Beim Taschengeld sind Regelmäßigkeit und Bedingungslosigkeit sehr wichtig.

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Kinder und Jugendliche in Österreich erhalten immer weniger Taschengeld. Im Jahr 2014 haben 26 Prozent der Kids kein Taschengeld erhalten, aktuell sind es 32 Prozent. Das zeigen die Zahlen einer Umfrage der Direktbank ING. Gleichzeitig sank der Anteil jener Kinder, die regelmäßig Taschengeld bekommen von 44 Prozent auf 37 Prozent. Offenbar setzen Österreichs Eltern vermehrt auf "Taschengeld bei Bedarf", denn in dieser Kategorie gab es laut ING in den vergangenen fünf Jahren einen Anstieg von 18 Prozent auf 23 Prozent.

"Dabei ist das gar nicht die ideale Lösung", heißt es von der ING. Denn gerade beim Taschengeld wäre Regelmäßigkeit sehr wichtig. Ebenso wichtig sei die Bedingungslosigkeit, gehe es doch darum zu lernen, selbst die Verantwortung über Geld und den Umgang damit zu übernehmen. "Spätestens in der Volksschule sollte man beginnen, mit Kindern über Geld zu sprechen", sagt ING-Österreich-Chef Barbaros Uygun. Dann werde es auch Zeit für das erste Taschengeld: Ein bis vier Euro pro Woche seien laut Uygun völlig ausreichend. Eltern sollten jedoch den guten Umgang mit Geld vorleben und Finanzentscheidungen mitunter erklären.

Brauchen und Wollen

In der Unterstufe gehe es dann darum, dass Kinder für ihre Ausgaben auch die Verantwortung übernehmen. Nun muss gelernt werden, zwischen Brauchen und Wollen zu unterscheiden und Sparziele zu setzen. Empfehlung der Experten für die Höhe des Taschengeldes pro Woche: drei bis zehn Euro. In der Oberstufe werden die Lebenskosten zunehmend zum Thema. Das ist der Zeitpunkt, wo es darum geht, Prioritäten zu setzen, indem gewisse Ausgaben selbst bezahlt werden sollen (etwa die Handyrechnung oder Teile der Kleidung). Laut der ING-Umfrage (für die in Österreich vom Institut Ipsos mehr als 1000 Personen befragt wurden) erhalten fünf Prozent der 14- bis 18-jährigen weniger als fünf Euro Taschengeld pro Woche. 31 Prozent bekommen fünf bis zehn Euro. 22 Prozent verfügen wöchentlich über elf bis 20 Euro, 23 Prozent bekommen zwischen 21 und 30 Euro, zehn Prozent freuen sich über 31 bis 50 Euro, und neun Prozent erhalten mehr als 50 Euro.

Über Geld sprechen

Offene Gespräche über Geld sind für Heranwachsende wichtig. Das sehen zwei Drittel der befragten Eltern auch so. Ein Drittel sieht die Schule in der Verantwortung und erwartet dort Finanzbildung. Die Höhe des Taschengeldes spiele keine entscheidende Rolle. "Über Geld zu reden und ein geringes, regelmäßiges Taschengeld zur Verfügung zu stellen ist jedenfalls besser als übertriebene Großzügigkeit, ohne die Ausgaben gemeinsam mit den Kindern zu erörtern", heißt es von der ING. Erklärvideos zum altersgerechten Umgang mit Geld stellt die ING auf ihrer Homepage zur Verfügung.

Wie wichtig es ist, mit Kindern das Thema Geld zu erörtern, zeigt auch eine gemeinsame Erhebung des Bankenverbands und der Bawag PSK unter jungen Erwachsenen zwischen 18 und 29 Jahren. Dieser zufolge haben drei Viertel der Befragten den Umgang mit Geld von den Eltern gelernt. Dabei zeigt sich, dass Eltern mit pekuniären Sorgen tendenziell weniger darüber sprechen. Die Folgen: Schlechter Umgang mit Geld wird oft an die nächste Generation vererbt. "Der Spruch 'Über Geld spricht man nicht' sollte aus den Köpfen verschwinden", empfiehlt Gerhard Resch, Generalsekretär des Bankenverbands.

Schulen in der Pflicht

In Sachen Finanzbildung sieht auch er die Schulen in der Pflicht – und ortet Verbesserungsbedarf: Nur zwölf Prozent der Befragten wollen den Umgang mit Geld in der Schule gelernt haben. Zwei Drittel der Befragten geben Schulen in Sachen Finanzbildung sogar schlechte Noten – zu oberflächlich, falscher Fokus und kein Praxisbezug lautet die Kritik. Resch folgert daraus, dass die derzeitigen Lehrpläne nicht mehr ganz für die Lebensumstände des 21. Jahrhunderts passen.

Daher schätzen zwar zwei Drittel der jungen Menschen ihren allgemeinen Umgang mit Geld als gut ein, und für mehr als die Hälfte ist dies auch kein Tabuthema. Auch Konsum auf Pump kommt für 61 Prozent nicht infrage. Die Probleme treten allerdings dann massiv zutage, wenn wichtige Geldentscheidungen anstehen wie der Kauf eines Autos oder einer Wohnung: Dabei fühlen sich 83 Prozent der jungen Erwachsenen entweder unsicher oder gänzlich überfordert. (Bettina Pfluger, Alexander Hahn, 9.5.2019)