Der japanische Technologieriese Softbank will fast eine Milliarde Euro in den deutschen Finanzdienstleister Wirecard stecken. Beide Unternehmen unterzeichneten eine entsprechende verbindliche Grundsatzvereinbarung, wie Wirecard am Mittwoch in Aschheim mitteilte. Demnach ist eine "strategische Partnerschaft" bei der Expansion des deutschen Finanzdienstleisters nach Japan und nach Südkorea geplant.

Softbank will die rund 900 Mio. Euro im Rahmen einer Wandelschuldverschreibung in Wirecard investieren. Wirecard werde eine Anleihe begeben, die nach Ablauf von fünf Jahren in gut 6,9 Millionen Aktien zu einem Preis von 130 Euro je Stück gewandelt werden. Die Zahl der Aktien entspricht rund 5,6 Prozent des Grundkapitals von Wirecard. Die Ausgabe der Wandelschuldverschreibung unter Ausschluss des Bezugsrechts der aktuellen Anteilseigner soll auf der Hauptversammlung am 18. Juni genehmigt werden.

Hintergrund

Wirecard war im September in den Deutschen Aktienindex aufgestiegen. Das Unternehmen wurde 1999 gegründet und konzentrierte sich schnell auf den Zahlungsverkehr im Internet. Zu den ersten Kunden gehörten vor allem Casinos und Porno-Seiten, weil sie den Onlinehandel auch nutzten. Seitdem kamen aber viele Kunden aus anderen Branchen hinzu – Aldi und TUI etwa, außerdem die Lufthansa oder O2.

Das Unternehmen rechnet damit, dass das digitale Bezahlen weltweit kräftig wachsen wird. Wirecard bekommt eine Provision dafür, dass es Geld vom Endkunden an den Anbieter weiterleitet, und übernimmt dabei die Garantie.

Seit Ende Jänner befindet sich Wirecard im Zentrum von Betrugsvorwürfen. Die britische "Financial Times" berichtete wiederholt über vorgetäuschte Umsätze und gefälschte Verträge bei Wirecard in Singapur. Wirecard weist die Anschuldigungen als verleumderisch zurück. Nach den Berichten ging die Aktie auf Achterbahnfahrt.

Mitte Februar verbot die deutsche Finanzaufsicht BaFin weitere Spekulationen auf fallende Kurse, "weil sie das Marktvertrauen in Deutschland ernsthaft bedrohen". Das Verbot hob die Behörde am Donnerstag vor Ostern auf. (APA, 24.4.2019)