Das "digitale Amt" wurde am Dienstag von Kanzler Sebastian Kurz, Vizekanzler Heinz-Christian Strache, Technologieminister Norbert Hofer und Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck präsentiert.

Foto: APA/Pfarrhofer

Wien – Österreich hat seit Dienstag eine neue Beamtin. Sie heißt Mona, trägt Brille, lächelt wirklich immer und ist 24 Stunden am Tag erreichbar – via oesterreich.gv.at, das neue "digitale Amt", wie die Regierung es nennt. Monas einziges Manko: Sie redet ziemlich viel. Die automatisierte Online-Chat-Hilfe gibt auf eine simple Anfrage ("Passwort für Handysignatur vergessen") gleich eine Reihe von Antworten (welche Möglichkeiten man hat, wie man diese verschiedenen Möglichkeiten nutzen kann, Motivationsfloskeln, "wir lösen das!").

Abgesehen von Mona ist allerdings gar nicht so viel neu. Für die Homepage, die Kanzler, Vizekanzler und zwei Minister am Dienstag präsentierten, wurden in erster Linie sämtliche bereits existierenden Verwaltungsplattformen (Finanz Online, help.gv.at) fusioniert. Zusätzlich ist es künftig möglich, seinen Wohnsitz übers Internet umzumelden und Wahlkarten zu beantragen (auch schon für die EU-Wahl im Mai).

Impfen und heiraten

Darüber hinaus gibt es nun einen "digitalen Babypoint", wo alle Informationen zu Schwangerschaft und Geburt aufbereitet sind. Von der Kliniksuche bis zur Impfempfehlung bekommen Eltern hier Unterstützung im Bürokratiedschungel. Erst beim Thema Geburt – also quasi danach! – findet sich der Reiter zum Thema "Heirat". Mit einer Checkliste kann man dort etwa überprüfen, ob man alles bedacht hat bis hin zum Sonderurlaub beim Arbeitgeber und einem "eventuellen" Ehevertrag.

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) erwartet sich durch die neue Seite und die App ("Digitales Amt") nicht weniger als einen "Transformationsprozess" wie durch Onlinebanking – weil ja heute kaum noch jemand analog einen Erlagschein einzahlt. Für FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache rückt Österreich nun vom Nachzügler "an die Spitze Europas" auf.

Führerschein am Handy

Jedenfalls praktisch: Ab 2020 kann man den Führerschein am Handy abspeichern und muss ihn somit nicht mehr physisch dabeihaben. Für den Pass sei das derzeit leider noch nicht möglich, was aber vor allem am rückständigen Ausland liege. Ein Foto des Dokuments kann man dennoch abspeichern – als Gedächtnisstütze für das Ausfüllen von Formularen. Und kurz vor Ablauf des Passes gibt es die Möglichkeit einer automatischen Erinnerung.

Schreibt man Mona im Chat, dass sie zu viel auf einmal erklärt, ist sie übrigens überfordert – und verweist dann doch "an eine entsprechende Servicestelle". (Katharina Mittelstaedt, 19.3.2019)