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Indonesien ist das nach Bevölkerung viertgrößte Land der Welt. Präsident Joko "Jokowi" Widodo (links unten) kämpft um die Wiederwahl.

Foto: Reuters / Antara Foto

Es sind Zahlen, die beeindrucken: 99 Tonnen Tinte werden am Mittwoch verbraucht, um alle Wählerinnen und Wähler auf dem indonesischen Festland und auf den rund 1.500 bewohnten Inseln nach ihrer Stimmabgabe zu kennzeichnen. 2.593 unterschiedliche Wahlzettel wurden gedruckt, um darauf alle 245.000 Kandidatinnen und Kandidaten auf lokaler, regionaler und landesweiter Ebene unterzubringen. Wenn 192 Millionen Menschen am Mittwoch im bevölkerungsmäßig viertgrößten Land der Welt wählen dürfen, wird es das größte an einem Tag abgehaltene Votum in der Menschheitsgeschichte sein.

Und doch ist es kein reines Fest der Demokratie, bei dem sich das Land mit der weltweit größten muslimischen Bevölkerung zwischen Amtsinhaber Joko "Jokowi" Widodo und Konkurrent Prabowo Subianto entscheidet. Denn in den vergangenen Jahren hat sich die demokratische Stimmung in Indonesien deutlich verfinstert.

Keine "neue Hoffnung" mehr

Dabei hat es vor fünf Jahren noch so viel Optimismus gegeben. Da sind die beiden Männer schon einmal gegeneinander angetreten, der frühere Möbelverkäufer, politische Außenseiter und gemäßigte Muslim Jokowi hat mit rund sechs Prozentpunkten Vorsprung gewonnen und ist dann unter dem Titel "Eine neue Hoffnung" auf dem Cover des "Time"-Magazins gelandet. An der Frage, ob er fünf Jahre später die Erwartungen erfüllt hat, scheiden sich nun aber die Geister.

Zum einen gibt es den administrativen Teil seiner Arbeit – hier fällt das Urteil meist positiv aus. Jokowi hat es geschafft, trotz Unerfahrenheit und der Minderheitsposition seiner Partei im Parlament viele seiner aufwendigen Infrastrukturprojekte durchzusetzen. Die Korruption ist gesunken, Krankenversicherungen und Sozialprogramme haben zu einer Reduktion der Armut beigetragen.

Muslime und Militärs

Bei der politischen Freiheit sieht es anders aus. 2015 löste die Entscheidung Jokowis, die Vollstreckung der Todesstrafe wegen Drogendelikten gegen acht Menschen, darunter zwei Australier, zu erlauben, Sorgen aus. Sie wurden von einem Erschießungskommando hingerichtet. Später ließ er auch Demonstrationen gegen sich aus teils fadenscheinigen Gründen verbieten. Viele Militärs der Diktatur Suhartos (1968–1998) sitzen heute in seinem Kabinett.

Vor allem aber ist es seine Anbiederung an den konservativen Islam, die viele verunsichert. Jokowi, der sich selbst vor vier Jahren noch mangelnde Religiosität vorwerfen lassen musste, hat den Chef der erzkonservativen Islam-Vereinigung Majelis Ulama Indonesia, Maruf Amin, zu einem Vizepräsidentschaftskandidaten gemacht. Dieser verurteilte in der Vergangenheit liberale Muslime, Homosexuelle und das Tragen von Weihnachtsmannmützen.

Warnschuss der Extremisten

Hintergrund sind die Großproteste gegen den Gouverneur von Jakarta, Basuki "Ahok" Purnama, 2015. Der Alliierte Jokowis verlor nach Kundgebungen gegen angeblich blasphemische Äußerungen seine Neuwahl und wurde später zu 20 Monaten Haft verurteilt. Jokowi äußerte sich nie dazu. Er sah offenbar ein Signal, selbst künftig besser konservativ aufzutreten.

Dass Jokowi in Umfragen führt, liegt wohl auch an jenem Mann, der erneut gegen ihn antritt: Exgeneral Prabowo Subianto, einer der reichsten Indonesier und Schwiegersohn Suhartos, setzt auf eine populistische Kampagne gegen "die Eliten".

Agus Indra Prawira

2014 hat er, dem als General Menschenrechtsverbrechen gegen Linke und Demokraten zum Ende des Suharto-Regimes 1998 vorgeworfen werden, mit einem Musikvideo von Fans in SS-Unformen geworben. Der Weinliebhaber, der dennoch im Bunde mit den Islamisten steht, will Direktwahlen und begrenzte Politikeramtszeiten abschaffen.

Vorsorglich hat er schon Wahlbetrugsvorwürfe erhoben. Teilergebnisse sehen am Mittwochvormittag Präsident Joko vorne, ein Endergebnis wird im Mai erwartet. (Manuel Escher, 16.4.2019)