Leicht grimmiger Blick, aber stilistisch gelungene Gesamtansage.

Foto: Andreas Stockinger
Grafik: der Standard

Portimao Blau Metallic nennt sich die Farbe, ein blauer Portugieser sozusagen, im Zweilitergebinde abgefüllt – feiner Diesel aus Steyr.

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Der innenraum des Test-3ers.

Foto: Andreas Stockinger

Wien – Für Freunde forcierter automobiler Fortbewegung steht fest: Es gibt nur wenige Automobilkonfektionäre, die richtig gute Fahrwerke bauen (können). Im Massensegment wäre das Ford in Europa, unter den Japanern Mazda, in der Premium-Liga BMW und fallweise Jaguar – und Porsche sowieso immer und überall.

Aushängeschild

Beim 3er, über Dekaden Aushängeschild fahrdynamischer weiß-blauer Kernkompetenz, inzwischen löst ihn in dem Punkt das 2er-Coupé ab, mussten die Ingenieure der neuen Größe, des neuen Anspruchs wegen ein Plus an Abrollkomfort hinzufügen. Ob sie deshalb faule Kompromisse eingingen? Nicht einmal ansatzweise. Die können beides, beides mit hochgradig sportivem Grundcharakter und deutlicher Spreizung zwischen Komfort- und Sport-Modi.

Jetzt ist es so, dass man natürlich im Regelfall nicht in den 3er einsteigt, startet und losbolzt wie wild. Man gleitet oder befährt die Autobahn mit adaptivem Tempomat. Da kommt das neue Komfortmaß wie gerufen. In den Momenten aber, wo impulsiv, draufgängerisch gewünscht ist: Habe d'Ehre, was der alles kann! Wie der nach Kurven giert! Wie athletisch der den Körper spannt!

M-Paket

Dass frappierende fahrdynamische Können hing im Testwagenfall auch damit zusammen, dass uns der 320d xDrive – jawohl, Allrad – in der M-Sport-Ausführung gereicht ward. Zu dessen Gourmet-Zutaten zählen ein zehn Millimeter tiefergelegtes Sportfahrwerk mit elektronisch geregelter, vollvariabler Hinterachs-Differenzialsperre und eine passend präziser variable Sportlenkung. Kenner schnalzen nach einem ersten Ausritt mit der Zunge. Der Rest, generell beim neuen 3er, ist auch nicht ohne: 50:50-Achslastbalance, tieferer Schwerpunkt als beim Vorgänger, 55 Kilo leichtere Karosserie trotz des Wachstums.

Wie sich der Zweiliterdiesel mit SCR-Kat im Gesamtpaket macht? Erst einmal geriert er sich akustisch halbwegs zurückhaltend, das war nicht immer so bei BMW-Selbstzündern. Dann passen die 190 PS und die zugehörigen 400 Nm Drehmoment bestens zum Gesamtbild. Die in Steyr ersonnene und gebaute Maschine geht bei Bedarf forsch zu Werke, und wenn wir im Testschnitt mit hohem Stadtanteil und bei überland doch nicht durchgehend zurückhaltender Fahrweise auf 6,1 Liter je 100 Kilometer kamen, dann ist daran nichts zu bemängeln.

Dreh-Drück-Bedienung

Innen präsentiert sich der 3er sehr aufgeräumt, nur noch die wesentlichsten Funktionen sind per Knopf oder Taste anzusteuern – und es bleibt dankenswerterweise beim genialen Dreh-Drück-Infotainment-Bediensystem. Der Rest geht per Multifunktionslenkrad, die Gestensteuerung können sie sich langsam wieder sparen, die "Hallo BMW"-Sprachbedienung hingegen ist ein echter Mehrwert. Dass die nette persönliche Nullenundeinsenassistentin keine Weißbierbestellungen entgegennimmt, haben wir schon früher registriert, aber von Klima über Navi bis zum fernmündlichen Gespräch zeigt sich das System vorbildlich hilfsbereit. Neben Mercedes ist BMW da momentan führend.

Ob sich das neue Größenmaß – knapp zwei Zentimeter breiter, 7,5 länger als bisher – auf die Platzverhältnisse niederschlägt, wollten Sie wissen? Und wie. So üppig ging es noch in keinem 3er zu. (Andreas Stockinger, 30.3.2019)