Linz/Wien – Nachdem die Akademie der bildenden Künste Wien Landeshauptmann Thoma Stelzer (ÖVP) aufgerufen hat, die Bestellung des Malers Odin Wiesinger in den oberösterreichischen Landeskulturbeirat zurückzunehmen, tat dies Freitagnachmittag auch der Österreichische Kunstsenat. Der Präsident des Gremiums, Josef Winkler, protestierte namens des Kunstsenat-Präsidiums in einem Offenen Brief "scharf gegen die Nominierung".

Die "auch international bekannten sogenannten 'Einzelfälle', wie wir sie nun schon fast täglich aus dem Umfeld der Regierungspartei FPÖ wahrnehmen, häufen sich und werden allmählich zum unerträglichen Dauerzustand in Österreich", begründet der Kunstsenat seinen Appell an Stelzer. Wiesinger hat u. a. für rechte Magazine wie "Info-Direkt" oder die inzwischen eingestellte "Aula" Auftragsarbeiten angenommen. Für den rechten Kongress "Verteidiger Europas" in Linz schuf er eine Bilderserie mit dem Titel "Endsieg". Er sitzt für die FPÖ in der kommenden Funktionsperiode (ab 8. Juni) im Landeskulturbeirat.

Der Österreichische Kunstsenat, bestehend aus 21 Trägern des Großen Österreichischen Staatspreises, hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Anliegen der Kunst in der Öffentlichkeit zu vertreten. Er hat das alleinige Vorschlagsrecht für den Großen Österreichischen Staatspreis, die höchste Auszeichnung der Republik für künstlerische Leistungen. Dem Präsidium gehören neben Schriftsteller Josef Winkler der Komponist HK Gruber und die Künstlerin Brigitte Kowanz an.

Menschenverachtende Haltung

Davor hatte die Akademie der bildenden Künste Wien am Freitag auf die Bestellung reagiert. Sechs Institutsvorstände kritisieren in einem offenen Brief an Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) "die unerhörten verbalen Entgleisungen" Wiesingers gegenüber Eva Blimlinger, der Rektorin der Kunstakademie, und fordern ihn auf, die Bestellung zurückzunehmen.

"Die Formulierungen von Herrn Wiesinger sind Ausdruck einer verletzenden und menschenverachtenden Haltung, die weder in der Politik noch in der Kunst toleriert werden dürfen", heißt es in dem Brief. Der Innviertler Maler hatte Blimlinger im Internet als "hässliches und dummes Stück Fleisch" bezeichnet. Die Weise, mit der sich Wiesinger gegenüber der Rektorin und generalisierend über zeitgenössische Kunst zu Wort gemeldet habe, sei weder mit Kunst noch mit dem ihm übertragenen Aufgabenfeld vereinbar. Deshalb solle Stelzer seine Position zu den "ungeheuerlichen Vorfällen und der Verrohung der Sprache" darlegen und die Rücknahme der Bestellung Wiesingers in den Landeskulturbeirat erwirken. (APA, 17. 5. 2019)