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Schnellfeuerwaffen künftig nur noch bei Militär und Polizei (im Bild eine Polizistin mit Kopftuch bei einer Trauerfeier in Christchurch).

Foto: Reuters / Jorge Silva

Neuseeländern ist es ab sofort verboten, Sturmgewehre und halbautomatische Waffen zu besitzen. Das hat Premierministerin Jacinda Ardern am Donnerstag (Ortszeit) in Christchurch bekanntgegeben. Die Regierung ziehe damit Konsequenzen aus dem Terrorangriff auf zwei Moscheen durch einen rechtsextremen Australier, bei dem vergangene Woche 50 Menschen ums Leben kamen. Ein entsprechendes Gesetz werde bis zum 11. April in Kraft treten.

Die Regierung kündigte auch ein Rückkaufprogramm an: Wer seine Waffen der Polizei aushändigt, soll dafür entschädigt werden. Für Gewehre, die illegal erworben worden seien, gelte eine Amnestiefrist. Schätzungen zufolge sind in Neuseeland über eine Million Schusswaffen in Privatbesitz. Der 28-jährige Täter hatte seine Waffen legal erworben.

Neuseeland folgt mit der Entscheidung seinem Nachbarn Australien. Nachdem 1996 auf der Insel Tasmanien ein Amokläufer 35 Menschen erschossen hatte, führte die Regierung ein Rückkaufprogramm ein. Der Widerstand vor allem in ländlichen Gebieten war groß: Wegen eines einzelnen Kriminellen würden alle gesetzestreuen Schützen kollektiv bestraft, war das Argument.

Heute sind die strengeren Vorschriften kaum noch ein Thema. Wer in Australien ein Gewehr besitzen will, muss konkrete, etwa berufliche Gründe haben. Halbautomatische Waffen sind für den Privatbesitz verboten, Handfeuerwaffen sind nur für bestimmte Berufe und Mitglieder registrierter Schützenclubs zugelassen.

Der mutmaßliche Täter sitzt Medienberichten zufolge in einer Isolierzelle im Gefängnis von Christchurch. Er habe weder zu Fernsehen, Radio noch Zeitungen Zugang, so die Behörden. Der mutmaßliche Amokläufer werde 23 Stunden am Tag in einer Zelle eingeschlossen sein, in der es außer einem Bett und einer Toilette praktisch nichts gebe.

Drohungen von Mithäftlingen

Doch der Mangel an Kontakt zur Außenwelt sei nicht sein größtes Problem, sagte der ehemalige Strafgefangene Paul Wood zur Tageszeitung NZ Herald. Den Gefangenen erwarte eine "miserable und einsame Existenz". Andere Häftlinge dürften bereits gedroht haben, den mutmaßlichen Massenmörder anzugreifen, weil er einen hohen Bekanntheitsgrad habe oder weil sie seine Taten für abscheulich hielten.

"Für den Rest seines Lebens wird er die Wahl haben zwischen extremer Einsamkeit, die mit langer Isolation kommt, und konstanter Angst vor einer Attacke, wenn er mit anderen Häftlingen zusammen ist", so Wood, der wegen Mordes an einem Drogenhändler zehn Jahre in Haft saß und heute als Berater arbeitet.

Schwerer Fehler von Facebook

Unterdessen musste der Betreiber des Internetdienstes Facebook zugeben, dass die eigene Software auf Basis künstlicher Intelligenz nicht die Brisanz des Livevideos erkannt habe, als der mutmaßliche Täter seinen Angriff per Livestream übertrug.

Es gebe bisher zu wenige Daten mit solchen Inhalten, um eine zuverlässige automatische Erkennung auszulösen. Zudem sei es schwierig, automatisch echte Inhalte von Ego-Shooter-Videospielen zu unterscheiden, die tagtäglich live gestreamt werden. Der erste Hinweis eines Users erreichte Facebook erst zwölf Minuten nach dem Ende der Übertragung.

Das österreichische Innenministerium bestätigte unterdessen Medienberichte, denen zufolge der Attentäter zumindest einmal Österreich besucht habe. (Urs Wälterlin aus Canberra, 22.3.2019)