• Traditionell links

Die kleine Meretz und die Arbeiterpartei werden als mögliche Koalitionspartner von Benny Gantz gesehen. Meretz ist die einzige Partei, die sich heute noch traut, sich selbst als "links" zu bezeichnen. Sie ist für die Zweistaatenlösung, den Abzug aus den Siedlungen und eine Lockerung der Gaza-Blockade. Bisher war sie mit fünf Sitzen im Parlament vertreten – das dürfte Umfragen zufolge auch so bleiben.

Verluste hat hingegen die Arbeitspartei (Awoda) zu erwarten, nachdem sie sich von Bündnispartnerin Tzipi Livni und der Ha-Tnua-Partei getrennt hat. Acht bis elf Sitze sagen die Umfragen voraus.

Dabei war die Awoda die Partei von Staatsgründer David Ben-Gurion und einst stärkste Kraft des Landes. Unter Avi Gabbay ist sie ins Abseits gerückt. Er sagte einst, er halte einen Abzug aus den Siedlungen nicht für zwingend notwendig. Mit Aussagen wie dieser hat er einige Wähler verprellt.

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Avi Gabbay konnte die einst stolze Arbeiterpartei bisher nicht einen.
Foto: REUTERS/Amir Cohen/File Photo
  • Rechts

Die rechten Parteien Kulanu und Yisrael Beitenu, die beide als politische Partner Netanjahus gesehen werden, könnten auf je vier bis sechs Sitze kommen – laut manchen Umfragen aber auch an der 3,25-Prozent-Hürde scheitern. Kulanu, 2014 vom Ex-Likud-Minister Mosche Kachlon gegründet, will die hohen Lebensunterhaltskosten bekämpfen und soziale Gräben schließen. In sicherheitspolitischen Fragen gilt Kulanu als rechts. Eine Koalition mit Gantz schließt Kahlon nicht aus.

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Avigdor Lieberman gehört aktuell nicht mehr dem Kabinett an.
Foto: REUTERS/Ammar Awad/File Photo

Yisrael Beitenu, politische Heimat zahlreicher Einwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion, ist im Wahlkampf kaum präsent. Die Partei ist rechts, aber säkular. Ihr Anführer, der ehemalige Verteidigungsminister Avigdor Lieberman, brachte Ende 2018 die Regierung ins Wanken, nachdem seine Partei aus der Koalition ausgestiegen war. Hintergrund waren Streitigkeiten über den Umgang mit der Hamas in Gaza, der Lieberman nicht hart genug war.

  • Königsmacher

Bei nahezu jeder Wahl in Israel überrascht eine neue Partei, mit deren Aufstieg niemand gerechnet hatte. Diesmal ist es Zehut: Ihr Anführer Mosche Feiglin war einst Mitglied in Netanjahus Likud-Partei und tritt nun mit dem Ziel an, Marihuana in Israel zu legalisieren.

Das Thema zieht offenbar: Sah es zu Beginn noch so aus, als würde es Zehut nicht mal über die Hürde von 3,25 Prozent schaffen, holte die Partei auf und steht derzeit bei rund sechs Sitzen – und könnte als potenzieller Partner sowohl für Netanjahu als auch für Gantz zum Königsmacher werden.

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Moshe Feiglin könnte zum Zünglein an der Waage werden.
Foto: REUTERS/Corinna Kern/File Photo

Doch trotz dieses liberalen Wahlkampfthemas gilt Mosche Feiglin als rechts. Er kündigte an, sich auch dafür einsetzten zu wollen, den dritten jüdischen Tempel auf dem Tempelberg in Jerusalem zu errichten – also dort, wo sich heute die Al-Aksa-Moschee und der Felsendom der Muslime befinden. Ein Ziel, das er wohl in keiner der Koalitionen durchsetzen dürfte.

  • Rechts außen

"Die Neue Rechte" und die "Union der rechten Parteien" gelten als natürliche Koalitionspartner Netanjahus und könnten auf je sechs bis sieben Sitze kommen. Die Union ist in Israel höchst umstritten, da einige Kandidaten Anhänger des verstorbenen rassistischen Rabbiners Meir Kahane sind. Dessen Partei wurde einst verboten – und auch jetzt hinderte der Oberste Gerichtshof einen der Kandidaten daran, zur Wahl anzutreten, weil dieser mit rassistischen Parolen hetzte.

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Justizministerin Schaked will gerne Justizministerin bleiben.
Foto: . Abir Sultan/Pool via REUTERS

Die nationalreligiöse Union steht am rechten Rand, und Benny Gantz will nach eigenen Angaben nicht mit Extremisten koalieren. Etwas milder tönt da "Die neue Rechte" – obwohl auch sie mit umstrittenen Zielen Aufmerksamkeit erregt. Die bisherige Justizministerin Ajelet Schaked, die ihren Job behalten möchte, verspricht, den Obersten Gerichtshof zu bekämpfen. Co-Chef Naftali Bennett hat bereits angekündigt, nicht mit Gantz zu koalieren.

  • Klientelpolitik

Die arabischen und die ultraorthodoxen Parteien vertreten jeweils einen ganz bestimmten Teil der Gesellschaft. Mit dem Unterschied, dass die arabischen Parteien deshalb so gut wie nie, die ultraorthodoxen sehr häufig als Koalitionspartner gehandelt werden. Herausforderer Benny Gantz hat bereits angekündigt, nur mit zionistischen Parteien koalieren zu wollen. Damit kommen für ihn Chadasch-Ta'al und Ra'am Balad, die zusammen etwa elf Sitze erringen könnten, nicht infrage.

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Aryeh Deri von der Shas-Partei.
Foto: REUTERS/Ammar Awad/File Photo

Auch die ultraorthodoxen Parteien Shas und Vereinigtes Torah-Judentum könnten um die zwölf Sitze holen. Die beiden gelten im rechtskonservativen Lager als praktische Partner, weil sie nur beim Thema Religion ganz bestimmte Vorstellungen haben, bei Sicherheitsthemen aber kaum Ansprüche stellen. Das heißt aber auch: Öffentliche Verkehrsmittel oder die Einführung der Wehrpflicht für Religiöse ist mit ihnen fast unmöglich. (Lissy Kaufmann aus Tel Aviv, 8.4.2019)