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Foda kritisiert und steht in der Kritik.

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Zwei Tore waren zu wenig: Marko Arnautovic.

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Haifa – Leo Windtner stand am Montagvormittag vor dem Gate 9 des Flughafens Ben Gurion in Tel Aviv Rede und Antwort. Der ÖFB-Präsident hat schon einmal fröhlicher dreingeschaut, vermutlich bei der Geburt seiner Kinder oder der Bestellung zum Verbandschef. Das 2:4 am Vorabend in Haifa hat Spuren hinterlassen, immerhin sind schon nach zwei Spielen der EM-Qualifikation und null Punkten Durchhalteparolen gefragt.

Also sprach Windtner: "Ein klassischer Selbstfaller. Wir stehen mit dem Rücken zur Betonwand." Eine Teamchef-Diskussion werde er nicht führen. Franco Foda müsse aber genau analysieren und die richtigen Schlüsse ziehen. "Man kann jetzt nicht nur einen neuen Zeitplan für den nächsten Lehrgang machen." Der Auftritt der Mannschaft sei von einer "unerklärlichen Sorglosigkeit" geprägt gewesen. "Trägt man den Adler auf der Brust, muss der Pulsschlag höher sein. Das war teilweise der Charakter einer Schülermannschaft."

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Die Leistung war in der Tat blamabel, um dies zu erkennen, bedurfte es nicht Windtners Analyse. Den Spielern ist eigentlich nur zugutezuhalten, dass sie sich danach geniert haben. Sie hätten sich gerne in den Katakomben des Sammy-Ofer-Stadions eingemauert, samt Smartphones. Ihre Blicke waren leer, der Schock über sich selbst ersichtlich. Kapitän Julian Baumgartlinger sprach von einer "mittelschweren Katastrophe. Das haben wir uns eindeutig selbst zuzuschreiben."

Seine Leistung war ein schwere Katastrophe, das galt freilich für die meisten anderen auch. Als größtes Manko wurde die fehlende Leidenschaft, die nicht vorhandene Mentalität ausgemacht. Valentino Lazaro sagte: "Es war noch nie so, dass Österreich einen Messi oder Ronaldinho gehabt hätte. Wir müssen endlich unser Herz in die Hand nehmen, nur dann haben wir eine Qualität." Marc Janko, der Einspringer für Notfälle und ein Mann aus besseren Zeiten, sagte: "Es ist unerklärlich, wie die Mannschaft so zusammenbrechen kann. Jeder hat probiert, sich zu verstecken, keiner hat seine Aufgaben erfüllt." Der 35-jährige Janko hat es bald überstanden.

Plattitüden

Franco Foda steckt im Formtief. Er strapaziert Plattitüden, erzählt dauernd von Flexibilität, von der Qualität seiner Spieler. Und darüber, dass ein Match 90 Minuten dauert. Auch für ihn war die fehlende Leidenschaft das Grundübel. "Wir sind keine Mannschaft, die locker spielen kann. Wir müssen an die Grenzen gehen. Fußball funktioniert so nicht."

Wie er funktioniert, zeigten die Israeli im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Teamchef Andreas Herzog war ein würdevoller Sieger, keine Spur von zur Schau getragener Genugtuung. Er gab den Inhalt des kurzen Gesprächs mit Foda nach Abpfiff preis. "Ich habe ihm gesagt, dass wir eigentlich einen Scheißjob haben. In der Halbzeit hätte er hoch führen müssen und im Nachhinein feiere ich, für Trainer ist es eine Achterbahn der Gefühle."

Herzog ist in Israel jedenfalls angekommen. Markus Rogan, der von Sportdirektor Willi Ruttensteiner engagierte Mentalcoach, ist von Herzog begeistert. "Er ist wirklich ein Vollprofi. Es ist wunderschön, mit ihm zu arbeiten. Wie er sich auf jedes Training und jede Sitzung top vorbereitet, ist inspirierend."

Foda steht derweil mit dem Rücken zur Betonwand. Er muss mehr als einen Zeitplan erstellen. Am 7. Juni kommt Slowenien nach Klagenfurt, drei Tage später ist Österreich zu Gast in Nordmazedonien zu Gast. Foda: "Wir können nicht zur Tagesordnung übergehen, werden aber nicht in Populismus verfallen. Es ist mir in eineinhalb Jahren nicht aufgefallen, dass wir ein Mentalitätsproblem haben. Noch gibt es acht Spiele, noch sind 24 Punkte zu haben. Es wird schwierig, aber im Fußball ist alles möglich." (Christian Hackl, 25.3.2019)