Auch in zweiter Generation bleibt der Duster mehr als vernünftig bepreist, was dem Dacia-SUV anhaltende Bestselleritis beschert.

Foto: Andreas Stockinger
Grafik: der Standard

Der Innenraum des Duster

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Über einen Drehschalter kann man allein den Vorderradantrieb anwählen.

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Das Heck des Dacia Duster.

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Wien/Umgebung – Mit dem neugierigen "Ist das der aus der Werbung?" haben wir nicht gerechnet. Aber beim Duster muss man sich an so einiges gewöhnen – inklusive Naserümpfen und herablassender Gesten, aber das wird weniger. Es kommt jedenfalls nicht alle Tage vor, dass jemand wegen eines Low-Budget-SUVs aus seinem deutschen Kombi steigt.

Unprätentiös

Recht hat er, der gute Mann. Denn der Duster ist selbst in der Luxusausführung ("Charisma") mehr als ein Nutzfahrzeug, eher ein Wagen für Unprätentiöse. Wer auf Schalldämmung nicht übermäßig viel Wert legt und wen nicht stört, dass MP3-Player oder Smartphone verloren am Kabel vom Radio in die Mittelkonsole herunterhängen, der ist mit dem rumänischstämmigen Markenvehikel bestens bedient. Wobei beides gleichzeitig, Handyladen und Musik aus der Konserve, – das sei iTunes-Verweigerern verraten – geht nur mit Bluetooth. Irgendwann werden die Herren Konstrukteure eine zweite USB-Buchse in Mittelkonsole oder Handschuhfach auch noch hinkriegen.

Wie auch immer, mit dem Billigwagen aus grauer EU-Erweiterungs-Vorzeit hat der Dacia nicht mehr viel zu tun. Wer bei den Extras keine Scheu zeigt, ist schnell jenseits der 20.000-Euro-Marke, hat dafür aber alles an Komfort an Bord, was ein nützliches Fahrzeug ausmacht – inklusive schlüssellosen Auf- und Zusperrsystems, das klaglos funktioniert, lästiges Knopferldrücken fällt weg. Navigation, 360-Grad-Kamera und Sitzheizung, alles da.

Von der ursprünglichen Idee eines minimalistischen Nutzfahrzeugs ist man da freilich schon ziemlich weit entfernt. Aber Features und Ausstattung sind für die Kaufentscheidung nun einmal entscheidend, und wenn das zum konkurrenzlos niedrigen Preis möglich ist, soll's recht sein. Und da spielt die Länge ausnahmsweise keine Rolle. Sie blieb gleich.

Pipsi sitzt höher

Deshalb haben es groß gewachsene Mitfahrer im Renault mit Migrationshintergrund schwer, insbesondere wenn hinter dem Beifahrersitz ein Migrationshund seinen angestammten Platz hat. Da nahm Mischlingshündin Pipsi sogar ausnahmsweise auf der Rückbank Platz, sonst hätte der 1,90-Meter-Riegel von Beifahrer nämlich seine Beine nicht untergebracht. Immerhin, der Sitz war dann so weit hinten, dass Pipsi in der Kurve nicht mehr von der Sitzbank plumpsen konnte. Dass ausschließlich der Fahrersitz höhenverstellbar ist, konnten wir kaum glauben. Aber was im Fahrgastraum an Volumen fehlt, findet sich im Kofferraum – trotz des vollwertigen Ersatzrades, das mitfährt und 53 Liter braucht. Bei der Abgasreinigung ist der Duster übrigens modern, der Einfüllstutzen für die Harnstofflösung ist direkt neben der Tanköffnung.

Apropos Verbrauch: Der bärige Selbstzünder ist bodenständig untertourig zu fahren und im Unterhalt günstig. An das richtige Schalten und Durchziehen haben wir uns nach dem Test übrigens rasch wieder gewöhnt. Irgendwann werden uns Auskenner verraten, warum der erste Gang gar so kurz übersetzt ist. Außer beim Bergauffahren braucht den keiner. (Luise Ungerboeck, 10.5.2019)