Köln/Wien – Der deutsche Enthüllungsjournalist Günter Wallraff hat die heimlichen Aufnahmen, die zum Rücktritt von Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) geführt haben, als "gelungenen Coup" bezeichnet. "Aber man möchte wissen, wer dahintersteckt. Wahrscheinlich eine größere Organisation", sagte Wallraff der Deutschen Presse-Agentur.

Es sei "sehr unheimlich", welche Koalitionen und Schulterschlüsse Rechtspopulisten einzugehen bereit seien, so Wallraff. "Das hätte man früher nicht für möglich gehalten. Das österreichische Beispiel sollte uns zur Warnung dienen. Es ist sehr positiv, dass dieser Korruption das Handwerk gelegt wurde", sagte Wallraff.

"Lex Wallraff"

Die journalistische Methode der versteckten Kamera sei in Deutschland längst als "Lex Wallraff" rechtlich legitimiert. Sie habe sich bewährt "und in Österreich nun ein ganzes Land wachgerüttelt". "Der Bundesgerichtshof und das Bundesverfassungsgericht haben dies für zulässig erklärt, wenn damit gravierende Missstände aufgedeckt werden. Ich würde mir nur wünschen, dass diejenigen, die das bewerkstelligt haben, sich zu erkennen geben." Er selbst habe bei seinen Aktionen mit versteckter Kamera nicht so lange bis zur Veröffentlichung gewartet.

Die auf Ibiza entstandenen Aufnahmen Straches sollen aus dem Jahr 2017 stammen. Die Aktion erinnere ihn an seine Aufdeckung der Putschpläne von Portugals General Antonio de Spinola 1976, sagte Wallraff. Die Aufdeckung der Pläne hatte dazu geführt, dass Spinola sein Exil in der Schweiz verlassen musste und sich nach Südamerika absetzte. (APA, dpa, 20.5.2019)