Graz – Die Bande zwischen Burschenschaften, Identitären und der FPÖ bleiben offenbar auch nach den Distanzierungsforderungen durch Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) bestehen. So lädt die Burschenschaft Arminia Graz zu einem Vortrag mit dem identitären Vordenker Martin Semlitsch, der unter dem Pseudonym Lichtmesz bekannt ist. Semlitsch übersetzte Renaud Camus' "Revolte gegen den Großen Austausch", ein Standardwerk der Identitären, auf das sich auch der australische Terrorist Brenton T. bezog, der in Neuseeland fünfzig Muslime ermordet hat.

Für zusätzliche Kritik sorgt, dass Semlitschs Vortrag über "Leben mit Linken" ausgerechnet am 8. Mai stattfindet, dem Tag der Befreiung Österreichs vom Nationalsozialismus.

Mietvertrag wird aufgelöst

Die Arminia Graz gilt als gut vernetzt. Einer ihrer Alten Herren ist der FPÖ-Gemeinderat Heinrich Sickl, der als Vermieter der Identitären Bewegung für Schlagzeilen sorgte. Sickl betont auf Anfrage des STANDARD, dass der Altherrenverband nicht in die Organisation der Veranstaltung involviert war. Das Datum sei eine "Zufälligkeit", da Veranstaltungen "immer mittwochs" stattfänden.

Bezüglich seines Mietvertrags mit der Identitären Bewegung gibt Sickl an, dass dieser in gegenseitigem Einvernehmen aufgelöst worden ist. Die Identitären haben in der Steiermark eine äußerst starke Landesorganisation. Sowohl der Prozess wegen der Bildung einer kriminellen Vereinigung, der mit einem Freispruch endete, als auch neue Ermittlungen nach dem Finanzstrafgesetz wurden in Graz geführt.

Enge Verzahnung mit steirischer FP

Wegen ihrer engen Verzahnung mit der FPÖ tat sich die Landespartei auch schwer, sich glaubwürdig von den Identitären zu distanzieren. Der Grazer Vizebürgermeister Mario Eustacchio distanzierte sich erst nach großem medialem Druck von der Bewegung. In "Freilich", dem Nachfolger der Zeitschrift "Aula", kommen regelmäßig Identitäre zu Wort. Herausgegeben wird das Magazin vom Freiheitlichen Akademikerverband (FAV), dessen Vorsitzender wiederum Heinrich Sickl ist.

Der FAV veranstaltet auch regelmäßig "Herbstakademien", zu denen sich Führungskräfte der Neuen Rechten in der Steiermark einfinden. Dort war auch schon Identitären-Chef Martin Sellner zu Gast.

Aus der Steiermark kommt auch der freiheitliche Nationalratsabgeordnete Wolfgang Zanger, der selbst schon bei Demos der Identitären als Sprecher auftrat. Verbindungen zu den Rechtsextremen hat auch der parlamentarische Mitarbeiter Siegfried W., der bei Zangers Kollege Axel Kassegger (FPÖ) beschäftigt ist. (Fabian Schmid, 26.4.2019)