Graz – Nach Berichten und Dokumentationen über schwere Behandlungsfehler und fachliche Mängel bei Herztransplantationen, die in einem Fall tödlich verliefen, wurde jetzt der Chef der Herzchirurgie an der Grazer Universitätsklinik bis auf Weiteres dienstfrei gestellt. Damit soll, wie es in einer gemeinsamen Stellungnahme der Medizinischen Universität Graz und der Steiermärkischen Krankenanstaltengesellschaft m.b.H (Kages) heißt, "das Vertrauen der Patienten und Patientinnen und der Öffentlichkeit in die Klinische Abteilung für Herzchirurgie wieder gestärkt werden". Die Leitung der Herzchirurgie wird supplierend vom einem Mitglied des dortigen Professorenteam übernommen.

"Verpfuschte Transplantation"

Die Witwe eines 60-jährigen Patienten hatte sich nach dem Tod ihres Mannes, der ein neues Herz hätte bekommen sollen, an die Öffentlichkeit gewandt. Sie warf den behandelten Ärzten eine "verpfuschten Transplantation" vor.

Tatsächlich wurde das Spenderherz bereits bei der Entnahme offenbar irreparabel verletzt. Als eine der Ursachen für die Behandlungsmängel an der Grazer Uni-Klinik wurde von Experten die viel zu geringe Fallzahl bei Herztransplantationen angeführt.

Der extrem hohe Organisations- und Logistikaufwand erfordere ein ebenso hohes Ausmaß an Routine, die in Graz eben nicht gegeben sei, sagte der Chef der Herzchirurgie am AKH, Transplantationsspezialist Günther Laufer, im Gespräch mit dem Standard.

Kages-Vorstandsvorsitzender Karlheinz Tscheliessnigg hatte letzte Woche als erste Reaktion auf die Kritik an seinem Haus, mitgeteilt, dass sich das Unternehmen und das Universitätsklinikum "dazu entschlossen haben, das Herztransplantationsprogramm bis auf Weiteres auszusetzen und diesen Kompetenzbereich mittelfristig neu aufzubauen". Man wolle sich also nicht endgültig von den Herztransplantationen zurückziehen. (Walter Müller, 10.4.2018)