Harald Bauer rudert ein wenig zurück.

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Draxler-Hutter: "Das so zu formulieren war ungeschickt und nicht richtig."

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"Es tut mir leid", sagt Sporthilfe-Geschäftsführer Harald Bauer, "dass man gar nicht mitkriegt, wie viele Gewinnerinnen und Gewinner es durch unsere Reform gibt." Doch zumindest auf den ersten Blick stehen Frauen im Katalog der neuen Sporthilfe-Förderkriterien schlechter da als bisher. Sie müssen in etlichen Sportarten bessere Resultate als Männer erzielen, um im gleichen Ausmaß gefördert zu werden. Bauer allerdings spricht von einer "Situation, die es immer schon gegeben hat" – nur sei die Formulierung bisher eine andere gewesen. Nämlich eine vorsichtige, verklausulierte, unauffällige.

Bis vor kurzem war davon die Rede gewesen, dass Sportlerinnen und Sportler etwa im ersten Viertel des Feldes landen mussten, um einen gewissen Förderstatus zu erlangen. Auch das bedingte, dass sich Frauen weiter vorne platzieren mussten, weil die Konkurrenz geringer war. Nun aber steht schwarz auf weiß, dass etwa ein dritter WM-Platz einer Skispringerin dem sechsten Platz eines Skispringers entspricht. Das stieß vielen sauer auf, stellvertretend sagte die Skispringerin Eva Pinkelnig: "Was kann ich dafür, dass ich eine Frau bin?"

Die Kommunikation war unglücklich

Bauer sagt dem STANDARD, was er schon Pinkelnig sagte, nämlich dass sie von der Reform profitiert. Im alten System hatte sie Silberstatus (400 Euro monatlich), im neuen hat sie Goldstatus (800). Doch der Sporthilfe-Geschäftsführer räumt ein, dass Fehler passierten. Die Kommunikation war unglücklich, die Optik schief. "Wir hätten uns die Diskussion gerne erspart", sagt Bauer und kündigt an: "Eine Umformulierung ist Thema bei der nächsten Sitzung." Sie ist für Anfang Mai angesetzt.

Bemerkenswert ist, wie Bauer und Sporthilfe-Präsident Heinz-Christian Strache darauf hinweisen, dass die Richtlinien nicht nur von Männern erarbeitet und beschlossen wurden. "Etwa ein Drittel der beteiligten Personen", sagte Sportminister Strache (FPÖ), "sind Frauen. Das muss man auch der Ordnung halber sagen."

Kommission

Erarbeitet wurden die Kriterien in Begleitung einer Kommission, in der Sportministerium (Abteilungsleiterin Karin Glatt), Verteidigungsministerium (Referatsleiter Helmut Iwanoff), Bundessportorganisation (Referent Aria Siami), Bundes-Sport GmbH (Geschäftsführer Clemens Trimmel), das Paralympische Komitee (Generalsekretärin Petra Huber) und das ÖOC (Generalsekretär Peter Mennel oder Sportdirektor Christoph Sieber) vertreten waren. Dazu kamen Ex-Langläufer Alois Stadlober und Ex-Schwimmerin Judith Draxler-Hutter als Athletenvertreter.

Beschlossen hat dann der Vorstand, er ist prinzipiell 18-köpfig, wobei sechs Köpfe nicht mitstimmen dürfen, nämlich Bauer, die zwei Rechnungsprüfer, ein kooptiertes Mitglied sowie die Athletenvertreter. Blieben zwölf Beschlussfassende, unter ihnen drei Frauen. Also exakt ein Viertel – der Ordnung halber.

"Frauen sollten nicht diskriminiert werden"

Auch Draxler-Hutter, die dem Sport nach ihrer Karriere (drei Olympiateilnahmen, 68 Meistertitel) als Psychologin etwa im Leistungszentrum Südstadt erhalten blieb, findet es bedauerlich, dass positive Resultate der Reform überlagert werden. Ihr sei die Unterstützung von Talenten und die Weiterförderung nach Verletzungen wichtig. "Frauen sollten nicht diskriminiert werden", sagt die Steirerin dem STANDARD. "Das so zu formulieren war ungeschickt und nicht richtig."

Stadlober hatte in der "Kronen Zeitung" von einem "riesigen Fehler" gesprochen, der passiert sei. "Da müssen wir uns alle bei der Nase nehmen. Aus meiner Sicht kann es so nicht halten." Draxler gibt Stadlober recht, empfindet die Diskussion aber als "positiv". Schließlich könne man nach all der Aufregung davon ausgehen, "dass der Fehler behoben wird". (Fritz Neumann, 28.3.2019)