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Bolsonaro freut sich auf einen freundlichen Empfang in Washington.

Foto: REUTERS/Ueslei Marcelino

Wenn Donald Trump am Dienstag den roten Teppich für Jair Bolsonaro ausrollt, trifft er einen Seelenverwandten. Beide verstehen sich als Rebellen, die der politischen Elite den Kampf angesagt haben.

Beide haben Wahlen gewonnen mit dem populistischen Versprechen, den Sumpf trockenzulegen – was immer das heißen mag. Ob es die Lust an der Provokation durch Twitter-Zeilen ist, die unverhohlene Verachtung für Klimawissenschafter oder die Art, über die sogenannten Mainstream-Medien herzuziehen: Der "Trump der Tropen", wie manche Bolsonaro nennen, hat sich den amerikanischen Präsidenten offensichtlich zum Vorbild genommen. Mit Trumps Spielart des Nationalismus, lobt Bolsonaros Außenminister Ernesto Araújo, verbinde sich die letzte Hoffnung, um den christlichen Westen vor dem "kulturellen Marxismus" zu retten.

Bannon, der Bolsonaro-Fan

Auch Steve Bannon, einst Chefstratege im Weißen Haus, scheint auf Bolsonaro zu setzen. Dessen Sohn Eduardo, einen Parlamentsabgeordneten, ernannte er unlängst zum Südamerika-Repräsentanten seines rechtspopulistischen Netzwerks "The Movement". Am Sonntag saß Bannon neben dem Präsidenten Brasiliens – eine Demonstration besten Einvernehmens. Der Hardliner John Bolton wiederum, Nationaler Sicherheitsberater im Weißen Haus, spricht fast schon überschwänglich von Bolsonaros enormer Energie. "Wir sind wirklich entzückt, weil wir in einer Reihe internationaler Fragen einen Partner gefunden haben."

Es ist, abgesehen vom Weltwirtschaftsforum in Davos, Bolsonaros erste Auslandsreise. Und bei so viel ideologischer Nähe rückt ein wenig in den Hintergrund, worum es in den Details gehen wird: Die USA dürften Brasilien symbolisch aufwerten.

Trump prüfe intensiv eine Aufnahme des lateinamerikanischen Staats in das Militärbündnis oder in eine andere Allianz, sagte der US-Präsident am Dienstag.

Trump hofft auf Geschäfte

Trump erhofft sich davon ein deutliches Plus bei den Exporten nach Brasilien. 2017 hatten US-Unternehmen dort nur für 39 Millionen Dollar Rüstungsgüter verkauft – in seinen Augen eine lächerlich niedrige Summe. Außerdem will Bolsonaro Trump gestatten, einen Luftwaffenstützpunkt im Nordosten seines Landes für Satellitenstarts zu nutzen. Einen Kommunikations- oder Wettersatelliten in der Nähe des Äquators ins All zu befördern, das ist effizienter, als würde man ihn von Florida aus starten.

Konfliktpotenzial bietet dagegen das Verhältnis zu China, da Brasilien in hohem Maße angewiesen auf chinesische Importe ist. Auch beim Umgang mit Venezuela sind Differenzen nicht zu übersehen. Zwar haben sowohl Washington als auch Brasília Oppositionsführer Juan Guaidó als Interimspräsidenten anerkannt, doch wie Nicolás Maduro von der Macht verdrängt werden soll, dazu gehen die Meinungen auseinander. (Frank Herrmann aus Washington, 19.3.2019)