Im Inneren des Areals mit rund 200 neuen Wohnungen soll es viel Grün geben, versprechen die Verantwortlichen.

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Fünf locker situierte Gebäude, viermal Bauklasse I, einmal Bauklasse II, in der Mitte ein Park, ein Teich mit einem Steg darüber, ein Sportplatz, Flächen für Urban Gardening: So hätte sich die Bürgerinitiative "Pro Wilhelminenberg 2030" die Neubebauung des Geländes einer Friedhofsgärtnerei in der Gallitzinstraße 8-16 in Wien-Ottakring vorgestellt. Das Konzept namens "Garten Liebhartstal – Die Quelle Ottakrings" wurde im Jänner 2018 als Diskussionsgrundlage für ein Bürgerbeteiligungsverfahren im Petitionsausschuss des Wiener Gemeinderats präsentiert.

Es kommt anders. Am Montag stellten Ottakrings SP-Chef, der Landtagsabgeordnete Christian Oxonitsch, sowie Grünen-Planungssprecher Peter Kraus den Flächenwidmungsplan für das Areal vor, wie er nun in den Planungsausschuss gehen und dann wohl am 28. Mai im Gemeinderat beschlossen wird. Er enthält im Wesentlichen genau das, wogegen die Bürgerinitiative seit zwei Jahren so vehement auftritt: Das bisher als Grünland gewidmete Areal wird umgewidmet und dann mit mehreren Gebäuden der Bauklasse III (bis 16 Meter Höhe) bebaut werden. Rund 200 neue Wohnungen sollen hier entstehen.

Städtebaulicher Vertrag

Mit den drei Bauträgern Arwag, Süba und Breiteneder wurde ein städtebaulicher Vertrag abgeschlossen, der die Auflage enthält, dass 50 Prozent der Wohnungen gefördert errichtet werden müssen, so Kraus. Diesen Anteil wird die Arwag übernehmen, die anderen beiden Bauträger planen freifinanziertes Eigentum.

Die oft gewünschte öffentliche Durchwegung des Areals werde es geben, betonte Oxonitsch. Ebenso wie einen neuen Kindergarten in einem der Häuser an der Gallitzinstraße. Und er und Kraus sehen in dem Großbauvorhaben auch ein "Vorzeigeprojekt für ökologisches Wohnen", weil unter anderem begrünte Dächer und Fassaden, Nistplätze für Vögel und eine 1000 m² große Wiesenfläche "als Nahrungsraum für Vögel und Fledertiere" vorgesehen sind. Von der gesamten Fläche werde außerdem nur ein Drittel bebaut.

"Anlasswidmung"

Für die Bürgerinitiative zählt das aber alles nicht, denn zu substanziellen Planänderungen, etwa was die erlaubte Gebäudehöhe betrifft, sei es im Zuge des Bürgerbeteiligungsverfahrens nicht gekommen, kritisierte BI-Vertreterin Alexandra Dörfler. Mehr als 4000 Unterschriften hat die Initiative gesammelt, das erwähnte Alternativmodell präsentiert, sich eingebracht. "Wir dachten zunächst schon, dass das was bringen kann", so Dörfler, die am Montag gemeinsam mit einer Mitstreiterin bei Oxonitschs und Kraus' Präsentation anwesend war.

Nun spricht sie von "Anlasswidmung" für stadtnahe Bauträger (an der Arwag ist die Stadt Wien beteiligt), das ganze Verfahren sei ein "Kasperltheater" gewesen, und auch an der mangelhaften Öffi-Anbindung des Areals habe sich bisher niemand gestoßen. Öffentlich erreicht werden kann die Liegenschaft derzeit nur mit der Buslinie 45A; bis zu den Straßenbahnlinien 10, 44 und 46 an der Maroltingergasse ist es ein ganzes Stück weit zu Fuß.

Oxonitsch hält dagegen, man habe den Dialog "frühzeitig" geführt, mit ersten Info-Veranstaltungen schon 2016 und zwei runden Tischen 2017. Was dort besprochen wurde, sei "Grundlage für das magistratsinterne Verfahren" gewesen. Auch der Bezirk habe sich mehrheitlich für das Projekt ausgesprochen, auch dort mit rot-grüner Mehrheit. Ganz anders die Wiener Opposition. Die ÖVP will nun die Volksanwaltschaft mit dem Projekt befassen. (Martin Putschögl, 7.5.2019)