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Rom war eher keine Reise wert.

Foto: REUTERS/STRINGER

Rom –Dominic Thiem hat seine Generalprobe für die am Sonntag in einer Woche beginnenden French Open verpatzt. Der Weltranglistenvierte verlor am Donnerstag überraschend in der zweiten Runde des Masters-1000-Turniers in Rom gegen den Spanier Fernando Verdasco. Der als Nummer fünf gesetzte Österreicher hatte nach 2:43 Stunden mit 6:4, 4:6, 5:7 das Nachsehen und auch das vierte Duell mit Verdasco verloren. Nach dem Spiel kritisierte Thiem vor allem die Turnierleitung und die Farce am Vortag.

Aber vorerst zum Sportlichen: Der 13-fache Turniersieger Thiem nahm Verdasco zu Beginn zum 2:0 den Aufschlag ab. Gleich darauf musste der Niederösterreicher zwar nach unnötigen Fehlern bei 0:40 drei Breakbälle abwehren, doch es gelang ihm die 3:0- und 4:1-Führung. Linkshänder Verdasco, der Thiem immer wieder mit starken Vorhandschüssen entlang der Linie in Bedrängnis brachte, blieb trotz des eindeutig scheinenden Zwischenstands immer dran. Nicht unverdient nutzte er die insgesamt sechste Chance zum Rebreak zum 3:4.

Übung der Kunstflieger

Thiem ärgerte sich, auch über ein immer wiederkehrendes Flugzeug über der Anlage, aber erfing sich. Später stellte sich übrigens heraus, dass es eine schon zuvor angesetzte Übung der Kunstfliegerstaffel Frecce Tricolori war. Nach 51 Minuten nutzte Thiem seinen zweiten Satz- und Breakball im zehnten Game zum 6:4. Der zweite Satz ging nach 1:46 Stunden mit 6:4 an Verdasco.

Zu Beginn des Entscheidungsdurchgangs ließ Thiem zwei Breakchancen zum 2:0 ungenutzt. Und wie im zweiten Satz musste Thiem nach drei zuvor sicheren Aufschlagspielen bei 3:3 seinen Aufschlag nach neuerlich mehreren unerzwungenen Fehlern abgeben. Thiem gelang nach 2:20 Stunden das sofortige Rebreak. Nach Abwehr von vier Breakbällen schaffte er noch das 5:4, doch der zehn Jahre ältere Verdasco ließ sich nicht abschütteln und schaffte es, dem Weltranglistenvierten den Aufschlag zum 6:5 abzunehmen. Thiem hatte sein Pulver verschossen, ein neuerliches Rebreak gelang ihm nicht, und Verdasco jubelte über einen neuerlichen Erfolg gegen den Barcelona-Sieger.

"Witzlos"

Nach dem Ausscheiden machte der Österreicher seinem Ärger Luft. Weniger die knappe Niederlage wurmte Thiem, als die Vorgeschichte beim Masters-1000-Turnier. Allen voran die Tatsache, dass man die Spieler am Mittwoch trotz absehbar anhaltenden Regens bis zum letzten Moment auf der Anlage behalten hat.

"Ich bin sehr schwer verärgert, weil mir taugt es einfach nicht, wie mit uns Spielern bei dem Turnier umgegangen wird. Gestern war für mich eine bodenlose Frechheit, weil es hat jeder Spieler und jedes Wetterradar gewusst, dass es gestern unmöglich war, auch nur einen Tennisball zu spielen", echauffierte sich Thiem. Man habe die Spieler so lange auf der Anlage behalten und die Matches exakt dann gecancelt, als der italienische Fußball-Cup im sehr nahe an der Tennis-Anlage gelegenen Olympiastadion begonnen hat.

Das zu erwartende Verkehrschaos hat dann sein Übriges getan, denn der Transfer von der Anlage ins Hotel hat dann laut Thiem auch noch fast zwei Stunden gedauert. "Das ist für mich extrem schlecht organisiert. Ich war irgendwann spät im Bett, und mich dann um 10 Uhr auf den Platz zu holen ist auch witzlos, finde ich." Über die durch den Regen entstandene Ansetzung von zwei oder drei Matches am Tag würde er sich hingegen nie beschweren.

"Eines 1000er-Turniers nicht würdig"

Die Italian Open haben für ihn schon am ersten Tag nach seiner Ankunft Sonntagmitternacht aus Madrid schlecht begonnen. "Ich musste dann am Montag so viele Dinge fürs Turnier machen, was mich auch nicht stört und dazugehört, aber dass ich dann nicht mehr als eine Stunde allein am Trainingsplatz kriege, weil sie einfach nicht genug haben da, ist nicht professionell und eines 1000er-Turniers nicht würdig."

Dass diese Vorgeschichte für ihn keine gute Vorbereitung war, wollte Thiem schon angemerkt wissen. "Die Ausgangsposition war sehr schlecht. Wenn man von so vielen anderen Sachen abgelenkt wird und leer gemacht wird im Kopf, für die wir diesmal nichts können ... Es gibt auch Sachen, wo ich mich selbst in die Schuld nehme." Für Thiem war dies "ein Riesenausschlag dafür, dass ich heute so schlecht performt habe".

Müde im Kopf

Hätte man am Mittwoch um 14 oder 15 Uhr gecancelt, dann hätte man relativ freie Straßen ins Hotel gehabt. Er spreche da nicht nur für sich, so habe man etwa auch Novak Djokovic und Denis Shapovalov Mittwochabend noch auf die Anlage geholt, obwohl das Wetter aussichtslos war. Auch deren Fahrt zur Anlage habe für die beiden eineinhalb Stunden gedauert.

Über das Match selbst wollte Thiem da gar nicht viel sagen, obwohl er die Hürde Verdasco ja fast genommen hätte. "Es war kein gutes Match, von Anfang an. Es hat der gewisse Punch in meinen Schlägen gefehlt, ich habe zu viel herumgesudert, ich war unzufrieden mit allem Möglichen eigentlich." An seiner Form zweifelt er nicht, denn er habe "jetzt echt viele gute Matches auch hintereinander gespielt", aber: "Ich war definitiv müde, nicht körperlich, aber im Kopf, von der ganzen Scheiße, die da passiert ist."

Thiem plant nach seinem Ausscheiden in Rom noch nach Wien zu fliegen, nach Paris will er am Mittwoch reisen. (APA, red, 16.5.2019)