So lustig wie der trampende Roboter hitchBOT sehen die neuen Arbeitstiere natürlich nicht aus.

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Wien – Klar stehe man erst am Anfang. Mittlerweile jedoch seien die Digitalisierung und neue Technologien bei den meisten Unternehmen angekommen, ist Frank Melzer, Vorstand des Robotikspezialisten Festo, überzeugt. Die Chancen überwiegen aus seiner Sicht die Risiken. Die Arbeitsplätze seien freilich stark im Wandel.

Melzer ist Industrieberater der deutschen Bundesregierung und leitet den Lenkungskreis der Plattform Industrie 4.0, die den Mittelstand bei der Automatisierung seiner Produktionen unterstützt. Die Sorge, dass Roboter die Hälfte der bisherigen Stellen bedrohen, wie Studien prognostizieren, teilt er nicht. Schon vor 40 Jahren wurde die menschenlose Fabrik heraufbeschworen, erinnert er im Gespräch mit dem STANDARD. "Tatsächlich haben Roboter überproportional viele Jobs geschaffen."

Auf Debatten rund um Gewinner und Verlierer dieser Entwicklung lässt er sich nur bedingt ein. Ein großes Spektrum an Arbeitsplätzen habe es stets gegeben, nun erfolge diese Transformation technikgetrieben eben schneller.

Entlastung von repetitiven Tätigkeiten

"Die künstliche Intelligenz gibt Menschen Zeit zurück, indem sie sie von ihren repetitiven Tätigkeiten entlastet", glaubt der Maschinenbauer und zieht als Beispiel ein Motorenwerk heran. So lasse sich bereits verlässlich voraussagen, wann welche Teile ausfallen und eine ganze Anlage zum Erliegen bringen. Damit gehörten ungeplante Stillstände, die viel Zeit und Mitarbeiter binden, der Vergangenheit an. Mehr Freizeit also?

Die Aufgaben veränderten sich, Menschen könnten sich darin engagieren, worin sie gut seien, relativiert Melzer. Dies seien Empathie, Teamarbeit, Kreativität, Kontextualisierung. Maschinen verschieben die Grenze des Machbaren immer weiter nach außen, betont er. Doch letztlich reparierten sie sich nicht selbst. Sie basierten auf angelerntem Verhalten. Und es sei immer noch der Mensch, der die Regeln dafür festlege.

Von den einzelnen Arbeitnehmern fordert der gebürtige Deutsche mehr Engagement bei der Weiterbildung ein. "Es kann nicht jeder alles können – und nicht alle professionellen Mechaniker werden zu Softwareentwicklern."

Mitarbeiter müssten aber wandlungsfähig bleiben und sich auf lebenslanges Lernen einstellen, ohne sich dabei nur auf das betriebliche Umfeld zu verlassen. "Was ich selbst im Studium lernte, steht heute sicherlich nicht mehr auf der Topliste meiner Arbeit." (Verena Kainrath, 13.4.2019)