. Der Freund, der zum Spielen durch ein Loch im Gartenzaun kommen kann, und selbstverständlich auch die vielen Schulfreunde.

Mit ihnen werden unter anderem Pokémon-Karten getauscht. Diese Kärtchen sind die zweite große Leidenschaft von Nico, 148 Stück besitzt er schon, rechnet er nach. Die Mama findet das gar nicht so schlecht mit den Karten, denn dadurch jonglierten die Erstklässler mit Zahlen über 100 und rechneten sich gegenseitig vor, welche denn die bessere Karte sei.

Dank Zeugnisgeld von Onkel und Tante konnte Nico seine Sammlung vor kurzem gleich um 60 Stück aufstocken, und die Karten werden von ihm regelmäßig angeschaut und auch aussortiert. Was doppelt oder mehrfach vorhanden ist, wird zum Tauschen mit den Schulfreunden verwendet. "Fuegro" (eine Art feuerspeiende Monsterkatze) heißt Nicos Lieblingsfigur, die hat er sogar schon versucht abzuzeichnen, obwohl er "nicht sooo gerne" zeichnet. In der Schule ist das Zeichnen aber jedenfalls besser als die Lernstunden, und am allerbesten ist dort die Freizeit.

Nur fertige Bausätze verwenden ist langweilig: Die Polizei- steht auf der Feuerwehrstation und bekam noch ein Windrad verpasst.
Foto: Paul Kranzler

Jugendstil

Zum Glück gibt es in der Schule aber auch richtig tolle Projekte, das aktuellste beschäftigte sich mit dem Jugendstil. Da machte seine Klasse Führungen in mehreren Museen und besuchte die Kirche am Steinhof. Schließlich gab es ein Abschlussprojekt samt Vernissage und anschließender Ausstellung für die Kinder, die Plakate malten, Modelle bauten und Pop-up-Karten mit Jugendstil-Elementen bastelten. Bei Otto denkt Nico nun an Otto Wagner, nicht an den deutschen Entertainer, von dem ihm sein Vater letztens ein Video auf Youtube gezeigt hat.

Auch ums Essen ging es bei einem Schulprojekt, wobei das generell bei Nico eigentlich nicht so ein großes Thema darstellt. Klar, eine Lieblingsspeise gibt es schon, und zwar Schnitzel mit Pommes und Reis, als Nachspeise wäre ein Schokokuchen angesagt. Und Äpfel, die schmecken ihm besonders gut, wenn eigentlich schon Schlafenszeit ist. Die wird selbstverständlich recht gerne hinausgezögert, bevor zum Einschlafen dann eine CD im Bett angehört wird.

Aus der Winterruhe erwachen werden schon bald die einzigen Haustiere, die es bei Nico daheim gibt. Jetzt schlafen die Schildkröten – vier an der Zahl – noch im Keller, aber im Frühling werden sie wieder munter, "da raschelt es dann in der Kiste", und sie kommen wieder ins Gehege im Garten. Mehr Haustier muss nicht sein, findet Nico. Ein neuer Kran wäre da schon eher gefragt. (Petra Eder, RONDO, 8.3.2019)