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Rat mal, wer zum Fressen kommt. Hauskatze Church ist zurück und irgendwie nicht gut drauf.

Foto: AP/Paramount

Dass niemand auf dem Friedhof der Kuscheltiere begraben werden will, davon sangen 1989 schon die Ramones im Titelsong der ersten Verfilmung von Pet Sematary. Leider nämlich findet man dort selbst im Tod keine Ruhe. Gleich hinter der letzten Ruhestätte für die Muschis, Maunzis und Bellos liegt nämlich tief im tiefsten Wald, geschützt von einem Wall aufgeschichteter Baumstümpfe, ein verwunschener Ort. Aus dem Geäst können schon einmal Hände von Untoten hochfahren – und wir deshalb aus den Kinositzen. Aber viel schrecklicher noch ist das, was hinter dem Gezeigten liegt. Mensch, Junge, sei vernünftig, geh wieder nach Hause, das träumst du doch alles nur. Nein, halt, was machst du, du Idiot, niiicht! ... Das ist das Gesetz des Fürchtefilms.

Auf dem alten Indianerfriedhof dahinter geht es also nicht mit rechten Dingen zu, weil dort der böse Waldgeist Wendigo umgeht. Das merkt man in der Neuverfilmung des Stephen-King-Romans Friedhof der Kuscheltiere als geschulter Freund des Horrorfilms daran, dass die Frequenzen des Soundtracks beim Blick auf die Strünke bedrohlich Richtung Gregorianischer Choral aus dem Höllenschlund schwellen, Nebelschwaden aufziehen, Äste knacken und jemand schon wieder auf Duracellbeleuchtung umschaltet.

Man muss ja auch sagen, dass speziell der Stadtmensch seit jeher ein kritisch-distanziertes Verhältnis zum Wald hat, weil dort nicht nur spätestens seit der deutschen Romantik die Räuber umgehen, sondern auch das Böse lauert. Die Aufgabe des Bösen ist es bekanntlich, gleichzeitig böse zu sein und sich in der Welt bis hin zur Weltherrschaft zu mehren.

Reinster Horror

Das geht in Friedhof der Kuscheltiere so: Chefarzt Dr. Louis Creed (Jason Clarke) zieht mit Frau Rachel (Amy Seimetz) und seinen zwei Kindern Ellie und Gage aus der weitgehend baumfreien Großstadt Boston in das ländliche Idyll des waldreichen Kaffs Ludlow um. Er will dort mehr Zeit mit seiner stereotypen und superbiederen, grundanständig-langweiligen amerikanischen Kleinfamilie verbringen. Das ist der reinste Horror!

Dankenswerterweise ist am Highway vor dem Dream Home regelmäßig die Hölle los. Tanklaster brausen mit deutlich überhöhter Geschwindigkeit vorbei, wodurch es im Film zu ersten Jumpscares gelangt. Bald einmal gerät auch Hauskatze Church deshalb unter die Räder der Trucks, wegen denen es uns im Lauf des Films jetzt schon mehrmals gerissen hat.

KinoCheck

Das mit der überfahrenen Katze darf der streng naturwissenschaftlich an den Tod als Ende glaubende Herr Doktor aufgrund der Vorbehalte seiner im Kindesalter durch den Tod ihrer Schwester schwer traumatisierten Gattin den Kindern aber nicht sagen. Der Tod kann in Amerika schon immer nur Helden und anderen Erwachsenen zugemutet werden. Für die lieben Kleinen ist das nichts. Und eine Hühnerhaxe auf dem Mittagstisch ist ja, bei Licht betrachtet, auch kein süßes Haustier zum Streicheln gewesen.

Kleine Monster

Zum Glück weiß der ein wenig unheimliche, aber eigentlich eh ganz liebe Nachbar Jud (John Lithgow) Trost und Rat. Man begräbt die Katze drüben bei den Nebelschwaden und dem bedrohlichen Basswummern bei den alten Indianern. Am nächsten Tag meldet sich das arg ramponierte und auch etwas streng riechende Tier zurück zum Kuscheldienst bei den Kindern. Leider hat sich Muschis Kurzbesuch im Totenreich allerdings auf Laune und Charakter doch sehr negativ ausgewirkt. Kleines, aber effektives Monster möchte man sagen.

Als schließlich auch noch Tochter Ellie in einer von den beiden Regisseuren und Horrorspezialisten Kevin Kölsch und Dennis Widmyer (Starry Eyes) adrenalinlastig angelegten Szene tödlich verunglückt, nimmt das Unglück endgültig seinen Lauf.

Es gibt in diesem Film sehr viele Türen, die meist nur spaltbreit geöffnet sind. Hier ist ein Mensch, er will zu dir. Du hast ein Haus, verschließ die Tür! Selbstverständlich gibt es im Haus auch einen Keller. Und auch beim Nachbarn Jud drüben findet sich eine Schublade mit Küchenmesser und Schere. Dass man für den Rasenmäher Benzin im Geräteschuppen gebunkert hat, versteht sich von selbst. Den Rest erledigen der Wald und die bedrohlichen Bassfrequenzen.

Es gibt sehr viele wirklich schlechte Verfilmungen von Stephen Kings Romanen. Diese hier zählt neben dem Reboot von Es aus dem Vorjahr zu den besten. Es ist zum Fürchten. (Christian Schachinger, 4.4.2019)