Julia "Miss Rage" Kreuzer und ...

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... Stefania Hades unterhalten ihre Zuseher mit Games-Streaming.

Foto: Stefania Hades

Julia "Miss Rage" Kreuzer und Stefania Hades zeigen sich regelmäßig beim Spielen vor der Kamera auf der Streaming-Plattform Twitch. Kreuzer ist seit fünf Jahren hauptberufliche Streamerin, und Hades versucht, ebenso Fuß auf der Plattform zu fassen. Beide haben allerdings mit ähnlichen Vorurteilen zu kämpfen.

STANDARD: Warum streamen Sie eigentlich?

Julia "MissRage" Kreuzer: Ich habe vor sechs Jahren angefangen, weil in meinem Freundeskreis nicht so viele Leute League of Legends gespielt haben und ich Leute zum Spielen gesucht habe. Streams haben die Möglichkeit gegeben, nette Leute und neue Freunde zu finden, mit denen man gemeinsam zocken kann.

Stefania Hades: Ich hab zuvor viele Streams geschaut, unter anderem auch den von Julia. Mein Freund hat dann auch angefangen, sich vor der Kamera beim Spielen von World of Warcraft zu zeigen. Ich hab mir dann gedacht: Ja, warum nicht? Ich würde es auch mal gerne ausprobieren. Ich bin dann nach dem Versuch dabei geblieben.

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STANDARD: Ist das für Sie beide ein Full-Time-Job?

Hades: Für mich nicht, ich mache das nebenbei. Mein Ziel ist es aber, das auf Vollzeit zu machen.

Kreuzer: Ich streame seit fünf Jahren hauptberuflich als Selbstständige.

STANDARD: Würden Sie sagen, dass man es als Frau auf Twitch schwieriger hat, oder ist das Geschlecht egal?

Kreuzer: Beides, es hat seine Vor- und Nachteile. Vorteil in dem Sinn, dass man in der Unterzahl ist. Es gibt viel weniger weibliche als männliche Streamer, aber es werden immer mehr Frauen. Wie ich angefangen habe, gab es unter fünf Prozent Streamerinnen auf Twitch, mittlerweile sind es schon mehr. Man kann als Frau also eher aus der Masse herausstechen. Das Publikum von Twitch ist außerdem zu 70 Prozent männlich – da kann es sein, dass man vielleicht von dem einen oder anderen attraktiv gefunden wird. Da wird dann auch eher auf den Stream geklickt, und man hat dadurch mehr Laufkundschaft.

Auf der anderen Seite hat man mit sehr vielen Vorurteilen zu kämpfen. Beispielsweise sagen Leute, dass du als Frau gar keine Spiele magst, und du streamst nur, weil du Geld verdienen willst. Du bist schlechter in Computerspielen als Männer – die ganzen Sachen. Es ist als Frau viel schwieriger, die Leute zu überzeugen, dass du wirklich da bist, weil du gerne Computerspiele spielst, und nicht, weil du Leute abzocken willst.

Stefania Hades

Hades: Da gibt es nichts mehr hinzuzufügen, ich stimme Julia hier zu.

STANDARD: Es gibt mittlerweile drei Millionen Streamer – kann man es heute überhaupt noch schaffen, aus der Masse zu stechen?

Kreuzer: Auf jeden Fall. Ich muss allerdings eingestehen, dass ich wohl nie so groß geworden wäre, wenn ich heute anfangen müsste. Damals war ich eine von wenigen, da bin ich dann dementsprechend gewachsen. Prinzipiell kann man es aber heute noch schaffen, man muss aber das gewisse Extra haben, um aus der Masse herauszustechen. Etwa ein besonders großes Talent im Spiel oder eine spannende Persönlichkeit. Oder ein neues Konzept von Streaming, das neu ist. Ansonsten gibt es halt noch dieses Grinding, wo man jeden Tag streamt und so langsam wächst. Es ist aber auf jeden Fall schwieriger geworden, weil einfach immer mehr Leute streamen.

Hades: Es dauert einfach länger heute. Es hat aber auch einiges mit Glück zu tun, beispielsweise, wenn dich ein großer Streamer hostet, also deinen Stream in den Fokus rückt. Du musst dafür zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein. Es ist also nicht unmöglich, aber definitiv schwieriger.

Stefania Hades

STANDARD: Spielt Nationalität hierbei eigentlich eine Rolle?

Kreuzer: Nein, das macht absolut keinen Unterschied. Bis jetzt halt, weil wir nicht wissen, wie sich Artikel 13 beziehungsweise 17 auswirkt. Im Moment macht es aber keinen Unterschied. Man braucht im Grunde nur einen PC und eine Internetverbindung, alles andere ist egal. Das ist ja auch das Schöne an Twitch: Es gibt keinen Rassismus, und es geht im Grunde nur darum, welche Games du spielst. Ein Österreicher hat die gleichen Chancen wie jeder andere.

STANDARD: Gab es von Eltern eigentlich Unterstützung für Ihren Job?

Hades: Also meine Eltern haben mich zum Spielen gebracht, weil sie selber viel gespielt haben. Sie wissen auch, dass man ein Online-Spiel nicht pausieren kann. Meine Mama schaut bei meinem Stream auch manchmal rein. Sie weiß zwar nicht, was da jetzt in dem Spiel passiert, aber sie weiß, wie Twitch funktioniert, und schreibt auch manchmal in den Chat, und da freuen sich dann alle. Generell unterstützen mich meine Eltern bei meiner Karriere total. (Daniel Koller, 5.5.2019)