Das Ende des Plastiksackerls naht. Für Händler, die Tragetaschen mit ihren Logos bereits bestellt oder in den Lagern liegen haben, gibt es eine einjährige Abverkaufsfrist. Mit Ende 2020 ist diese aber verstrichen.

Foto: APA / Helmut Fohringer

Wien – Das von der Bundesregierung geplante Verbot von Plastiksackerln ab 1. Jänner 2020 ist heute, Donnerstag, in Begutachtung geschickt worden. "Mit dem Verbot von Einweg-Plastiksackerln zählen wir zu den Vorreitern in Europa. Es gibt nur zwei Staaten, die das vor Österreich umgesetzt haben", sagte Umweltministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP).

"Wir haben den Fahrplan für dieses Verbot mit vielen Beteiligten in mehreren Runden diskutiert und verhandelt. Jetzt kommen wir in die Umsetzung. Der Gesetzesentwurf geht heute in Begutachtung, damit wir den Termin halten können", sagte Köstinger. Laut dem Umweltministerium sind derzeit in Österreich 400 Millionen Plastiksackerl allein über den Lebensmittelhandel pro Jahr im Umlauf, was 5.000 bis 7.000 Tonnen Plastikmüll pro Jahr verursacht.

Diese Ausnahmen wird es geben

Nicht von dem Verbot betroffen sind sehr leichte Tragetaschen (Obst- oder Knotenbeutel), die biologisch abbaubar sind und aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden. Auch Mehrwegtaschen aus Kunststoffgewebe, mit vernähten Verbindungen oder mit vernähten Tragegriffen, die eine entsprechende Stabilität aufweisen und für den mehrmaligen Gebrauch konzipiert sind, dürfen weiter benutzt werden. Müllsäcke, Hundesackerl oder Gefrierbeutel sind ebenfalls nicht umfasst.

Für Händler, die beispielsweise Tragetaschen mit ihren Logos bereits bestellt oder in den Lagern liegen haben, gibt es eine einjährige Abverkaufsfrist. Mit Ende 2020 ist diese aber verstrichen. "Das ist eine klare und konsequente Entscheidung gegen die Wegwerf-Gesellschaft. Für den Ersatz von Plastiksackerln gibt es genügend Alternativen. Die Zukunft liegt in Mehrweg-Artikeln. Wir wollen auch nicht ein Einweg-Produkt durch andere Einweg-Produkte ersetzen", meinte die Umweltministerin.

"Der Handel in Österreich bekennt sich ganz klar zur massiven Einsparung von Plastiksackerln", hält Peter Buchmüller, Obmann der Bundessparte Handel der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), zu den Plänen der Bundesregierung fest. "Im Sinne von Konsumenten und Umweltschutz werden im österreichischen Handel schon jetzt zahlreiche alternative Tragehilfen angeboten. Diese erfreuen sich auch bei den Konsumenten stetig wachsender Beliebtheit", teilt Buchmüller, der selber als Händler tätig ist, in einer Aussendung mit.

Kritik von Greenpeace

Greenpeace hat am Donnerstag Kritik am Gesetzesentwurf der Regierung zum Plastiksackerlverbot ab 2020 geübt, weil dieser keinen Mindestpreis für die Alternativen zu den Kunststoffprodukten vorsieht. So wird das Müllproblem laut der Naturschutzorganisation nicht gelöst, sondern nur auf andere Materialien verschoben. Der Entwurf habe daher "eine große Schwäche", sagte Nunu Kaller von Greenpeace.

Die Menge der Wegwerfsackerl kann nur durch einen gesetzlich festgelegten Mindestpreis und durch wiederverwendbare Mehrweg-Sackerl verringert werden, hieß es in der Aussendung. "Wird das Plastiksackerl eins zu eins mit Alternativen aus Papier oder Bioplastik ersetzt, wäre das für unsere Umwelt katastrophal. Die Müllberge würden sich dadurch nicht verringern, nur das Material, das weggeworfen wird, wäre ein anderes", betonte Kaller, Expertin für Konsumfragen bei Greenpeace Österreich.

Mindestpreis in Großbritannien zeigte Wirkung

Großbritannien habe beispielsweise im Jahr 2015 einen Mindestpreis von fünf Pence auf Plastiksackerl festgelegt. Seit dem sei der Verbrauch um 85 Prozent zurückgegangen. Ein solcher Rückgang ist laut Greenpeace auch bei alternativen Materialien zu erwarten. Wiederverwendbare Mehrwegtaschen seien "eindeutig die beste Lösung für den Umweltschutz".

Tchibo geht mit gutem Beispiel voran

Der Kaffee- und Textilhändler Tchibo wird seine wöchentlich wechselnden Produkte wie Kleidungsstücke, Spielsachen und Haushaltswaren nicht mehr länger in Plastik eingeschweißt, sondern unverpackt verkaufen. Das hat Tchibo/Eduscho-Österreich-Geschäftsführer Harald Mayer angekündigt.

Tchibo/Eduscho wolle seinen Kunden Produkte zum Angreifen präsentieren, sagte Mayer in den "Oberösterreichischen Nachrichten". Bis 2020 wolle das Unternehmen ohne Kunststoffverpackungen auskommen.

In Österreich gibt es 135 Tchibo-Filialen. Neben Einkaufszentren ist die deutsche Handelskette (mit 1.200 Beschäftigten und 325 Millionen Euro Umsatz in Österreich) in stark frequentierten Einkaufsstraßen und auf Bahnhöfen präsent. Zur Zeit werden die heimischen Filialen im Auftritt Schritt für Schritt auf "Industriedesign" umgestellt. Den Umsatz stellen etwa zu gleichen Teilen Kaffee sowie Textilien und andere Konsumgüter. Vor Weihnachten werden in der Regel 80 Prozent mit Mode und Gebrauchsartikeln gemacht. (APA, red, 11.4.2019)