Es wird viel gegraben. In der Gemeinde Montsià bei Tarragona in Katalonien werden alte Olivenbäume entwurzelt, auf Tieflader gehievt und abtransportiert. Käufer warten schon, auch in Österreich.

Foto: Salvem Montsià

Seit Monaten schlagen Umweltschützer in der katalanischen Gemeinde Montsià bei Tarragona Alarm. Mehrmals pro Woche setzen sich hier im terrassierten Hügelland nahe dem Ebro-Delta Tieflader in Bewegung. Deren Fracht ist landwirtschaftliches Kulturerbe der Gemeinde: jahrhunderte-, teils über ein Jahrtausend alte Olivenbäume. Unentwegt werden sie entwurzelt und verladen. Ein einträgliches Geschäft, immerhin bringen die knorrigen Ölbäume je nach Alter, Zustand und Form den Händlern drei- bis vierstellige Eurobeträge ein.

"Die Hauptverantwortlichen für das Drama sind die Gärtnereien, deren Gewinnmargen sind enorm. Den Landwirten zahlt man einen Bruchteil des Preises. Oder man kauft gleich den ganzen Hof und das Land", sagt Guillem Riba. Er ist bei der Bürgerplattform und Umweltschutzorganisation Salvem Montsià, deren Wurzeln in die 1980er-Jahre zurückreichen. "Olivenbäume sind ein globales Luxusgut geworden", sagt er, "bis nach China werden unsere Bäume verschifft." Bei Salvem Montsià pocht man darauf, dass diese Ölbäume als Naturdenkmäler gelten und die Kulturlandschaft des Montsià an sich unter Schutz gestellt werden soll.

Gesetzesentwurf

Dieser Tage wird im katalanischen Regionalparlament ein Gesetzesentwurf debattiert, der der kritisierten Praxis ein Ende setzen soll. "Zwar sinkt der Preis der Bäume aktuell, auch wegen des Angebots. Aber es ist ein Teufelskreis, denn dadurch steigt sogleich die Nachfrage", sagt Riba. Montsià sei eine der vier ärmsten Gemeinden Kataloniens. Für die junge Generation sei es wichtig, dass der Tourismus eine Zukunft habe, mit den und rund um die Ölbäume.

Geschützt sind bis dato nur die ältesten Bäume, jene aus der Zeit der maurischen Herrschaft des Umayyaden-Kalifats, aber auch aus der Zeit des römischen Imperiums. In Ulldecona (Montsià) steht der älteste Olivenbaum Spaniens, der unter Kaiser Konstantin vor 1700 Jahren gepflanzt wurde. Der älteste Ölbaum der Iberischen Halbinsel wird auf 3350 Jahre datiert. Er steht bei Abrantes in Zentralportugal.

Das Verbot des Entwurzelns und der Ausfuhr wäre ein erster wichtiger Schritt", betont Riba. Auch die Landwirte bräuchten Unterstützung. Mit Gesetzen, wie sie etwa auf der südlichen Uferseite des Ebro in Valencia gelten, wäre es jedoch nicht getan, ist man bei Salvem Montsià überzeugt. Es brauche neben einem Ausfuhrverbot und Strafen für lokale Zwischenhändler auch steuerliche oder wirtschaftliche Anreize für die Besitzer der Ländereien, auf denen die Bäume stehen. Ab einem Alter von 60 bis 70 Jahren büßten diese an Rentabilität ein.

Neue Sortenzüchtungen, wie es sie etwa im südspanischen Andalusien für die dort praktizierte extensive Landwirtschaft gibt, bringen den Olivenbauern ab 20 bis 30 Jahren nach Auspflanzung weit mehr Geld als ein jahrhundertealter Ölbaum ein. "Die Bäume, die vor über tausend Jahren gepflanzt wurden, waren nicht für die industrielle, maschinelle Ernte konzipiert", sagt Riba.

Nachfrage in Österreich

Schauplatzwechsel von Spanien ins oberösterreichische Alpenvorland. In Frankenmarkt widmet sich Karl-Heinz Platzer mit seiner Unternehmung Evita und palmencompany.at seit über zehn Jahren dem Import von Olivenbäumen. Platzer selbst arbeitete knapp 30 Jahre als Kraftfahrer und Spediteur von und nach Spanien, ehe er die zündende Idee hatte. "Das Wohlergehen der wunderbaren Bäume ist die oberste Priorität", sagt er. "Wir retten die Bäume, die sonst in Spanien gefällt werden würden, weil sie nicht mehr rentabel sind."

"Das Klima ist besser geworden in Österreich. Würden die jahrhundertealten Olivenbäume sterben, wären meine Kunden, die hohe Summen für den mediterranen Touch im Garten oder in ihrer Firma aufwenden, für immer weg", sagt Platzer. In den mehr als zehn Jahren, in denen er Olivenbäume in Österreich einpflanze, sei noch kein Baum abgestorben. Wobei Platzer eigens entwickelte Überwinterungssets anbietet: Systemlösungen aus Zelten und Stamm- sowie Wurzelheizungen, um dem Frost zu trotzen. "Das größte Problem hier bei uns ist aber nicht die Kälte. Minus zwölf Grad und mehr halten die Bäume aus, solange es eine trockene Kälte ist. Es ist die Feuchtigkeit, die zu Wurzelfäule führt." Daher sei es essenziell, beim Einpflanzen der Bäume auf die adäquate Dränage zu achten. Ausgezeichnete Erfahrungen mache er mit speziellen Granulaten, Perlit in erster Linie, die sich mehr als bewährt hätten.

Abseits des Verkaufs laufe auch das Vermieten von jahrhundertealten Olivenbäumen ausgezeichnet. Sobald der Frühling Einzug hält, liefert Platzer an Restaurants, aber auch an Unternehmen und für Privatgärten. (Jan Marot, 25.3.2019)