235 Eier isst ein Österreicher im Jahr im Schnitt, ein Gutteil freilich in verarbeiteter Form.

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Wien – So manch flaumiger Kaiserschmarrn auf Berghütten hat es in sich. Flüssigeier aus der Ukraine nämlich, die von Legehennen aus Käfighaltung stammen. Rund 600 Tonnen an flüssigen Eiern werden in Österreich wöchentlich in der Industrie, in der Gastronomie und im Gewerbe verarbeitet. Woher sie stammen und unter welchen Bedingungen sie produziert wurden, ist kaum einsehbar. Rot-weiß-rote Mascherln tragen nur ein Viertel bis ein Drittel der Verpackungen. Rund eine Million Eier, die täglich für die Weiterverarbeitung in Österreich günstig importiert werden, bleiben unter der Wahrnehmungsgrenze der Konsumenten.

Österreichs Ei-Lieferanten wollen das ändern. "Wir müssen klar nachvollziehbar machen, was in den Produkten drinnen ist", sagt Josef Moosbrugger. Der Präsident der Landwirtschaftskammer fordert einmal mehr eine rechtliche Basis für die Herkunftskennzeichnung von Milch, Fleisch und Eiern in verarbeiteten Lebensmitteln.

"Wahrheit ist zumutbar"

Die Sorge der Industrie, die einen Mangel an Rohstoffen ebenso fürchtet wie Wettbewerbsverzerrung, lässt er nicht gelten: Stimmten die Nachfrage und der Preis, fehle es auch nicht an ausreichend österreichischer Produktion. "Die Leute wollen wissen, woher ihre Lebensmittel kommen. Die Wahrheit ist ihnen zumutbar."

Die Österreicher verzehren im Schnitt jährlich pro Kopf 235 Eier, zwei Drittel davon frisch, den Rest über verarbeitete Lebensmittel. In der EU hat nach wie vor die Hälfte der Hühner keinen Auslauf. In Drittländern leben weit mehr als 90 Prozent auf engstem Raum, wodurch ihre Eier freilich um gut ein Drittel billiger zu haben sind als jene aus Österreich. Vor allem im südlichen Europa werden geltende EU-Regeln zur Hühnerhaltung nach wie vor ignoriert.

Bodenhaltung statt Käfige

Hierzulande ist die klassische Käfighaltung bereits seit 2009 verboten. Ein Prozent der sieben Millionen österreichischen Legehennen wächst bis Ende des Jahres noch in sogenannten ausgestalteten Käfigen auf, die etwas mehr Platz, Möglichkeiten zum Scharren und Stangen zum Sitzen bieten. Doch auch damit ist ab 2020 Schluss: Die letzten acht mit Käfigen arbeitenden Betriebe stellen auf Bodenhaltung um.

22 Prozent der österreichischen Legehennen dürfen ins Freie. Bio-Standards erleben zwölf Prozent. Zum Vergleich: EU-weit liegt der Bioanteil bei fünf Prozent. Mittlerweile versorgt sich Österreich mit Frischeiern zu 90 Prozent selbst.

Als Vorreiter sieht sich Österreich auch in der Putenhaltung. Ihre Mäster räumen dem Geflügel doppelt so viel Platz ein, als ihm laut EU-Regeln zusteht. Die Kehrseite: Ein großer Teil des österreichischen Putenbedarfs wird über Importe gedeckt. (vk, 11.4.2019)