Er ist der Inbegriff eines Machos, der sich bei Hochzeiten publikumswirksam inszeniert, in dem er Frauen gegen ihn "Karate kämpfen" lässt. Dabei scheint er es zu genießen, einfach nur seine Hand hochzuhalten und die Frauen "anrennen" zu lassen. Dragan Marković – genannt Palma – ist die fleischgewordene Inkarnation der balkanischen Variante eines "Businessman" und eines Vertreters vitaler Turbofolk-Vulgarität.

Er ist einflussreich, weil er reich ist.

Der 58-jährige Transportunternehmer, der gerne Schwarz trägt, betreibt auch eine Handelsgesellschaft und gründete den Fernsehsender "Palma Plus", der zwei Drittel des Staatsgebiets der Republik Serbien umfasst. 1995 wurde er zum besten Manager und Unternehmer Serbiens erklärt.

Beliebte Angriffe auf sexuelle Minderheiten

Der Angriff auf sexuelle Minderheiten gehört zu seinen beliebtesten Gesten, die offenbar dazu dienen sollen, ihn selbst als besonders männlich darzustellen. "In meiner Stadt gibt es keine Typen, die merkwürdig gehen und sich die Augenbrauen zupfen", sagt er über seine Heimat, die zentralserbische Stadt Jagodina, wo er von 2004 bis 2012 Bürgermeister war. "Wenn Europa von Homosexuellen geführt wird, dann ist es für uns besser, wenn wir bleiben wo wir sind und Schafe hüten", meinte er ein andermal.

Dabei weiß Marković natürlich, dass er mit solchen Aussagen auf dem zutiefst homophoben Balkan Schenkelklopfen und Wählerstimmen erntet. Aber das Zitat zeigt auch, dass er – wie viele Politiker in Südosteuropa – den mit der EU verbundenen Versuch, für Bürgerrechte und für Transparenz zu sorgen und die Selbstbereicherung von Politikern und Parteien einzudämmen, eigentlich befremdlich findet.

Doch Marković ist tatsächlich auch sehr ambitioniert. Deshalb fährt er seit Jahren regelmäßig nach Wien, um von der Stadtverwaltung zu lernen. In Jagodina hat er einen Wasserpark, ein Wachsmuseum, einen Zoo und ein Stadium bauen lassen. Er sorgte dafür, dass die Kinder von der Stadt unterstützt werden, damit sie Ferien machen können und lud sogar Hochzeitspaare umsonst auf Urlaub ein. Auch Pensionisten werden bei der Gesundheitsversorgung unterstützt und Jugendliche bekommen Stipendien.

Vorbild Donald Trump

Er selbst sieht sich als einen "Geschäftsmann in der Politik" und hat entsprechende Sympathien für Donald Trump, für den er unter amerikanischen Serben im US-Wahlkampf warb. Ein moralischer Kompass ist ihm ebenso fremd. Seine Partei "Vereintes Serbien" gründete er mit dem schwerkriminellen Massenmörder Željko Ražnatović – genannt Arkan – der Anfang der 1990er ganze Dörfer in Ostbosnien verwüstete und Menschen niedermetzelte, die muslimische Namen hatten. Der völkische Nationalist Marković leugnet denn auch den Völkermord im ostbosnischen Srebrenica.

2014 wurde er wegen Diskriminierung verurteilt – er hatte sich gegen die Gaypride in Belgrad ausgesprochen und Homosexuelle als "krank" bezeichnet. Deshalb musste er einer NGO, die sich für die Rechte von sexuellen Minderheiten einsetzt, eine Strafe zahlen. Doch Einsicht stellte sich natürlich keine ein. Marković meinte sogar, dass er stolz auf die Verurteilung sei, wenn es dafür keine Gaypride gäbe – die es aber trotzdem gibt. Auch die Wahl der offen lesbisch lebenden Premierministerin Ana Brnabić lehnte er ab. Er sagte aber, dass er gelernt habe, Dinge zu akzeptieren, die er nicht möge, aber die im Interesse des Staates seien.

Brnabić selbst ist aber auch alles andere als eine Ikone des Kampfes für die Rechte von sexuellen Minderheiten oder von Frauen. Sie ist eine privilegierte Geschäftsfrau. Dass ihre Lebensgefährtin nun ein Baby bekommt, ist privat für sie erfreulich – doch andere homosexuelle Paare in Serbien, haben davon gar nichts. Politiker wie Marković, die offen Menschen mit homosexueller Orientierung diskriminieren tun dies auch nur deshalb, weil sie wissen, dass sie einen Großteil der Bevölkerung hinter sich haben. Viele Menschen auf dem Balkan glauben, dass man sich für Heterosexualität oder Homosexualität "entscheiden" könne. Sie bezeichnen Homosexualität in diesem Sinne durchaus abwertend als etwas "europäisches".

Pragmatismus geht vor

Marković ist ohnehin kein Ideologe, sondern ein Pragmatiker, der einfach nur berechnet, mit was er am meisten Erfolg hat. "Patriotismus kann man nicht in Traktoren füllen, dazu braucht man Benzin", begründete er etwa seine Entscheidung auch in proeuropäisch ausgerichteten Regierungen in Serbien mitzuarbeiten. (Adelheid Wölfl, 12.3.2019)