Der Wunsch nach umweltfreundlichen Lösungen im Alltag birgt viel Innovationskraft. So könnten kreative Ideen dafür sorgen, dass wir in Zukunft weniger Plastik verwenden und weniger Wasser verbrauchen. Wir könnten in energieproduzierenden Häusern leben, in denen Möbel stehen, deren Materialien wir selbst nachwachsen lassen. Mit einigen Ideen für das tägliche Leben wird erst experimentiert – mit rückstandslos abbaubaren Hüllen für flüssige Kosmetikprodukte etwa, die die Verpackung obsolet machen. Mit Tellern und Bechern, die dank schmutzabweisender Oberfläche nicht mehr abgewaschen werden müssen. Die Beschichtung des Geschirrs imitiert die Nanostruktur der Lotusblätter.

Auf die Natur verlassen sich Forscher und Designer auch bei ihrer Suche nach nachhaltigen Materialien für den Hausbau und die Möbelherstellung. Die Produktion von Tierleder etwa verbraucht viele Ressourcen, angefangen beim Wasser. Bei der Gerbung kommt giftiges Material zum Einsatz. Eine Alternative für Leder ist schon gefunden: Pilzmyzel. (pp, os, 18.3.2019)

Wie man in Zukunft ohne Plastik leben kann, erfahren Sie in unserem Podcast.

Zero Waste im Bad

Shampoo aus der Plastikflasche und Mikroplastik im Duschgel könnten bald der Vergangenheit angehören. Kosmetikhersteller wollen den Trend zur Nachhaltigkeit nicht verpassen und setzen auf biologisch abbaubare Shampooflaschen (etwa P&G) oder gleich auf festes Shampoo in Seifenform (z. B. von Alverde). In Zukunft könnten in unseren Bädern sogar ausschließlich wiederbefüllbare Behälter stehen, in die wir unsere Lieblingsprodukte direkt im Drogeriemarkt gefüllt oder nach Hause geliefert bekommen haben. Zukunftsweisend ist auch die Erfindung des US-Schülers Benjamin Stern: Shampookapseln mit rückstandslos abbaubarer Hülle für je eine Haarwäsche.

Foto: Getty Images/iStockphoto/monticelllo

Das Haus als Batterie

Dass sich Energie schlecht speichern lässt, ist fossilen Stromerzeugern herzlich egal. Dreht eine Nation abends die E-Herde und Fernseher auf, schaufeln Kraftwerke einfach mehr Kohle in ihre Öfen. Für die Energiewende kann dieser Umstand zum Problem werden – denn Sonne und Wind gibt es nicht auf Abruf.

Elektroautos in den Garagen könnten zum kollektiven Energiespeicher werden und Strom einspeisen, wenn die Sonne nicht scheint. Durch kluge Steuerung, etwa automatisches Vorheizen oder -kühlen, könnten smarte Häuser Lastspitzen abfedern und so selbst zur Batterie werden.

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Kein Abwasch mehr

Selbstreinigende Teller und Becher, die vollständig aus Zellulose bestehen, könnten bald in unseren Küchen stehen. Die Produkte haben eine Beschichtung, die, ähnlich wie das Lotusblatt, Flüssigkeiten und Schmutz abweist. Das Designstudio Tomorrow Machine hat Geschirr entwickelt, das sowohl während des Herstellungsprozesses als auch über den gesamten Lebenszyklus Ressourcen schont: kein Abwaschen, keine Chemikalien.

Becher und Teller wurden für das Projekt Ekoportal 2035 entwickelt. Auf Initiative des schwedischen Forstwirtschaftsverbands sollen dabei die zukünftigen Einsatzmöglichkeiten von Zellulose untersucht werden.

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Schlauer Kühlschrank

Man steht im Supermarkt, der Einkaufszettel liegt zu Hause, und man spekuliert über den Lagerstand im Kühlschrank. Im Zweifel kauft man das zusätzliche Packerl Milch – oft umsonst. Smarte Kühlschränke ermöglichen per Smartphone auch von unterwegs einen Blick in ihr Innenleben und sollen Doppelkäufe vermeiden. Schaut der Salat welk aus oder riecht das Fleisch streng, schlägt der kluge Kühler passende Rezepte vor.

Das alles soll Lebensmittelabfälle vermeiden. Laut Welternährungsorganisation wird jährlich nämlich Essen im Wert von 880 Milliarden Euro verschwendet. Schon 2020 soll die vernetzte Küche zu Einsparungen von 15 Prozent führen, prognostiziert die Beratungsfirma Gartner.

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Auf Pilzen sitzen

Holz, Kunststoff und Leder waren gestern. Die Möbel von morgen sind aus Pilzen, besser gesagt aus Myzel. Myzel oder Myzelium sind die feinen Fäden des Pilzes, die sich unter der Erde befinden.

Mit ihnen experimentieren Designer wie der US-Amerikaner Phil Ross. Dafür füllt er Pilzsporen in Behälter und lässt sie in der gewünschten Form wachsen – etwa als Ziegel oder Sitzhocker. Danach werden die geformten Sporen getrocknet und im Ofen gebacken. Derzeit ist das Material vor allem als Alternative zum herkömmlichen Leder gefragt. Kräuter, Gewürze, Rinden und Moos sind weitere Naturmaterialien, die in Zukunft Holz in der Möbelindustrie ersetzen könnten. Darauf setzt etwa der Tiroler Hersteller Organoid Technologies.

Foto: Phil Ross/workshopresidence.com

Der Natur nachgebaut

Er ist der geheime Klimakiller, von dem niemand weiß: Zement. Circa acht Prozent der weltweiten CO2-Emissionen setzt die Zementproduktion frei – mehr als der weltweite Flugverkehr.

Forscher orientierten sich deshalb zunehmend an der Natur. Holz ist eine Alternative, die dämmt und auch CO2 bindet. Aber obwohl in Tokio mit dem W350 bald ein 70-stöckiges Holzhochhaus stehen soll, ist der Naturstoff wenig tragfähig. Die Zukunft könnte in einer Nachahmung von Pflanzenhalmen liegen. Diese sind zwar leicht, aber extrem belastbar.

Foto: EUTERS Fotograf: GUANG NIU

Perfekt temperiert

Solaranlagen, Erdwärme, Pelletheizung – das alles sind keine Neuheiten. Flächendeckend durchgesetzt hat sich das Nullenergiehaus trotzdem noch nicht. Dabei könnte das Haus der Zukunft durch ein Zusammenspiel sämtlicher Technologien sogar mehr Energie erzeugen, als es verbraucht.

Solarpanels könnten als durchsichtige Folie etwa auch auf Fenstern Strom erzeugen, extrem wärmeleitende Nanofluide Klimasysteme effizienter machen. Auch begrünte Fassaden können das Haus um einige Grad herunterkühlen.

Foto: APA/dpa-Zentralbild/Jens Büttner