Der Job einer Fraktionsvorsitzenden im Bundestag ist nichts, was man als Nebentätigkeit ausführen kann. Dass Sahra Wagenknecht sich daher aus der Spitze der von ihr gegründeten linken Sammelbewegung "Aufstehen" zurückzieht, kann man verstehen. Es ist alles zu viel.

Doch hinter der offiziellen Begründung dürfte es noch ein paar Gründe mehr geben, über die man aber lieber nicht spricht. "Aufstehen" hat nicht die Wirkung erzielt, die sich Wagenknecht erhofft hat. Von Anfang an war ihre eigene Rolle umstritten. Es mutete seltsam an, dass Wagenknecht eine eigene Bewegung ins Leben rief, um SPD, Grüne, aber auch die eigene linke Partei zu anderer Politik zu zwingen.

Wagenknecht ist (und war) in der Linken ja nicht bloß das einfache Parteimitglied mit der Nummer 50.498, sondern als Fraktionschefin eine einflussreiche Person. Aber sie konnte sich offenbar dort nicht durchsetzen.

Bei ihrer Unzufriedenheit wäre es eigentlich logisch gewesen, die Partei zu verlassen und sich ganz "Aufstehen" zu widmen, um etwas wirklich Neues zu wagen. Das aber wollte Wagenknecht auch nicht, sie tanzte einfach auf beiden Hochzeiten, was ihrer Glaubwürdigkeit schadete.

Zudem hat sich die SPD zuletzt deutlich von den Sozialreformen der Ära Schröder distanziert und will sich wieder mehr um Bedürftige kümmern. "Aufstehen" hat eine Angriffsfläche verloren, Wagenknecht ein Feindbild. Da überlässt man die Arbeit jetzt lieber anderen. (Birgit Baumann, 10.3.2019)