Eigenblutdoping lässt sich nicht durch ein Glas Salzwasser verschleiern.

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David Müller, Leiter der Prävention der Nationalen Anti-Doping-Agentur (Nada), sieht dopende Sportler in Bedrängnis dank Überprüfungen der Blutwerte über längere Zeiträume.

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Reicht es, nach dem Rennen ein Glas Salzwasser runterzuwürgen, um Eigenblutdoping erfolgreich zu verschleiern? Der überführte Langläufer Dominik Baldauf hatte dies kürzlich in einem Interview mit der "Krone" behauptet. David Müller, Leiter der Prävention der Nationalen Anti-Doping-Agentur (Nada), widerspricht: "Wenn es so einfach wäre, würden wir etwas falsch machen. Die Auswirkung auf das Blutbild ist gering. Man kann Veränderungen der Werte sehr wohl über einen längeren Zeitraum im Blutpass erkennen."

Blutdoping ist schwer nachweisbar. Auffälligkeiten lassen sich aber beim Hamätokrit, dem Maß für die Zähflüssigkeit des Blutes finden, oder bei den Retikulozyten, das sind noch nicht voll ausgereifte Blutkörperchen. Diese Werte verändern sich normalerweise nicht dramatisch, liegen in einem gewissen Korridor.

Nicht zwingend notwendig

"Wir hatten Johannes Dürr lange vor den Olympischen Spielen 2014 in Sotschi auf dem Radar, in den letzten zwei Monaten vor den Bewerben wurde er elf Mal getestet. "Zähneknirschend" musste die Nada Dürr nach Sotschi ziehen lassen und wurde dafür vielfach kritisiert. "Wäre er nicht wegen Epo-Dopings aufgeflogen, hätten wir ihn mit hoher Wahrscheinlichkeit nach den Spielen wegen auffälliger Blutwerte gesperrt".

Deshalb ist es auch nicht zwingend notwendig, Blutbeutel zu finden oder Sportler an einer Infusion hängend zu ertappen. Fast die Hälfte aller Dopingsperren verhängt die Nada mittlerweile per indirektem Nachweis, auch durch Hinweise von Polizei und Whistleblowern.

Engmaschiger

"Das ist die Zukunft der Anti-Doping-Arbeit." Sportler müssen sich erklären. Für ein Höhentrainingslager – das rote Blutkörperchen vermehrt – müssen etwa Hotelrechnungen vorgelegt werden. Ein Saunabesuch treibt den Hämatokrit in die Höhe, aber nicht die roten Blutkörperchen.

Das Netz der Kontrollen wird engmaschiger, drängt Athleten in Randbereiche. "Deshalb wird Blutdoping unmittelbar vor dem Wettkampf betrieben, aus Angst, dass es im Vorfeld Auffälligkeiten geben könnte."

Verwundert zeigt sich Müller über die Fahrlässigkeit im Umgang mit Bluttransfusionen: "Im Spital gibt es zig Sicherheitsmaßnahmen, darunter Cross-Checks für die Kompatibilität mit fremdem Blut. Beim Doping vertrauen Sportler auf windige Ärzte, die in nicht sterilen Umgebungen in Autobahnhotels Nadeln setzen. Das ist Wild-West-Manier und grobe Gesundheitsgefährdung". (Florian Vetter, 8.3.2019)