Drei "Flaschenköpfe": Spott und Protest wegen der Abschiebung von Lehrlingen.

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Bundeskanzler Sebastian Kurz mit dem von Abschiebung bedrohten Menhaj Safi (19), der ihm bei einer Wahlveranstaltung vergangene Woche einen Brief seines Arbeitgebers und anderer Unternehmer überreichte.

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Salzburg – In Salzburg ist Gustl Absmann eine Institution. Er ist Wirt und betreibt zwei Wirtshäuser: den Fuxn und Die Weisse, Letztere ist Teil von Österreichs ältester Weißbierbrauerei.

Seit kurzem steht Absmann wieder im Fokus der Salzburger Öffentlichkeit. Der Promiwirt, der mit der Salzburger Politik auf Du und Du ist – "ich kenne sie alle" –, startete eine Protestaktion gegen die Asylpolitik der Bundesregierung. Auf Plakaten und Postkarten werden Innenminister Herbert Kickl, FPÖ-General Harald Vilimsky und Kanzler Sebastian Kurz als "Flaschenköpfe" karikiert. Auf der Speisekarte steht: "UnMENSCHlich, KURZsichtig, KICKlig! Kanzler Kurz und Co möchten unsere gut integrierten Lehrlinge abschieben!"

Schwerer Verlust

Auslöser war die Anhörung eines der fünf bei Absmann beschäftigten Lehrlinge bei Gericht, bei der klar wurde, dass dem 19-Jährigen aus Afghanistan die Abschiebung droht. Laut Angaben aus dem Büro des Salzburger Integrationslandesrats Heinrich Schellhorn (Grüne) teilen dieses Schicksal österreichweit weitere rund eintausend Lehrlinge.

Neben der menschlichen Komponente – "bestens integrierte Leute abschieben, das kann nicht sein" – führt der Wirt wirtschaftliche Interessen an. Bei 77 Mitarbeitern wäre der Abgang von fünf Leuten ein schwerer Verlust. "Wir brauchen die Leute." Er habe "einen Dauerauftrag beim AMS, aber es meldet sich niemand".

"Wirtschaftlich unsinnig"

Absmann verweist auch auf die Aktion von Integrationslandesrat Rudi Anschober (Grüne) aus Oberösterreich und seine "Allianz für Menschlichkeit und Vernunft". Wie Anschober plädiert auch der Salzburger Schellhorn für Vernunft: "Es ist wirtschaftlich und menschlich unsinnig, junge Menschen abzuschieben, die in Berufen mit Lehrlingsmangel eine Ausbildung machen." Es brauchte eine Form eines humanitären Aufenthaltsrechts oder eine spezielle Rot-Weiß-Rot-Card. Das könnte die Bundesregierung sofort mit einer Änderung beim humanitären Aufenthalt umsetzen.

Brief an Kurz und Haslauer

Gemeinsam mit anderen Betrieben hat sich Absmann deshalb auch in einem Schreiben an Bundeskanzler Kurz und Landeshauptmann Wilfried Haslauer gewandt. Darin plädieren sie für "die deutsche Lösung: drei Jahre Lehre plus zwei Jahre Arbeitsaufenthaltsbewilligung".

Dass die FPÖ-Wähler unter seinen Gästen mit der Aktion nicht zufrieden sind, weiß Absmann. "Ob die wiederkommen, ist mir wurscht", sagt er. Die meisten Rückmeldungen seien aber positiv, "was unsere Jungs betrifft". (Thomas Neuhold, 14.5.2019)