Als Spitzenkandidaten bestätigt: Werner Kogler und Sarah Wiener. Monika Vana (li.) wird auf Platz drei kandidieren.

Wien – Es müssen mehrere Kilometer sein, die Werner Kogler am Samstagvormittag auf der Bühne der Expedithalle in der Brotfabrik Wien auf und ab gegangen ist. Keine zehn Sekunden ist der Bundessprecher der Grünen während seiner Rede vor dem Grünen Bundeskongress stillgestanden, hat 58 Minuten lang die Grundsätze der Europapolitik der Grünen dargelegt.

Im Kern geht es ihm um Klimaschutz – und er fordert: "Machen wir die Wahl zu einer Auseinandersetzung über den Klimaschutz, machen wir sie zur Klimawahl!"

Der Fehdehandschuh der "Schmissigen"

Aber er tastet sich langsam heran, lobt erst die Lebensqualität in Wien, für die er die Beteiligung der Grünen an der Landesregierung verantwortlich macht. Dass von der Bundesregierung immer wieder auf die Politik der Bundeshauptstadt eingedroschen werde, das werfe die Frage auf: "Was fahren die für einen Plan? Wenn die Schmissigen den Fehdehandschuh hinschmeißen, dann nehmen wir ihn auf! Sollen sie doch auf die Gutmenschen schimpfen, wenn ihnen Schlechte lieber sind."

Die Grüne Antwort sei klar: "Stärke durch Zusammenarbeit statt Schwäche durch Spaltung." Kogler analysiert den Nationalismus am Beispiel des Brexit: "Was ist die Geschichte des Brexit? Dass es die verantwortunglosen Nationalisten sind, die ungeniert den größtmöglichen Schaden angerichtet haben."

Rechte Brandstifter

Auf offener Bühne seien Nigel Farage und seinesgleichen mit dem Benzinkanister herumgelaufen – und als die Brandstifter den Vollbrand ausgelöst hatten, wären sie von der politischen Bühne verschwunden. Den Rechten und Nationalisten gehe es nur um Destruktion.

Oder vielleicht doch um mehr: "Wenn die kleinen Staaten auf sich zurückgeworfen sind, dann wird der Durchmarsch der Konzerne noch leichter. Geld ist eine Waffe." Das greift dann auch die Zweitgereihte Sarah Wiener auf: "Da gibt es wenige Großkonzerne, die uns sagen, was wir essen sollen. Deswegen ist kochen für mich ein revolutionärer Akt."

Wahlziel drei Mandate

Wiener wird dann mit Fragen der Kongressteilnehmer konfrontiert, etwa, ob sie als Quereinsteigerin vielleicht gleich wieder weg sein werde, wenn sie das Mandat nicht erreiche. Sie antwortet, dass das Wahlziel drei Mandate seien, "drei Mandate mindestens". Und, dass sie ja schon die letzten Jahre in ihrem Engagement für grüne Landwirtschaft und gegen genmanipuliertes Sojafutter Grünes Gedankengut verbreitet habe – und sich auch in Zukunft nicht von Grünen Inhalten und Grünen-Politik verabschieden werde. Und sie schließt dann direkt an Kogler an: "Reden wir nicht von Klimawandel, wie über etwas, was man ein bisserl wandeln könnte. Es ist eine Klimakatastrophe, die wie ein Komet auf uns zustürzt."

Sollten die Grünen – wie zuletzt – drei Mandate erreichen, ginge dieses dritte Mandat an die bisherige Abgeordnete Monika Vana, die sich mit 202 Stimmen gegen Martina Bergauer (13 Stimmen) durchgesetzt hat. Für Wiener auf dem zweiten Listenplatz stimmen 207 von 221 Delegierten, Kogler bringt es auf 216 von 223 abgegebenen Stimmen für den ersten Platz.

Nun geht es in den Wahlkampf, in die erste bundesweite Wahl seit der für die Grünen schlecht ausgegangenen Nationalratswahl. Kogler macht den Delegierten Mut: "Wir haben kein Geld, aber wir haben Herzblut und Überzeugung."

Die Grünen haben beim Bundeskongress auch die restlichen Listenplätze für die EU-Wahl fixiert. Auf den vierten Rang wurde der EU-Abgeordnete Thomas Waitz gewählt, Platz fünf erreichte die Biobäuerin Olga Voglauer und Platz sechs der Meidlinger Bezirksrat Thomas Schobesberger. (Conrad Seidl, 16.3.2019)