Washington/Tokio – Es gibt viele Gründe dafür, Raumsonden zu Objekten wie Bennu und Ryugu zu schicken. Beide zählen zu den erdnahen Asteroiden, die auf ihren Reisen die Umlaufbahn unseres Planeten kreuzen – und theoretisch zur Gefahr werden könnten. Bennu wird der Erde im Jahr 2135 näher kommen als der Mond. Ein Zusammentreffen mit unserer Erde ist sehr unwahrscheinlich, aber nicht gänzlich unmöglich. Mehr über derartige Objekte herauszufinden und sie berechenbarer zu machen ist zweifellos sinnvoll.

Aufnahme des Asteroiden Bennu aus 24 Kilometern Entfernung.
Foto: NASA/Goddard/University of Arizona

Uralte Archive

Aus wissenschaftlicher Sicht sind Asteroiden aber vor allem deshalb interessant, weil sie zu den ursprünglichsten Himmelskörpern des Sonnensystems zählen und aus Überresten jener Bausteine bestehen, aus denen sich auch die Planeten formten. Sie bieten also einen Blick zurück in unsere kosmische Frühzeit. Nicht zuletzt sind aktuelle Asteroidenmissionen auch Testläufe für den Abbau und Rücktransport von Material zur Erde. Das versetzt nicht nur Wissenschafter in Aufregung: Asteroiden beherbergen auch etliche wertvolle Rohstoffe.

Auffällige Ähnlichkeit: Die Form des Asteroiden Ryugu ähnelt der von Bennu.
Foto: AFP PHOTO / JAXA

In den vergangenen Jahren starteten die US-Weltraumbehörde Nasa und die japanische Weltraumagentur Jaxa Sonden zu den Asteroiden Bennu und Ryugu. 2018 trafen beide Missionen bei ihren Zielobjekten ein, um sie zu untersuchen und in weiterer Folge Proben zu entnehmen. Nun wurden die ersten Daten zum Aufbau dieser Himmelskörper analysiert und in insgesamt zehn Studien in den Fachjournalen "Science" und "Nature" veröffentlicht.

Unwegsames Gelände

Die Nasa-Sonde Osiris-Rex erreichte Bennu im Dezember 2018. Zur Überraschung der Forscher stellte sich heraus, dass die Oberfläche des Brockens mit einem Durchmesser von etwa 500 Metern keineswegs so eben ist wie angenommen. Bennu ist stark zerfurcht und mit grobem Geröll übersät, was die Suche nach einem geeigneten Platz zur Probenentnahme erschwert. Dieses Manöver ist für 2020 vorgesehen, drei Jahre später soll das Material dann auf der Erde eintreffen.

Bei näherer Betrachtung entpuppt sich Bennu als Geröllhaufen.
Foto: NASA/Goddard/University of Arizona

Wie das Nasa-Team berichtet, fanden sich aber noch andere Überraschungen: Bennu stößt immer wieder Staubfontänen aus und rotiert mit zunehmender Geschwindigkeit – im Ausmaß von einer Sekunde pro Jahrhundert. Grund dafür sind thermische Effekte des Sonnenlichts.

Trockenes Sammelsurium

Die Daten der japanischen Mission Hayabusa 2, die bereits seit vergangenem Juni um Ryugu kreist, sorgen in einer anderen Hinsicht für Verblüffung: Der Asteroid mit knapp einem Kilometer Durchmesser ist viel trockener als erwartet. Nachdem sein Alter auf "nur" 100 Millionen Jahre geschätzt wird, dürfte er sich bereits aus wasserarmem Material gebildet haben, so die Forscher. Sie vermuten, dass Ryugu aus abgesprengten Brocken verschiedener Schichten eines Vorläuferkörpers entstanden ist, die sich lose zusammenfügten und auch heute nur durch die Gravitation zusammengehalten werden. Ryugu weist dementsprechend eine sehr geringe Dichte auf. Auch seine Oberfläche ist von zahlreichen Brocken bedeckt, der größte davon misst etwa 160 Meter.

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Schatten der Raumsonde Hayabusa 2 auf Ryugu. Die ersten Proben wurden schon eingesammelt.
Foto: AP/JAXA

Anders als Osiris-Rex hat Hayabusa 2 bereits erste Bodenproben eingesammelt. Das spektakulärste Manöver der Mission steht aber noch bevor. Um auch an Material aus tieferen Schichten zu gelangen, soll die Sonde im August 2019 einen Sprengsatz auf den Asteroiden abwerfen und nach der Detonation Proben aus dem Krater entnehmen. Die Ankunft der japanischen Rückkehrkapsel ist für Ende 2020 vorgesehen. (David Rennert, 20.3.2019)